1. Döblinger Kino

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Kollaudierungsplan des 1. Döblinger Kinos (um 1914)
Daten zur Organisation
Art der Organisation Kino
Datum von 1914
Datum bis 1936
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 58251
GND
WikidataID
Objektbezug Kino, Roxykino
Quelle
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Letzte Änderung am 18.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Bildname 1. Döblinger Kino 1.jpg
Bildunterschrift Kollaudierungsplan des 1. Döblinger Kinos (um 1914)
  • 19., Billrothstraße 21

Frühere Adressierung

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48° 14' 7.02" N, 16° 21' 0.74" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Tapetenentwurf (Ausschnitt aus: Plan für eine Neugestaltung des Inneren, 1916)
Vorhang- und Tapetenentwurf (Ausschnitt aus: Plan für eine Neugestaltung des Inneren, 1916)
Kollaudierungsplan des 1. Döblinger Kinos
Zustimmung zur Verlegung der Kinolizenz (1914)
Zustimmung zur Übergabe der Kinolizenz an Marie Aigner (1915)
Übergabeplan des 1. Döblinger Kinos (1930)
Vorhangentwurf (Ausschnitt aus: Plan für eine Neugestaltung des Inneren, 1916)
Plan für eine Neugestaltung des Inneren (1916)
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Kollaudierungsplan des 1. Döblinger Kinos (1916)
Begleitschreiben zum Plan für eine Neugestaltung des Inneren (1916)

Lizenztransfer und Gründung des Kinos

1914 verlegte der Wiener Kino-Beleuchtungsinspektor Josef Schönberger seinen bereits seit 1909 bestehenden Kinobetrieb, das "Döblinger Kinematik Varieté Theater", von 19., Billrothstraße 31 nach 19., Billrothstraße 21 und nannte sein neues Kinounternehmen "Döblinger Kino".

Das Kino hatte im Gründungsjahr knapp 200 Sitze, von denen 183 Klappsitze waren, darüber hinaus gab es Logen mit insgesamt 14 Sitzen.

1916 (andere Angaben: 1915) übernahm die Lizenz zur Führung des Betriebs die Wienerin Marie Aigner (* 1888), die nach ihrer ersten Heirat unter dem Namen Maria Winterhalder (auch: Winterholder) und ab 1921 schließlich unter dem Namen Marie Hartl aufscheint.

Direktion Hermine Stock

1924 suchte auch der Landesverband Wien der Kriegsinvaliden und Kriegshinterbliebenen um die Lizenz an, doch wurde diese weiterhin an Hartl vergeben. Hartl blieb auch nach Inkrafttreten des Wiener Kinogesetzes von 1926 Konzessionärin des Kinos, das sich nun in den Schreiben Hartls auch "Erstes Döblinger Kino" nannte. Marie Hartl blieb bis 31. Dezember 1928 Konzessionärin; ihr folgte Hermine Stock (* 1885), der Hartl aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustandes das im Parterre des Hauses gelegene "Kinolichtspieltheater" bereits am 19. März 1928 verkauft hatte und die in einem Schreiben an den Magistrat darum ansuchte, nun auch die noch auf sie laufende Konzession an Stock zu übertragen.

Doch das diesbezügliche Ansuchen von Hermine Stock stieß auf wenig positive Reaktionen: Zahlreiche andere Kinos, darunter das Ideal Kino in der Döblinger Hauptstraße 4 und das Kino Universum in der Sieveringer Straße 3, wehrten sich vehement gegen die Verleihung der Konzession an Stock, die bereits eine Reihe anderer Kinos mitbesessen beziehungsweise geführt hatte, unter anderem die Mozart Lichtspiele (17., Jörgerstraße, später mit selber Lizenz an 9., Schubertgasse 5), das Wilhelmkino (12., Wilhelmstraße) und das "Lehner Kino" (14., Mariahilfer Straße 196, Konzessionsinhaberin: Charlotte Fischmann). Stock sei damit nicht Konzessionärin von mindestens zwei Betrieben, was bereits für Unmut bei den Konkurrenten sorgte, sondern wolle, so eines der damaligen Argumente, aus dem Kleinkino ein "Großkino" machen, da Stocks Mutter, Marie Sonnecker, nicht nur selbst ebenfalls ein Kino in Kierling führe, sondern auch "eine Realität besitzt, welche nach Auffassung des Fräulein Stock für die Errichtung eines Großkinos alle hierzu geeigneten Eigenschaften besitzt". Ein Großkino wäre auch für den Bezirk Döbling, so die weiteren Argumente gegen das Ansuchen Stocks, existenziell mehr als gefährlich: "Falls uns in diesem so schweren Kampf um die Existenz noch die Konkurrenz eines solchen Kinos aufgezwungen wird, muß der Ruin unseres Unternehmens und unser gänzlicher wirtschaftlicher Zusammenbruch die unausweichliche Folge bilden", hielten die unterzeichnenden Kinos fest, zu denen sich in einem weiteren Schreiben auch das Wiener Bioscop (9., Nussdorfer Straße 84) reihte. Noch deutlicher gegen die Konzessionsvergabe an Stock stellte sich die "Union des Bühnen- und Kinopersonals Österreichs": "Es ist richtig, dass Frl. Hermine Stock bereits mehrmals im Besitze bzw. Teilhaberin mehrerer Wiener Kinos war (Mozart-Lichtspiele, Unionkino, Döblingerkino), es ist aber ebenso richtig, dass Frl. Stock in allen diesen Betrieben weitgehende Differenzen mit ihrem Personal hatte, Differenzen, die immer ihre Ursache fanden in der Weigerung, eingegangene Vertragsverpflichtungen zu erfüllen. Frl. Stock wechselte ihr Personal fast unausgesetzt in der Absicht, sich auf diese Weise willfähriges zum Lohndruck geneigtes Personal zu sichern. Frl. Stock ist in den Angestelltenkreisen der Kinogruppe bereits so gefürchtet, dass selbst in bitterster Not befindliche Arbeitslose sich weigern, bei Frl. Stock Arbeit zu nehmen." Bestätigt wurde vonseiten der Union auch, dass Stock das Kino als "Spekulationsobjekt" gekauft hätte, und die "Union der Bühnen und Kino-Personale Österreichs" sprach in ihrer Stellungnahme gar davon, dass Stock „in der Branche als 'Kinoschreck' bezeichnet wird". Die Union führte für eine Reihe von bisher von Stock geleiteter Kinos Vorfälle an, wies darauf hin, dass Stock sich weigere, die kollektivvertraglichen Mindestlöhne zu zahlen, wie auch darauf, dass sie auch im Döblinger Kino bereits Kündigungen vorgenommen hätte und eine Reihe von Operateuren das Kino nicht mehr betreten wollten.

