Klarakloster

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Die Gebäude des Klosters befinden sich zur Zeit, als der Plan entstand, schon im Besitz des Bürgerspitals. Deutlich ist der Grundriss der die Klosterkirche mit dem angrenzenden Kreuzgang zu erkennen; vorne rechts das Kärntnertor. Ausschnitt aus dem Wolmuet-Plan (1547).
Daten zur Organisation
Art der Organisation Konfessionelle Verwaltungseinheit
Datum von 1303 JL
Datum bis 1572 JL
Benannt nach Clara von Assisi
Prominente Personen
PageID 7281
GND
WikidataID
Objektbezug Mittelalter, Frühe Neuzeit, Erzdiözese Wien, Katholische Kirche, Kirchen, Klöster
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 20.02.2024 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname 1547_WStLA_KS_Sammelbestand_P1_00236G_Clarakloster.jpg
Bildunterschrift Die Gebäude des Klosters befinden sich zur Zeit, als der Plan entstand, schon im Besitz des Bürgerspitals. Deutlich ist der Grundriss der die Klosterkirche mit dem angrenzenden Kreuzgang zu erkennen; vorne rechts das Kärntnertor. Ausschnitt aus dem Wolmuet-Plan (1547).
  • 1., Kärntner Straße 28-32
  • 1., Maysedergasse 2
  • 1., Führichgasse 2-12
  • 1., Gluckgasse 5
  • 1., Lobkowitzplatz 1
  • 1., Kärntner Straße 36
  • 1., Führichgasse 1
  • Klarissenkloster (1303 JL, bis: 1572 JL)

Es wurden noch keine Personen erfasst.

Der Komplex des ehemaligen Claraklosters am Steinhausenplan (1710).

Klarakloster (ehemals Klarissenkloster St. Klara; 1, Kärntner Straße 28-32, 36, Maysedergasse 2, Führichgasse 1, 2-12, Gluckgasse 5, Lobkowitzplatz 1; Klosterkirche etwa 1, Maysedergasse 5, Albertinaplatz 2). Zum Gebäude: Bürgerspital (Haupthaus).

Gründung des Klosters St. Klara

Das Kloster der Clarissen ist eine Stiftung Rudolfs III. von Österreich († 1307) und seiner Gattin Blanka († 1305). Die ersten Nonnen, die zunächst in einem Haus des Pfarrers von Rußbach untergebracht wurden (das Blanka den Nonnen 1303 geschenkt hatte), kamen aus Judenburg. Dieses Gebäude lag am Schweinemarkt (heute Lobkowitzplatz). Nachdem das Haus bald zu klein geworden war, wurde 1319 ein Gebäude vom Heiligengeistkloster angekauft, das zu einem unbekannten Zeitpunkt (sicher aber noch im 14. Jahrhundert) wieder abgestossen wurde (siehe "Haus E" im Artikel Schwarzenbergpalais). Am 14. April 1331 kauften die Nonnen, die viele Schenkungen erhielten, ein halbes Haus hinten am Neuen Markt zwischen dem Kloster St. Klara und dem Dorotheerbad (später Stadt 1101; Lobkowitzplatz 2). Über den Klosterbau ist nur wenig bekannt. Durch Schenkungen und Zukauf erweiterte sich der Besitz bis 1353 um zehn weitere Häuser, deren Grundfläche hinreichend Platz zum Bau von Kirche, Kloster und Nebengebäuden bot. Anfangs durften nur Jungfrauen und Witwen des Hochadels in das Kloster eintreten.

Die Bedeutung des Klosters läßt sich daran ablesen, dass Herzog Albrecht II. von Österreich der Weihe der Klosterkirche der heiligen Clara von Assisi am 25. Oktober 1349 persönlich beiwohnte und er am selben Tag alle Herren Österreichs, der Steiermark und Kärntens den Treueid auf seinen Sohn Rudolf IV. schwören ließ.

Aufschwung des Klosters

Den "Keller von St. Klara" haben die Nonnen nach 1338 von Herzog Albrecht II. und Herzog Otto erworben (Ausschank von Eigenbauweinen und Unterbringung von Vorräten). 1338 trat die Tochter Friedrichs I., Anna, nach ihrer abermaligen Verwitwung am 17. August (Tod des Grafen Johann Heinrich von Görz) in Wien in das Kloster ein. Mit ihr zogen sich weitere 26 adelige Frauen und Jungfrauen in das Kloster zurück. Später wurde sie zur Äbtissin gewählt. Sie starb am 14. oder 15. Dezember 1342 und wurde im Kloster begraben. Am 1. November 1349 übergab Albrecht seine Tochter Katharina als Nonne an das Kloster. Herzog Rudolf erlaubte den Nonnen am 18. März 1365 (bis auf Widerruf) die Ausschank ihres Weines in ihrem Keller, ohne dass Gebühren entrichtet werden mussten. Dies deutet auf einen erheblichen Besitz an Weingärten hin, der sich in den folgenden Jahren weiter mehrte. Dennoch bezeichneten sich die Nonnen 1479 in einem Schreiben an den Kaiser als "vast arm", der daraufhin die Rückgabe eines versetzten Grundstückes gegen Ratenzahlung befahl. Aus einer Klage, die das Kloster am 28. Mai 1488 gegen eine Reihe säumiger Schuldner einbrachte, geht hervor, dass die Nonnen zu diesem Zeitpunkt Güter und Weingärten in Grinzing, Tobling, Enzersdorf unter dem Liechtenstein, Hernals, Breitensee und Landstraße vor dem Stubentor besaß.

