Ringstraßenwettbewerb

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Ausschnitt der Ringstraße auf einem Perspektivplan von 1887
Daten zum Ereignis
Art des Ereignisses Wettbewerb
Datum von 31. Jänner 1858
Datum bis 31. Juli 1858
Thema
Veranstalter
Teilnehmerzahl
Gewalt
PageID 42990
GND
WikidataID
Objektbezug Ringstraße, Glacis, Langes 19. Jahrhundert
Quelle
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Letzte Änderung am 29.11.2023 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname WStLA_KS_Sammelbestand_P5_6184_V2_Ausschnitt.jpg
Bildunterschrift Ausschnitt der Ringstraße auf einem Perspektivplan von 1887

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48° 12' 5.76" N, 16° 22' 27.23" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Inhalt:
  1. Vorgeschichte
  2. Vorbereitungen
  3. Projekte und deren öffentliche Ausstellung
  4. Die Devisen der 85 eingereichten Wettbewerbsprojekte
  5. Der Ablauf der Beurteilung
  6. Der Masterplan zur Ringstraße

Vorgeschichte

Am Ende der neoabsolutistischen Ära im Kaiserreich Österreich löste ein einschneidendes Ereignis eine nachhaltige Veränderung in der Stadtgestalt von Wien aus. Die Zeit nach den beiden Revolutionen des Jahres 1848 war bestimmt von militärischer Repression und restaurativer Politik, die vom Minister des Innern, Alexander von Bach, entscheidend mitgeprägt wurde. Er hatte in jenem Jahrzehnt als wichtigster Minister nicht nur maßgeblich an der Gestaltung der politischen Veränderung hin zu einem neoabsolutistischen Staat Anteil gehabt, sondern war auch die treibende Kraft in der Zentralisierung der staatlichen Administration sowie im Ausbau der Bürokratie. Obschon auch andere Minister während der 1850er-Jahre die Stadterweiterung der inneren Stadt aufs Tapet gebracht hatten, war es schließlich Alexander von Bach, der damit bei Kaiser Franz Joseph I. Gehör fand. Dabei ging es mitnichten um eine Stadterweiterung, die der herrschenden Wohnungsnot entgegenwirken sollte. Die Ziele waren weitaus höhergesteckt: Wien sollte neu erstehen. Genauso wie es London, Paris, Berlin und München mit ambitionierten Bauprogrammen vorgemacht hatten. Das wichtigste städtebauliche Umbauprogramm, das Wien im 19. Jahrhundert erfahren würde, entstand dort, wo 1858 noch die Stadtmauer stand und davor der Stadtgraben und das Glacis lagen.

Plan der Stadtmauer mit den 107 Wohnhäusern (hochauflösendes Digitalisat: WStLA, Pläne und Karten: Sammelbestand, P1:1611)

Vorbereitungen

Der vom Kaiser genehmigte Grundplan der Stadterweiterung, 1859 (Lotterieblatt für das Jahr 1860)

Um ein derartiges Unternehmen in die Tat umsetzen zu können, bedurfte es umfangreicher administrativer Vorarbeiten. Die maßgebliche Person dafür war der hochrangige Mitarbeiter im Innenministerium Franz Matzinger. Er wurde zur einflussreichen Persönlichkeit, der das Projekt der Ringstraße über Jahrzehnte begleitete. Die erste Aufgabe, die Matzinger im ministeriellen Auftrag zu erledigen hatte, war die Abfassung verschiedener Dokumente. So stammten die ersten Worte des kaiserlichen Handschreibens aus der Feder Matzingers: "Lieber Freiherr v. Bach! Es ist mein Wille, daß die Erweiterung der inneren Stadt Wien mit Rücksicht auf eine entsprechende Verbindung derselben mit den Vorstädten ehemöglichst in Angriff genommen und hiebei auch auf die Regulirung und Verschönerung Meiner Residenz- und Reichshauptstadt Bedacht genommen werde. Zu diesem Ende bewillige Ich die Auflassung der Umwallung und Fortifikationen der inneren Stadt, so wie der Gräben um dieselbe. […]" Dieses Handschreiben wurde dem Kaiser vorgelegt, der es am 20. Dezember 1857 ratifizierte. Auf Vorschlag Matzingers wurden diese Zeilen am Christtag des Jahres 1857 in der Wiener Zeitung (siehe: Wiener Zeitung, 25. Dezember 1857) der Öffentlichkeit kundgetan. Durch die Weitsicht Matzingers wurden bereits hier die wichtigsten Leitlinien für die Bebauung der freien Fläche zwischen innerer Stadt und Vorstädten vorgezeichnet. Die Besonderheit dieses Schreibens liegt darin, das Prozedere festzuhalten, wie der Stadterweiterungsplan zu finden sei. Anders als die autokratische Beauftragung von Leo von Klenze und Friedrich von Gärtner in München oder von Georges-Eugène Haussmann in Paris wurde in Wien der erste öffentliche städtebauliche Wettbewerb ausgelobt.

