Passauer Hof

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Der ehemalige große Passauerhof.
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
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Datum bis
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Architekt
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PageID 4441
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Objektbezug Mittelalter
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Wolfgang Wirsig: Wiener Hofnamen
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Letzte Änderung am 10.01.2020 durch WIEN1.lanm08son
Bildname Passauerhof.jpg
Bildunterschrift Der ehemalige große Passauerhof.

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Passauer Hof (1). Bis 1480 gehörte Wien zur Diözese Passau; ab etwa 1300 ließ sich der Passauer Bischof ständig durch einen Offizial vertreten (Offizialat), der seinen Sitz im Wiener Passauer Hof hatte.

Großer/Unterer Passauer Hof (Konskriptionsnummer 440); Detail aus dem Huber-Plan (1769-1773).

1) Älterer Passauer Hof

(Teil des Areals der alten Universität; 1, Bäckerstraße 13, Postgasse 5-7):

Das Gebäude ist schon 1297 im Besitz des Passauer Bischofs nachweisbar. 1357 wurde es an Niklas Würffel verkauft und 1385 von Herzog Albrecht III. für die Universität erworben.


2) Jüngerer Passauer Hof

a) Großer oder Unterer Passauer Hof. Konskriptionsnummer 212 (1, Passauer Platz 6, Salzgries 21; Marienstiege 2):

Er ist ab 1288 im Besitz der ritterlichen Bürgerfamilie Greif nachweisbar und ab 1302 mit dem Patronat über die angrenzende Kirche Maria am Gestade verbunden. 1357 verkaufte Jans Greif Hof und Patronat an den Bischof von Passau und 1439 wurde eine angrenzende Badstube erworben, auf deren Areal ein Garten angelegt wurde (1, Passauer Platz 4 und 1, Salzgries 23). In diesem Gebäude residierte der Passauer Offizial. Nach Errichtung des Bistums Wien (1480) übersiedelte der Offizial aus Protest in den Pfarrhof von Heiligenstadt und kehrte erst 1497 wieder in den Passauer Hof zurück. Dieser bildete fortan eine Enklave im Wiener Bistum (seit 1723 Erzbistum). Zu den Obliegenheiten des Offizials und seines Consistoriums (Ratskollegiums) gehörte die Ausübung der Gerichtsbarkeit über den Klerus, Verstöße ahndete man mit der leichteren "Custodie" (Arrest), für die es im Passauer Hof Zellen gab, oder mit dem schwereren "Carcer" (Kerker), der im Verlies der passauischen Burg Greifenstein abgebüßt wurde. Eine "aula communis" (Versammlungssaal) im Passauer Hof wird schon 1400 erwähnt. Gegen den Salzgries zu stand ein mächtiger Turm, zu den oberen Baulichkeiten führte eine breite Treppe. Umbauten fanden 1670 statt. (Siehe auch: Abbildung und Passauer Platz 6)

b) Oberer Passauer Hof (1, Salvatorgasse 12):

Dieses Haus war ab 1276 Wohnsitz des Kaplans von Maria am Gestade und wurde später auch als Pfarrhof benützt. Zusammen mit dem Patronat kam es 1357 an den Bischof von Passau, 1391 an den herzoglichen Hofmeister Hans von Liechtenstein-Nikolsburg (der in Maria am Gestade ein Kapitel stiften wollte), 1395 (nach dem Sturz des Liechtensteiners) an die österreichischen Landesfürsten, 1409 jedoch wieder an den Bischof von Passau. Die Funktion des Kaplans (Pfarrers) wurde von einem Passauer Domherrn ausgeübt.

c) Kleiner Passauer Hof (auch Passauer Renthof genannt; 1, Passauer Platz 2, Schwertgasse 6).

Dieses Haus wurde 1415 vom Passauer Bischof erworben und diente als Renthof (Amt zur Verwaltung der weltlichen Besitzungen des Bischofs im Raum von Wien). Offizial Melchior Khlesl ließ es 1609 neu erbauen und mit einem auf die Empore von Maria am Gestade führenden Schwibbogen versehen.

Nach der Josephinischen Kirchenreform

Anlässlich der Kirchenreformen Josephs II. (Schaffung der Bistümer St. Pölten und Linz, Ausscheiden ganz Niederösterreichs und Oberösterreichs aus der geistlichen Jurisdiktion Passaus) erlosch 1783 das Amt des Offizials und seines Consistoriums. Die drei Gebäude des Jüngeren Passauer Hofs (a–c) blieben zwar weiterhin Eigentum des Passauer Bischofs, wurden jedoch nur noch wirtschaftlich genutzt (das heißt vermietet); die Kirche Maria am Gestade wurde 1797 gesperrt und zu profaner Verwendung bestimmt.

Durch die Säkularisation aller geistlichen Fürstentümer im Heiligen Römischen Reich 1803 kamen die zum Passauer Hof gehörigen Gebäude 1803 an den österreichischen Staat und wurden 1806 von der Staatsgüteradministration beziehungsweise 1812 von der Staatsgüterveräußerungskommission übernommen. Bei der Versteigerung von 1820 wurde der Große Hof (sub 2, ä) von Josef Hackel erworben (Demolierung 1822-1823, Neubau zweier Wohnhäuser und Anlage der Marienstiege); ebenfalls in Privatbesitz kam der Kleine Hof (sub 2, c). Der Obere Hof (sub 2, b) gelangte 1820 in den Besitz der Redemptoristen, denen im selben Jahr auch die Kirche Maria am Gestade übergeben wurde (Neuweihe 24. Dezember 1820).

Literatur

  • Carl Dilgskron: Geschichte der Kirche unserer lieben Frau am Gestade zu Wien. 1882
  • Margarete Girardi: Wiener Höfe einst und jetzt. Wien: Müller 1947 (Beiträge zur Geschichte, Kultur- und Kunstgeschichte der Stadt Wien, 4), S. 149 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 403 f.
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 4. Teil. Wien ²1953 (Manuskript im WStLA), S. 759
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 597
  • Richard Perger / Walther Brauneis: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1977 (Wiener Geschichtsbücher, 19/20), S. 43 f.
  • Richard Perger: Grundherren 1, S. 64 ff.
  • Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)
  • Friedrich Reischl: Die Wiener Prälatenhöfe. Wien: Selbstverlag 1919, S. 204 ff.
  • Albert Starzer: Der Passauer Hof in Wien. In: Mo 1901, 63 ff.
  • Friedrich Walter: Das Ende der alten Passauerhöfe. In: Mo 6 (1924), 2 ff., 9 ff.