Hausgenossen

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Mittelalterlicher Wiener Pfennig mit dem Wiener Kreuzschild, Aufschrift: W(ien), H(ausgenossenschaft) (T)eschler, Vorlage datiert um 1460/1463. Zeichnung aus einem Gutachten zur Herkunft des Stadtwappens, 1805.
Daten zur Organisation
Art der Organisation Sonstige Organisation
Datum von
Datum bis 7. Juni 1522 JL
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 5816
GND
WikidataID
Objektbezug Mittelalter, Frühe Neuzeit, Stadtverfassung
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 7.10.2021 durch WIEN1.lanm08swa
Bildname Wiener_Pfennig.jpg
Bildunterschrift Mittelalterlicher Wiener Pfennig mit dem Wiener Kreuzschild, Aufschrift: W(ien), H(ausgenossenschaft) (T)eschler, Vorlage datiert um 1460/1463. Zeichnung aus einem Gutachten zur Herkunft des Stadtwappens, 1805.

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Hausgenossen, ein aus 48 Wiener Bürgern bestehendes Gremium, dem Münzprägung, Geldwechsel und Edelmetallhandel im Herzogtum Österreich vorbehalten war. Die Gründung dieses Gremiums und der Wiener Münzstätte erfolgte vermutlich Ende 1193, als der dem Herzog von Österreich zustehende Anteil am Lösegeld für Richard I. Löwenherz (50.000 Mark Silber) in Wien eintraf, und zwar in Barren, deren Verarbeitung zu Münzen nur von einem größeren Konsortium bewältigt werden konnte. Im Privileg Rudolfs I. von Habsburg von 1277 wurde auf die babenbergische Gründung Bezug genommen. Die 48 Anteile („Hausgenossenschaften") konnten vererbt und veräußert werden.

Die Bezeichnung Hausgenossen erklärt sich daraus, dass das Gremium als zum „Haus" des Landesfürsten, also zu seinem Gefolge, gehörig angesehen wurde. Vorsteher der Hausgenossen war der vom Landesfürsten bestellte Münzmeister, der auch die Gerichtsbarkeit in Fachbelangen ausübte. Ihm standen ein Münzanwalt als Vertreter der landesfürstlichen Interessen und ein Münzschreiber (Kanzleileiter) zur Seite. Die technische Durchführung der Prägungen wurde einem Handwerkszweig, den Münzern, übertragen. Den Geldwechsel auf den Wechselbänken, die im Freien standen (anfangs auf dem Hohen Markt, ab 1421 auf der Brandstatt) besorgten Wechsler, die von den Hausgenossen angestellt wurden. Das Rohmaterial wurde im Wege der landesfürstlichen Kammer zur Verfügung gestellt. Die Prägungen erfolgten jeweils im Einvernehmen zwischen dem Landesfürsten und den Hausgenossen. Beide teilten sich den Gewinn, der sich aus der Differenz zwischen dem Materialwert und dem Nominale sowie aus der Verwertung für ungültig erklärter älterer Münzen ergab. Nach der Niederschlagung des Aufstands gegen das landesfürstliche Beamtenregime 1519/1520 löste Erzherzog Ferdinand I. am 7. Juni 1522 das Gremium der Hausgenossen auf, seine Agenden gingen an die Zentralverwaltung.

Literatur

  • Arnold Luschin von Ebengreuth: Münzwesen, Handel und Verkehr im Spätmittelalter. In: Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Band 2/2. Wien: Holzhausen 1905, S. 741-866
  • Richard Perger: Herzog Leopold VI. von Österreich und die Stadt Wien. In: Wiener Geschichtsblätter 26 (l971), S. 271 ff.