Nach den Weihnachtsfeiertagen 1857 wandte sich Matzinger im Ministerium des Innern der eigentlichen Wettbewerbsausschreibung sowie der Auflistung der an die Wettbewerbsteilnehmer auszuhändigenden Planunterlagen zu. Die Pläne hatten zwei Aufgaben zu erfüllen. Einerseits musste den Wettbewerbsteilnehmern Planungsmaterial zur Verfügung gestellt werden, damit sie überhaupt ihre Projekte akkurat zeichnen konnten. Andererseits konnten die eingereichten Wettbewerbsbeiträge, wenn sie auf vereinheitlichten Plänen eingereicht würden, sehr einfach verglichen werden. Am Anfang des Jahres 1858 richtete man an verschiedene staatliche und städtische Stellen Anfragen, welches Planmaterial vorhanden wäre, damit das fehlende Planmaterial hergestellt werden könnte. Aus dieser Arbeitsphase haben sich originale Plan- und Zeichendokumente erhalten: Das Wiener Stadtbauamt erstellte im Januar und Februar 1858 Schnittzeichnungen für die topografisch schwierigen Bereiche des zukünftigen Stadterweiterungsgebiets sowie einen Plan über die mit der Stadtmauer in Verbindung stehenden Bauten (siehe Bild: Plan der Stadtmauer mit den 107 Wohnhäusern). Es zeigte sich, dass es um die Plandarstellung der Stadt schlecht bestellt war, sodass mit Nachdruck an die Herstellung von Plänen gegangen wurde.

Laut dem Verzeichnis, das die Konkurrenten mit ihren Unterlagen ausgehändigt bekamen, wurden ihnen für den Wettbewerb folgende Pläne – unentgeltlich – ausgehändigt:

  1. Ein Katastralplan der Stadt Wien sammt Vorstädten vom Jahre 1832 im Maßstabe von ein Wiener Zoll = 80 Klafter vier Blätter (siehe Bild: Katastralplan der Stadt Wien 1832)
    Katastralplan der Stadt Wien 1832 (hochauflösendes Digitalisat: WStLA, Pläne und Karten: Sammelbestand, P1.504/1. Ex.)

  2. Ein Plan der inneren Stadt Wien im Jahre 1858 mit den angrenzenden Vorstädten im Maßstabe von 1 Wr Zoll = 40 Klafter (siehe Bild: Plan der inneren Stadt Wien 1858)
    Plan der inneren Stadt Wien 1858 (hochauflösendes Digitalisat: WStLA, Pläne und Karten: Sammelbestand, P1.501/1. Ex.)
    .
  3. Ein Plan der inneren Stadt Wien vom Jahre 1858 im Maßstabe von 1 Wr Zoll = 40 Klafter in welchem die Inundazionslinie vom Jahre 1830, so wie auch die Niveau-Linien und Niveaukoten ersichtlich gemacht sind vier Blätter (siehe Bild: Niveau-und Inundationslinienplan, 1830)
    Niveau-und Inundationslinienplan, 1830
  4. Ein Plan der im Jahre 1858 aufgenommenen Niveau-Profile von der inneren Stadt bis zu den Vorstädten vier Blätter (siehe Bild: Niveauschnitt 1 (Detail))
    Niveauschnitt 1 (Detail)-Leopoldstadt-Stadt

