Max Mell

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Max Mell (1927)
Daten zur Person
Personenname Mell, Max
Abweichende Namensform
Titel Dr.phil
Geschlecht männlich
PageID 1209
GND 118580566
Wikidata Q90074
Geburtsdatum 10. November 1882
Geburtsort Marburg, Steiermark 4114985-3
Sterbedatum 12. Dezember 1971
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Lyriker, Erzähler, Dramatiker
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug Max Mell (Bestände)
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 8.03.2024 durch WIEN1.lanm09lue
Begräbnisdatum 17. Dezember 1971
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 32C, Nummer 58
Bildname MaxMell.jpg
Bildunterschrift Max Mell (1927)
  • 13., Auhofstraße 244 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Bauernfeld-Preis (Verleihung: 1914)
  • Preis der Stadt Wien für Literatur (Verleihung: 1927)
  • Burgtheater-Ring (Verleihung: 1935)
  • Ehrenring der Stadt Wien (Verleihung: 11. November 1942)
  • Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 15. Dezember 1959)
  • Grillparzer-Preis (Verleihung: 1929)

Mell Max, * 10. November 1882 Marburg, Steiermark (Maribor, Slowenien), † 12. Dezember 1971 Wien, Lyriker, Erzähler, Dramatiker.

Biografie

Max Mell übersiedelte bereits 1886 mit seinen Eltern (dem Juristen Alexander Mell und seiner Ehefrau Marie Rocek) nach Wien und nahm nach der Matura im Jahr 1900 an der Universität Wien ein Studium der Germanistik und Kunstgeschichte auf. Er wurde 1905 mit einer Arbeit über den Dichter Wilhelm Waiblinger zum Dr. phil. promoviert und lebte fortan als freier Schriftsteller. Mell gehörte selbst keiner literarischen Gruppe an, knüpfte aber dennoch um die Jahrhundertwende Kontakte zu Hugo von Hofmannsthal, Arthur Schnitzler, Anton Wildgans und Felix Braun. Bereits 1903 erschien in der angesehenen Wochenschrift "Die Zeit" Mells Erzählung "Die Geschichte des Gärtners", im Jahr darauf folgte sein neuromantisch-symbolistisch geprägter Band "Lateinische Erzählungen".

Literarische Erfolge vor und nach dem Ersten Weltkrieg

Während Mells dramatische Arbeiten (unter anderem "Der Barbier von Berriac", 1907) zwar von Schnitzler gelobt, aber ohne Erfolg aufgeführt wurden, erhielt er für seine im bäuerlichen Milieu angesiedelte Novelle "Barbara Naderers Viehstand" 1914 den Bauernfeldpreis. Auf den Ersten Weltkrieg reagierte Mell mit patriotischen Zeitungsbeiträgen sowie als Mitarbeiter und Beiträger der von Hofmannsthal zwischen 1915 und 1917 im Insel-Verlag herausgegebenen, dezidiert nationalpatriotischen Reihe "Österreichische Bibliothek", zu der Mell die Bände "Heldentaten der Deutschmeister 1697–1914" und "Die österreichischen Lande im Gedicht" beisteuert. 1916/17 nahm Mell als Einjährig-Freiwilliger an den Kämpfen an der russischen Front teil, kam aufgrund einer Herzerkrankung im Oktober 1917 jedoch ins k.u.k. Reservespital Klagenfurt und war fortan vom Militärdienst befreit.

Mells eigentlicher literarischer Erfolg setzte kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs mit dem Stationendrama "Das Wiener Kripperl von 1919" (1921) ein, das zugleich seinen Ruf als Autor katholischer Mysterienspiele begründete. Dieses am Krippen- und Festspiel orientierte Genre, das auf Chaos und Not der Nachkriegszeit mit imaginierten Gegenordnungen von tiefer Gläubigkeit und (vermeintlicher) bäuerlicher Ursprünglichkeit reagierte, prägte Mell in der Folge maßgeblich durch weitere Stücke, wie das "Schutzengelspiel" (1923), das "Apostelspiel" (1924), das 1925 sogar bei den Salzburger Festspielen gastierte, oder das "Nachfolge-Christi-Spiel" (1927), das Raoul Auernheimer in der Neuen Freien Presse vom 1. Juli 1928 gar zu einem der Höhepunkte der Burgtheatersaison adelte. Diese Würdigungen, besonders aber die Verleihung des Grillparzer-Preises 1929 unterstreichen den zeitgenössischen Erfolg dieser aus heutiger (und damaliger) Sicht durchaus anachronistisch anmutenden Mysterienspiele.