In einem Gegenschreiben von Stock argumentierte diese ihre Konflikte mit der Union und erklärte, das Kino "derzeit" noch nicht vergrößern zu wollen. Trotz der umfangreichen und heftigen Gegenstimmen erhielt Stock die Konzession und vergrößerte den Betrieb tatsächlich nicht.

Bereits 1929 kam es zu neuen gerichtlichen Streitigkeiten mit Mitarbeitern, da Stock Gehälter nicht bezahlte, aber auch zu Konflikten mit der Behörde, da Stock notwendige Unterlagen immer wieder aufschob oder verweigerte. 1930 führte Hermine Stock eine Tonanlage ein. Im Februar 1933 wurde bei einer Sondervorstellungen der Film Das neue Italien gezeigt; am 29. März 1933 brachte Stock die Filme Wolkenstürmer, Das braune Heer im weißen Feld über die "SA-Schimeisterschaft in Schladming" und Der Führer in Chemnitz, im Mai wurde auch hier der von Live-Spielszenen im Saal begleitete Film Im braunen Rössel zu Blunzendorf gezeigt, die Filmstunde brachte den Film Die gute Hausfrau (der in mehreren weiteren Kinos gezeigt wurde, unter anderem 5., Atlantiskino; 6., Schäffer-Kino; 12., Meidlinger Biograph; 13., Tivolikino; 18., Iriskino). 1934 wurde unter anderem der Publikumserfolg Die kleine Trafik in vier Vorstellungen an einem Tag gezeigt. In einer Werbeeinschaltung ist das Kino 1935 als eines der wichtigsten Döblinger Kinos ausgewiesen.

1935 wurde beim Wiener Magistrat eine Anzeige zweier anderer Kinobetreiber gegen Hermine Stock wegen "NS-Betätigung" eingebracht.

1936 wurde das "Erste Döblinger Kino" aufgelassen und Hermine Stock übersiedelte mit ihrer Konzession in das Haus Billrothstraße 22 / Hardtgasse 1-3, das ihrer Mutter Marie Sonnecker gehörte und das 1935/1936 mit Förderung des Wiener Assanierungsfonds neu errichtet worden war, und führte das Kino dort unter ihrer Konzession ab 1937 als Roxykino weiter.

Siehe auch: Roxykino, Kino

Die streitbare Kinobetreiberin weigerte sich vorerst, einen Eingliederungsantrag an die Reichsfilmkammer zu stellen, sodass ihr 1940 ein Treuhänder für ihren Betrieb zur Seite gestellt wurde. 1941 erhielt Stock schließlich für ihr Kino eine vorläufige Spielbewilligung und wurde 1944 „in die RFK inkorporiert“.[1]

In der Nachkriegszeit wurde das Kino von Robert Kotas umgebaut.

Fassungsraum

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Siehe auch: Kino

Quellen

Literatur

  • Werner Michael Schwarz: Kino und Kinos in Wien. Eine Entwicklungsgeschichte bis 1934. Wien: Turia & Kant 1992, S. 286f.
  • Klaus Christian Vögel: Angeschlossen und gleichgeschaltet. Kino in Österreich 1938−1945. Wien: Böhlau 2018, S. 191f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Klaus Christian Vögl: Angeschlossen und gleichgeschaltet. Kino in Österreich 1938-1945. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2018, S. 192.