  5. Ein Plan der bestehenden Kasematen in den Basteien der Stadt Wien neun Blätter (siehe Bild: Kasemattenplan (Detail))
    Kasemattenplan (Detail)

  6. Eine Abschrift des A. h. Kabinetschreibens vom 20. Dezember 1857 ein Stück
  7. Eine Abschrift der Konkursausschreibung vom 30. Jänner 1858 ein Stück
  8. Andeutungen über den approximativen Flächenraum der im A. h. Handschreiben für Staats- und sonstige öffentliche Zwecke bezeichneten Gebäude.

Zu Beginn des Wettbewerbes war der Gesamtstadtplan noch nicht fertig überarbeitet, sodass eine Ausgabe von 1832 ausgegeben werden musste. Erst im April 1858 konnte den Wettbewerbsteilnehmern dieser überarbeitete Plan ausgehändigt werden (siehe Bild: Gesamtplan, 1858)

Gesamtplan, 1858 (hochauflösendes Digitalisat: WStLA, Pläne und Karten: Sammelbestand, P1.383/1. Ex.)

. Darüber hinaus wurden ihnen noch ein weiterer Niveauplan, nämlich Schnitte durch die Stiegenanlagen der inneren Stadt, zur Verfügung gestellt (siehe Bild: Niveauschnitt-Treppen (Detail Ruprechtsstiege))

Niveauschnitt-Treppen (Detail: Ruprechtsstiege)



Projekte und deren öffentliche Ausstellung

Die Wettbewerbsdauer erstreckte sich vom 31. Januar 1858 bis einschließlich 31. Juli 1858. Anfang August lagen schließlich 85 Plankonvolute unterschiedlicher inhaltlicher Qualität und unterschiedlichen Umfangs vor. Wie zu Beginn des Wettbewerbs beabsichtigt, begann man noch während der Zeit der Sommerfrische die öffentliche Ausstellung zu organisieren. Als Ort befand der Mitarbeiter im Ministerium des Innern Ludwig Zettl – dieser hatte ebenso ein Wettbewerbsprojekt eingereicht – die Ausstellungsräumlichkeiten der Akademie der bildenden Künste in der Annagasse als adäquat. In der Vorbereitungsphase für die öffentliche Ausstellung wurde die Öffentlichkeit über verschiedene Zeitungen von den anonym eingereichten Projekten unterrichtet.

Broschüre mit den öffentlich präsentierten Wettbewerbsbeiträgen, 1858. (Vollständiges Digitalisat: www.digital.wienbibliothek.at)



Die Devisen der 85 eingereichten Wettbewerbsprojekte

nach der Nennung in der "Morgenpost"[1]

