Würfeluhren

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Die erste Würfeluhr Wiens auf einer Aufnahme von 1929 (Detailansicht).
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Bildunterschrift Die erste Würfeluhr Wiens auf einer Aufnahme von 1929 (Detailansicht).

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Stammblatt der ältesten Wiener Würfeluhr aus dem Jahr 1907.
Die erste Würfeluhr Wiens auf der Kärntner Straße (Aufnahme: 1929).

Vorläufer

Der Trend zu öffentlichen Uhren beginnt in Wien in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Vorerst wurden nur ausgewählte Kirchen-Uhren von der Gemeinde betreut. 1877 wurde in Anwesenheit von Vizebürgermeister Julius Newald am Schottenring die erste pneumatische Uhr in Betrieb genommen. Sie wies drei Zifferblätter auf.[1] 1885 wurde der erste Versuch zur Funkfernsteuerung genehmigt.

Erste Würfeluhr

Im Jahr 1907 wurde an der Kreuzung Kärntner Straße und Opernring eine elektrisch betriebene Uhr aufgestellt. Diese sogenannte Würfeluhr an einem Bogenlampenmast war die erste ihrer Art in Wien. Für die Inbetriebnahme dieser Uhr neuen Modells am Donnerstag, dem 5. September 1907, lud die zuständige Magistratsabteilung IV den Vorsteher und den Polizeikommandanten des 1. Bezirkes, einen Vertreter der Städtischen Elektrizitätswerke, den Uhrmacher Ing. Emil Schauer, dessen Firma die Uhr hergestellt hatte, sowie Vertreter der Stadtbuchhaltung und des Stadtbauamtes ein. Die Versammlung zur feierlichen Eröffnung fand um 20.45 Uhr beim Hauptportal der damaligen k.k. Hof-Oper statt.

Eigentümerin der Uhr und ihrer Zifferblätter war die Gemeinde Wien. Die Uhr bestand aus vier beleuchteten Zifferblättern, deren Durchmesser jeweils 100 Zentimeter betrug. Sie wurde an einem Lichtmast angebracht. Die eigentliche Hauptuhr samt Uhrwerk war jedoch in einer Soinisäule des Wiener Ankündigungsinstituts Soini & Co vor dem Hotel Bristol untergebracht. Die Gangdauer war mit "unbeschränkt" geplant. Als Gangreserve bei Stromausfall werden auf dem Uhrenstammblatt drei Stunden angegeben.

Wartung

Die 1839 am damals noch nicht eingemelndeten Neubau gegründete und auf die Erzeugung von Großuhren spezialisierte Firma Ing. Schauer besorgte auch die Instandhaltung der Würfeluhr an der Opernkreuzung. 1929 wurden beispielsweise neue Zeigewerke eingebaut, 1935 die vier Zifferblätter und nach dem Ende des 2. Weltkrieges der durch den Krieg entstandene Schaden repariert. Wie man dem Tätigkeitsbericht der Magistratsabteilung 33 aus dem Jahr 1945 entnehmen kann, wurden ab Ende Mai 1945 die öffentlichen Uhren in der Stadt einer Revision unterzogen und gereinigt. Die Zerstörungen wurden nach und nach behoben und viele Uhren wurden wieder in Gang gesetzt. Durch Luftdruck demolierte Zifferblätter wurden repariert, Antriebsmotoren ausgewechselt. Die von der Magistratsabteilung 33 an Kirchen, Amtshäusern oder Lichtmasten angebrachten Uhren konnten instand gesetzt werden.

Zentrale Steuerung

1952 wurde die Würfeluhr an der Ecke Kärntner Straße und Opernring schließlich auf zentrale Steuerung umgestellt. Ab diesem Zeitpunkt war sie mit einer "Mutteruhr" auf der Feuerwehrzentrale Am Hof verbunden und wurde von dieser elektrisch ferngesteuert. Die Zentraluhr Am Hof wurde durch eine eigene Leitung jede Viertelstunde mit der Uhr der Universitätssternwarte synchronisiert. So konnte gewährleistet werden, dass die öffentlichen Uhren in Wien nun dieselbe Zeit anzeigten. Bis dahin hatte die Tatsache, dass die öffentlichen Uhren in Wien unterschiedliche Zeitangaben boten, für Unmut in der Bevölkerung gesorgt. 1971 wurde die ersten funkgesteuerte Würfeluhr in Wien am Heumarkt im 3. Bezirk in Betrieb genommen.

Anzahl der Uhren 1952

Zu Ende des Jahres 1952 verwaltete die Magistratsabteilung 33 insgesamt 203 Uhren, 196 davon waren in Betrieb. Von diesen 196 Uhren waren 39 Lichtmastuhren, sechs Ständeruhren, 104 Uhren auf Kirchen, neun Uhren in Schulen, 21 Uhren auf Amtshäusern, sieben Uhren auf Wetterhäuschen und 17 Uhren auf sonstigen Objekten. Von diesen 196 Uhren waren 140 Uhren mit insgesamt 946 Glühlampen beleuchtet. Davon funktionierten 363 Lampen mit Gleichstromanschluss und 583 Lampen mit Wechselstromanschluss. Die MA 33 unternahm 1952 insgesamt 702 Kontrollgänge und 416 Bauüberwachungen und überprüfte 210 Störungsmeldungen an den Uhren.

Technische Entwicklungen

Der DCF77-Zeitzeichensender aus Mainflingen in Deutschland ersetzte in den 1980er Jahren nach und nach den magistratseigenen Uhrenfunk. 1987 wurde am Standort Am Hof im 1. Bezirk die erste per DCF77-Signal gesteuerte Uhr in Betrieb genommen. Im 21. Jahrhundert wurde die bisherige Funktechnik zur Uhrensteuerung schrittweise durch den Einsatz von GPS-Empfangsantennen abgelöst. 2002 wurden die ersten serienreifen GPS-Empfangsantennen eingesetzt. 2008 wurden alle Würfeluhren generalsaniert und auf GPS-Antennen umgebaut.

Quellen

Literatur

  • Peter Payer: Die synchronisierte Stadt. Öffentliche Uhren und Zeitwahrnehmung, Wien 1850 bis heute. Verlag Holzhausen, Wien 2015 (drei Kapitel über Würfeluhren)
  • Peter Payer, Zeit-Zeugen. Zur Geschichte der Wiener-Würfeluhr, in: Normalzeit. 20 Jahre Lichterloh (Wien 2012), Seite 123-148.
  • Volksstimme 18.7.1951, Seite 5
  • Arbeiter-Zeitung 13.10.1951, Seite 4

Einzelnachweise

  1. Peter Payer: Die synchronisierte Stadt, S. 35