St. Klara blieb bis zu seiner Auflösung seiner Widmung gemäß ein Kloster für weibliche Mitglieder des österreichischen Adels. Die Äbtissinnen des Klosters stammten stets aus vornehmen alten Adelsgeschlechtern. Durch die strenge Aufrechterhaltung der klösterlichen Sitten und Einrichtungen stand es in hohem Ansehen. Die geistliche Leitung über St. Klara übte das Minoritenkloster aus. Im Jahr 1430 kam es zum Streit zwischen diesem und St. Klara, der sich über ein halbes Jahrhundert hinzog, bis schließlich Papst Pius VI. am 26. April 1484 die Offiziale von Wien und Salzburg mit der Schlichtung des Streits beauftragte. Die Baulichkeiten hatten ein beträchtliches Ausmaß. Von der Klarakirche gelangte man in den Kreuzgang, an den sich westlich noch ein größerer Klosterhof anschloss. Zwischen Kirche und Stadtmauer lag im Mittelalter der Friedhof (etwa 1, Philharmonikerstraße 2-6 und südlicher Teil des Albertinaplatzes). Er wurde spätestens 1530 aufgelassen, jedoch erst 1709 durch das neue Komödienhaus, das spätere Kärntnertortheater, verbaut.

Missstände und Flucht vor den Osmanen

Wie auch in anderen Klöstern kam es im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts zu argen Missständen, die durch eine Visitation des Jahres 1528 aufgedeckt wurden (der Prior der Karmeliten saß wegen Ehebruchs im Universitätskarzer, der Abt des Schottenstiftes gab seiner Freundin wöchentlich zwei Pfund und ging mit den Klostergeldern nicht sorgsam um und eine Nonne des Klaraklosters bekam ein Kind, ohne dass der Bischof eine Strafe verhängen konnte).

Als sich 1529 die Osmanen Wien näherten (Erste Osmanenbelagerung), flüchteten die Nonnen nach Judenburg in die Steiermark. Der gesamte Komplex wurde von Soldaten besetzt, auf der Kirchenempore und auf dem Dach des "Schlafhauses" wurden Geschütze postiert. In der Kirchengruft wurden zahlreiche gefallene Verteidiger bestattet.

Nutzung durch das Bürgerspital und Auflösung des Klosters

Spätestens Anfang 1530 fanden im verlassenen Klarakloster die zahlreichen Insassinen und Insassen des Bürgerspitals eine neue Unterkunft. Das Bürgerspital vor dem Kärntnertor hatte vor den heranrückenden Osmanen geräumt und zerstört werden müssen. Da das zerstörte Spital vor der Stadt nicht mehr aufgebaut wurde, überließ Ferdinand I. am 20. Dezember 1539 der Stadt das Kloster zur Nutzung als Bürgerspital. Den 1530 aus der Steiermark heimkehrenden und gegen die Einquartierung des Spitals protestierenden Nonnen wurde am 27. März 1531 provisorisch und 1540 endgültig das Pilgrimhaus bei St. Anna (siehe Annakloster) überlassen wurde, wo sie 1572 ausstarben.

Die Klarakirche wurde Pfarrkirche des Bürgerspitals und erhielt den Namen "Zum Heiligen Geist", wurde aber weiterhin parallel auch Klarakirche genannt. 1784 wurde sie entweiht und abgebrochen. Neben dem Preßhaus des Klosters (1, Gluckgasse 2, Tegetthoffstraße 4) stiftete Bürgermeister Wolfgang Treu 1530 eine Kapelle, die von Bischof Johann Faber zu Ehren der fünf Wunden Christi und des Apostels Paulus geweiht wurde (1553 in einen Mostkeller verwandelt; siehe Pauluskapelle). 1784-1790 wurde anstelle des Spitalgebäudes das Bürgerspitalzinshaus errichtet.

Literatur

  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 13 ff.
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 6, 1. Teil. Wien ²1956 (Manuskript im WStLA), S. 74-79
  • Ferdinand Just: Regesten zur Geschichte des Klostes St Clara im Wien. In: Wiener Diözesanblatt (1887), S. 125 ff.
  • Richard Perger: Das Clarissinnenkloster St. Clara. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 21/22 (1965/1966), S. 176 ff.
  • Richard Perger / Walther Brauneis: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1977 (Wiener Geschichtsbücher, 19/20), S. 208 ff.
  • Sarah Pichlkastner / Manuel Swatek: Fürsorge und Ökonomie. Das Wiener Bürgerspital um 1775. Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs, Reihe B: Ausstellungskataloge, Heft 97, Wien 2017
  • Barbara Schedl: Klosterleben und Stadtkultur im mittelalterlichen Wien. Zur Architektur religiöser Frauenkommunitäten. Innsbruck: Studienverlag 2009 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 51), S. 235-256, 364 ff., 377, 400 f.
  • Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster. In: Diss. Univ. Wien 175 (1986), S. 66 ff.