Nr. 1. "Ende gut, Alles gut."
Nr. 2. "Für mein theures Vaterland und meine noch theurere Vaterstadt bin bereit, jederzeit Geld, Mühe und Zeit zu opfern."
Nr. 3. "Meister rührt sich und Geselle In der Ordnung heil’gen Schutz, Jeder freut sich seiner Stelle Bietet dem Verräther Trutz."
Nr. 4. "Der gerade Weg ist der beste." (Zu unterscheiden von Nummer 58. [sic!])
Nr. 5. "H. Gr. H. Erhält Ordnung die Natur in ihrer Kraft, Der Mensch in der Regel, wenn er schafft."
Nr. 6. "Virtute haud fatis." (Durch Tüchtigkeit nicht durch Zufall.)
Nr. 7. "Durch die Reibung verschiedener Ideen gelangt man zur besten."
Nr. 8. "Immer strebe zum Ganzen."
Nr. 9. "Glückauf."
Nr. 10. "Großartigkeit, Schönheit, Zweckmäßigkeit."
Nr. 11. "A gens de village, trompette de bois. Et point d’argent, point de Suisse." (Den Dörflern eine Kindertrompete, kein Geld, keine Schweizer.)
Nr. 12. "Bemüht um Erfolg, von Lohnsucht frei."
Nr. 13. "Il n’est pas chasse que de vieux chien et il faut tenir le milieu en toutes-choses. G. v. L." (Man jagt nicht blos mit alten Hunden und in allen Dingen muß man die rechte Mitte halten.)
Nr. 14. "(Ein Bienenkorb.)"
Nr. 15. "Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit. Und neues Leben blüht aus den Ruinen."
Nr. 16. "Wer Neues schaffen will, darf sich nicht scheuen zu zerstören."
Nr. 17. "(Ein rother Ring.)"
Nr. 18. "Utile dulci." (Das Nützliche mit dem Angenehmen.)
Nr. 19. "Ein Kaisergedanke so groß und gewaltig Mit Freuden erfaßt ihn der schaffende Künstler Und prüft seine Kraft."
Nr. 20. "Offnen Wegen folgt Gottes Segen."
Nr. 21. "Durch Beharrlichkeit Erfolg."
Nr. 22. "Durch Fleiß, Ausdauer, Geschmack und Glück, Besteht oft des Menschen fernes Geschick."
Nr. 23. (Monument am Exerzierplatz)
Nr. 24. "A Monument." (Ein Denkmal.)
Nr. 25. "Rheinland."
Nr. 26. "Id quidem in hac urbe infinitum, quacumque ingredimur, in aliquam historiam vestigium ponimus." (Und das ist in dieser Stadt das Eigenthümliche, daß wohin wir schreiten, wir überall den Fuß auf historischen Boden setzen.)
Nr. 27. "Rom ist nicht an einem Tag erbaut."
Nr. 28. "Die Erweiterung der Stadt Wien soll eine Erweiterung im wahren Sinne des Wortes sein."
Nr. 29. (ohne Motto.)
Nr. 30. "Alles Edle gedeihe."
Nr. 31. "Ausdauernd."
Nr. 32. "Glück Auf! K."
Nr. 33. "Der Gipfel aller Zivilisation ist die Humanität, Literatur und Kunst sind ihre Form. H. L. K."
Nr. 34. "Favore et Labore." (Durch Glück und Arbeit.)
Nr. 35. "Patrioten! des erhabenen Kaisers bedeutungsvollem Worte "Stadterweiterung" schnellster Erfolg."
Nr. 36. "Was auf festem Grund gebaut Lange in die Zukunft schaut. A. L. M."
Nr. 37. "Idea di Bro. Bongiovani."
Nr. 38. "Ingenio studio assiduoque labore." (Durch Talent, Fleiß und stetige Arbeit.)
Nr. 39. "Ars longa, vita brevis."
Nr. 40. "W. H. R. Petit à petit, l’oiseau fait son nid, et poisson sans boisson est poison." (Nach und nach macht der Vogel sein Nest und Fisch ohne Getränk ist Gift.)