Mell im "Ständestaat" und nach dem "Anschluss"

Der konservativ-katholische, tendenziell kulturpessimistische Mell öffnete sich spätestens in den frühen 1930er Jahren dem deutschnationalen und völkischen Lager. Mell suchte ab 1933 sowohl die Nähe zu den Spitzen des sogenannten "Ständestaates" (Jurymitglied des österreichischen Staatspreises, Vortragender bei Veranstaltungen der Vaterländischen Front) als auch zu jenen des Nationalsozialismus: So trat er gemeinsam mit anderen deutschnational gesinnten Autoren 1933 aus dem PEN-Club aus, als dieser sich auf dem Jahreskongress in Ragusa (heute Dubrovnik) mit den vom NS-Regime verfemten Schriftstellerinnen und Schriftstellern solidarisierte und wurde 1936 Präsident des neu gegründeten "Bundes deutscher Schriftsteller in Österreich", einer NS-Tarnorganisation zur Vorbereitung des "Anschlusses" an das Deutsche Reich auf kulturpolitischem Gebiet.

Nach dem "Anschluss" 1938 beteiligt er sich am Bekenntnisbuch österreichischer Dichter und beantragte 1940 die NSDAP-Mitgliedschaft. Bevor er diese erhielt, zog er seinen Antrag jedoch wieder freiwillig zurück. Durch seine gute Beziehung zu Baldur von Schirach wurde ihm 1942 (anlässlich seines 60. Geburtstages) der Ehrenring der Stadt Wien überreicht, wenngleich er ab 1940 zunehmend zum NS-Regime auf Distanz ging. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde seinem Ansuchen, ihm die Registrierungspflicht zu erlassen, stattgegeben.

Mell in der Zweiten Republik

Trotz seiner engen Verstrickung in die NS-Kulturpolitik, deren kritische Reflexion er unterließ, konnte Mell nach dem Zweiten Weltkrieg unter den Vorzeichen einer kulturpolitischen Restauration recht nahtlos an frühere Erfolge im literarischen Feld anknüpfen. Bereits im Jänner 1951 wurde am Burgtheater der zweite Teil von Mells Nibelungen-Projekt, „Kriemhilds Rache“, inszeniert, nachdem der erste Teil mit dem Titel „Der Nibelungen Not“ noch 1944 ebendort seine Uraufführung erlebt hatte. Spätestens 1954 war Mell durch die Verleihung des Österreichischen Staatspreises für Literatur vollständig rehabilitiert und wurde in der Folgezeit zu einer zentralen Figur der österreichischen Kulturpolitik. Nach seinem Tod 1971 wurde ihm ein Ehrengrab der Stadt Wien auf dem Zentralfriedhof zugewidmet.

Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Straßen benannt sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen. 2013 wurde im Forschungsbericht „Straßennamen Wiens seit 1860 als politische Erinnerungsorte“ auch Mells nationalsozialistische Einstellung thematisiert. Im 13. Wiener Gemeindebezirk gibt es an der Erzbischofgasse weiterhin den Max-Mell-Park.

Ein äußerst umfangreicher Nachlass Max Mells befindet sich in der Wienbibliothek im Rathaus.


Quellen

Literatur

  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 198 f.
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013
  • Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personen Lexikon der Ersten und Zweiten Republik. Wien 1992
  • Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
  • Margret Dietrich / Heinz Kindermann [Hg.]: Begegnung mit Max Mell. Wien / Graz [u.a.]: Böhlau 1982
  • Österreichische Akademie der Wissenschaften: Almanach. Band 123. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1973, S. 283 ff.
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951


Max Mell im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.