Nr. 41. "Nach Umständen."
Nr. 42. "Un "tiens" vaut mieux que deux "tu l‘auras" et donner un oeuf, pour avoir un boeuf." (Was man hält ist besser als doppelt so viel, das blos versprochen wird und es ist klug, ein Ei hinzugeben, um einen Ochsen zu bekommen.)
Nr. 43. "Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, Und neues Leben blühet aus den Ruinen."
Nr. 44. "Huldigung dem Fortschritt."
Nr. 45. "Licht, Luft, Raum."
Nr. 46. "Der Kunst und allgemeinem Nutzen zu Liebe."
Nr. 47. "Austria."
Nr. 48. "Viribus unitis." (Mit vereinten Kräften.)
Nr. 49. "In magnis voluisse sat est." (In großen Dingen ist’s genug, gestrebt zu haben.)
Nr. 50. "Wien nach zwanzig Jahren, Besonnenheit, Entschlossenheit, Wien nach fünfzig Jahren, Schönheit, mein Ideal, mein Gesetz."
Nr. 51. "Heil Oesterreich."
Nr. 52. "Und das Wort ist Fleisch geworden."
Nr. 53. "Das Herz muß mit dem Körper wachsen."
Nr. 54. "Altes vergeht, Neues entsteht."
Nr. 55. "A.E.I.O.U."
Nr. 56. "Nicht allein die Gegenwart, die Vergangenheit und Zukunft, sondern auch ihr Recht."
Nr. 57. "Vivat Franciscus Josephus Fundator." (Es lebe Franz Josef, der Stifter.)
Nr. 58. "Die zukünftige Stellung der Stadt Wien als Metropole der österreichischen Monarchie, als Metropole des Donaureiches."
Nr. 59. "Der gerade Weg ist der beste."
Nr. 60. "F. L. Ivo."
Nr. 61. "Es gibt nur a Kaiserstadt, es gibt nur a Wien."
Nr. 62. "Multa paucis." (Vieles durch Weniges.)
Nr. 63. (Ein Ring.)
Nr. 64. "Qui cupit optatam cursu pertingere metam, Multa tulit, fecitque puer sudavit et alsit." (Der Knabe, der im Laufe das gewünschte Ziel erstrebt, hat viel ertragen, geleistet und sich viel gemüht.)
Nr. 65. "Vereinte Kräfte leisten das Höchste, wenn jeder Einzelne das Möglichste leistet."
Nr. 66. "Sustine et abstine." (Halte fest und enthalte Dich.)
Nr. 67. "Gesunder Keim, gesunde Frucht."
Nr. 68. "Vorerst schau, dann erst bau."
Nr. 69. "In magnis conari sat est." (In großen Dingen ist das Wagniß schon viel.)
Nr. 70. "Wien gedeihe."
Nr. 71. "Ora o mai." (Jetzt oder nie.)
Nr. 72. "In magnis voluisse sat non est." (In großen Dingen ist’s mit dem Wollen nicht gethan)
Nr. 73. "Großen Wollen ist gut, doch besser es vollbringen."
Nr. 74. "Was wir uns und der Nachwelt Gutes thun können, sollen wir auch mit den schwersten Opfern anstreben. Verkehrswege sind die Adern und der Verkehr selbst das Blut des Organismus der menschlichen Gesellschaft."
Nr. 75. "J. L. K."
Nr. 76. "Jeder nach Zeit und Kräften,"
Nr. 77. "Sei was Du bist und werde was Du kannst."
Nr. 78. "Frisch gewagt."
Nr. 79. "G. L. M. M."
Nr. 80. "Gott segne und bringe zur vollsten Blüte die Erweiterung und Regulirung Wiens."
Nr. 81. "La ligne droite." (Die gerade Linie.)
Nr. 82. "Aus der Ferne."
Nr. 83. (Ohne Motto.)
Nr. 84. (Im grünen Ring ein achteckiger grüner Stern)
Nr. 85. (Hygieastab) "Stadterweiterung."

Wettbewerbsbeitrag von Leopold Kintzl, 1858.


Wettbewerbsbeitrag von Friedrich Stache, 1858. Vollständiges Digitalisat: www.digital.wienbibliothek.at)


Wettbewerbsbeitrag Ludwig Försters, 1859. Vollständiges Digitalisat: www.digital.wienbibliothek.at)


Der Ablauf der Beurteilung

In der kommissionellen Jurysitzung vom 16. Oktober 1858 wurde vom späteren Vorsitzenden der Jury, Ministerialrat Josef Anton Laßer Ritter von Zollheim, bestimmt, sich zwei Mal pro Woche für Beratungen zu treffen. Zwischen 27. Oktober und 4. Dezember 1858 fanden diese Sitzungen statt, wobei in einem ersten Schritt jedes Projekt geprüft wurde. In dieser Phase schied ein Großteil bereits aus, wobei in der Folge die zehn Besten (Nummern 19, 32, 48, 51, 52, 55, 59, 66, 84 und 85) von einem ausgewählten Komitee genauer untersucht wurden. Obschon in der achten und vorletzten Sitzung am 20. November 1858 Mitglieder der Jury von "Irregularitäten" bezüglich der Nummer 84 und Nummer 85 sprachen, verblieben sie vorerst im Wettbewerbsprozess, was jedoch zum Beschluss führte, dass das Projekt Nummer 84 (Ludwig Zettl) aus dem Wettbewerb auszuscheiden, hingegen zu erwerben sei. Da die Jury die Einreichung Nummer 85 (Moritz Löhr) als ministerielles Projekt ansah und es somit der Staatsverwaltung gehörte, entzog man es dem weiteren Wettbewerb und empfahl es für eine Anerkennung. Von den acht verbliebenen Projekten bewerteten die Kommissionsmitglieder Nummer 19, 48, 51 und 52 gegenüber den verbleibenden als nachstehend; somit waren die Nummer 32, 55, 59 und 66 im Rennen, was bedeutete, dass immer noch eines auszuscheiden wäre, da nur drei Preise vorgesehen waren. Das Komitee stellte an die verbleibenden vier Projekte vier Hauptfragen und kam zu dem Schluss, dass die Nummer 32 hinsichtlich dieser Fragen den anderen nachstehe. Somit wurden die Pläne Nummer 55 (Friedrich Stache), Nummer 59 (Ludwig Förster) und Nummer 66 (August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll) als beste gereiht, gefolgt von Nummer 32 (Eduard Strache). Die drei besten Einreichungen wurden aber nicht, wie es die Wettbewerbsausschreibung vom 31. Januar 1858 vorgesehen hatte, gereiht, sondern ex aequo beurteilt, und diese Beurteilung wurde der Öffentlichkeit wieder über die "Wiener Zeitung" am 31. Dezember 1858 bekannt gemacht.


Der Masterplan zur Ringstraße

Durch diese Juryentscheidung, die keinem Plan den Vorzug gab, war es notwendig, einen umsetzbaren Plan zu finden, was schließlich durch kommissionelle Beratungen gelang. Bereits am 17. Januar 1859 arbeiteten Vertreter der Hofstellen, der Ministerien, der Stadt sowie Architekten an ersten Vorbereitungen für diese Treffen, was eine Woche später unter anderem auch zur Auswahl der Mitglieder der Plankommission führte. Nach den Diskussionen für einen Masterplan (Grundplan) fertigte Ludwig Zettl eine erste Planzeichnung an, die am 13. April 1859 in einer Sitzung im Ministerium des Innern besprochen wurde. Alle Vertreter der Hofstellen und Behörden konnten sich hierzu äußern. Der daraufhin redigierte Plan wurde durch Alexander von Bach am 17. Mai 1859 Kaiser Franz Joseph I. vorgelegt, und vier Tage später wurde eine Ministerkonferenz abgehalten, in der die Anwesenden ihre Zustimmung zum Entwurf des Grundplans erteilten. Im Juni und Juli 1859 wurden die Arbeiten an der Stadterweiterung kurzfristig ausgesetzt. Nachdem am 21. August 1859 Alexander von Bach aus seinem Amt schied, legte der nur kurz tätige neue Minister des Innern, Agenor Goluchowski der Ältere, dem Souverän den Entwurf des Grundplans vor, den dieser am 1. September 1859 genehmigte. Nach Kritik aus der Hofburg mussten wenige Veränderungen eingearbeitet werden, und dem Monarchen wurde eine weitere Fassung vorgelegt, die schließlich am 8. Oktober 1859 das kaiserliche Plazet erhielt.[2]


Siehe auch:

Literatur

  • Harald R. Stühlinger, Der Wettbewerb zur Wiener Ringstraße, Birkhäuser, Basel 2015

Einzelnachweise

  1. Morgenpost, Ausgabe vom 19. Oktober 1858, o.S.
  2. Zum Ringstraßenwettbewerb siehe: Harald R. Stühlinger, Der Wettbewerb zur Wiener Ringstraße, Birkhäuser, Basel 2015