Alte Feldapotheke

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Alte Feldapotheke (Oktober 2018)
Daten zur Organisation
Art der Organisation Apotheke
Datum von 1315 JL
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 20944
GND
WikidataID Q26252088
Objektbezug Mittelalter, Frühe Neuzeit
Quelle
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Letzte Änderung am 1.07.2021 durch WIEN1.lanm08pil
Bildname Alte Feldapotheke.jpeg
Bildunterschrift Alte Feldapotheke (Oktober 2018)
  • 1., Stephansplatz 8a

Frühere Adressierung
  • Appotecarius circa Rosam (1465 JL)
  • Poppiana (1574 JL, bis: 1602)
  • Ad griphonem aureum (1603)
  • Zum güldenen Greifen (Zum goldenen Greif) (1619)
  • Ad aureum griphonem (1707)
  • Alte Feldapotheke (1717, bis: 1867)
  • Alte k. k. Feldapotheke (1867, bis: 1918)
  • Alte Feldapotheke (1918)

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48° 12' 32.43" N, 16° 22' 20.52" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Adresse: Wien 1, Stephansplatz 8A

Gründung: um 1315/1340


Die "Alte Feldapotheke", bis circa 1717 unter ihrem Schildnamen "Zum goldenen Greif" geführt, ist die älteste Wiener Apotheke.

Mittelalter

Es gibt ausreichend Gründe dafür, die beiden Apotheker Albrecht (Albertus) und Chunrad sowie später Mathias Bonus und Lukas von Venedig als die ältesten Eigentümer der später unter dem Schild "Zum goldenen Greif" bekannten Apotheke zu bezeichnen. Der Apotheker Albrecht (Albertus aputhecarius) ist bereits um 1320 im Gültenbuch (das um 1314 angelegt wurde) als Besitzer eines an das Schottenkloster dienstbaren Gartens "circa collem inferiorem contra Danubium ex altera parte Wienne" eingetragen.

1342 ist er als Besitzer des Hauses "under den goltsmiden an dem eckke, gegen sant Stephans freithof uber" ( Konskriptionsnummer 595, Teil des heutigen Areals Goldschmiedgasse 2/ Stephansplatz 11) nachzuweisen. Ob dort auch die Apotheke untergebracht war, kann nicht bewiesen werden, ist aber nicht zuletzt im Hinblick auf die Standorte der Folgezeit ziemlich sicher.

Von Albrecht gelangte das Haus an der Ecke der Goldschmiedgasse in den Besitz des Apothekers Chunrad. Nach seinem Tod am 3. Juli 1351 wird Mathias Bonus um 1350 als Mathes apoteker und 1368 als Besitzer genannt. Nach seinem Tod am 21. Mai 1404 vermachte er seiner Tochter Anna, die mit Hans Slecht verheiratet war, die Apotheke.

1407 gelangte das Objekt, da weder Tochter noch Schwiegersohn in der Lage waren, die Apotheke weiterzuführen, aus der Verlassenschaftsmasse an Lukas von Venedig.

Ab 1416 scheint Martin Scheper als Lukas' Nachfolger auf, wobei die Wahrscheinlichkeit besteht, dass er mit dem Knecht "Martine" identisch ist, den Lukas von Venedig in seinem Testament namentlich erwähnt. Sicher ist, dass Scheper, wie es auch später immer wieder vorkam, seine Prinzipalin, die Witwe des Lukas, Katharina Scheper, heiratete.

Der nächstfolgende Apotheker war Niclas Lainbacher (auch Laynbacher und Lambacher). Er besaß die Apotheke von 1441 bis vermutlich 1463.

Die nächstfolgenden Besitzer waren Hans Perger (auch Johannes) (1463–1478(?)) und Bernhard Flander (1478(?)–1514).


Frühe Neuzeit

Es folgten Sigmund Pernrieder (auch Bernrieder) und Christinus Khünig (auch Khunig). Sie waren über die Ehegattin Anna (geborene Schatzer), die nacheinander mit ihnen beiden verheiratet war, verbunden. Nach deren Tod führte sie die Apotheke als Witwenbetrieb bis zu ihrem Tod 1570.

Ab 1674 wird Poppo (Boppo) Müller Besitzer der Apotheke. Nachfolgender Apothekenbesitzer wurde 1603 Johann Häringshauser (auch Häringhauser, Häringshaußer). Unter Häringshauser hatte die Apotheke wieder (oder noch immer?) ihren Standort in der Bischofsgasse (Rotenturmstraße 1-3). Die Fakultätsakten zeigen am 30. Juni 1612 den neuen Standort der Apotheke, den Bischofshof selbst, an.

Als nicht gesichert gilt die Position von Johannes Dornarius beziehungsweise Dornavius. Er pachtete mit hoher Wahrscheinlichkeit die Apotheke von 1622-1639, ohne dass Häringshauser die Konzession aufgeben musste.

Ende 1639 kaufte Magnus Clemens (auch Clement) die Apotheke. Von 1647–1657 gehörte Heinrich Peschke die Apotheke. Sowohl Clemens als auch Peschke brachten die Apotheke in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Peschke verkaufte die Apotheke 1657 an den aus Köln stammenden Gerhardt Gymnich, der den erheblichen Steuerrückstand der Vorgänger übernahm. Nach seinem Tod 1677 führte Rosina Gymnich die Apotheke bis 1680 weiter.

Ab 1680 war Apotheker Johann(es) Sigismund Ponz (auch Pontz), Schwiegersohn von Rosina Gymnich, Besitzer der Apotheke (Paul Harrer-Lucienfeld führt hingegen an, dass er die Witwe seines Vorgängers heiratete). Er war während der Türkenbelagerung 1683 k.k. Feldapotheker. Auf Grund dessen ging der Titel "k.k. Feldapotheker" auf seine Nachfolger über. Nach seinem Tod 1707 führte seine Witwe Maria Rosina Ponz die Apotheke als Witwenbetrieb.

Der ehemalige Provisor Georg Friedrich Eulenschenk (auch Eullenschenk) kaufte die Apotheke 1717 von der Witwe Maria Rosina Ponz, die er bis zu seinem Tod am 22. Oktober 1750 führte. Seine Witwe, Maria Regina Eulenschenk, führte die Apotheke mit Hilfe der Provisoren Franz Georg Stoll und Andre Lebeg bis 1770 weiter. In diesem Zeitraum (1750–1770) war die wirtschaftliche Lage der Apotheke, trotz der relativ hohen und ab 1760 sogar leicht angestiegenen Steuerleistungen, stabil.

Bei einer im Ratssaal des (alten) Rathauses abgehaltenen öffentlichen Versteigerung kaufte am 26. März 1770 der Apotheker Joseph Seyfried die Apotheke. Da er der einzige Bieter war, erwarb er die Apotheke für 30.000 Gulden, bei einem Schätzwert von 31.702 Gulden 53 Kreuzer. Seyfried verkaufte die Apotheke mit Kaufkontrakt vom 27. Dezember 1783, diesmal um nur 28.000 Gulden, an den Apotheker Johann Georg Pfendler junior. Die Apotheke befand sich damals im Haus Konskriptionsnummer 633 in der Bischofgasse (heute Teil von Rotenturmstraße 1-3).


19. Jahrhundert

1824 übernahm Georg Andreas Pfendler, Johann Georg Pfendlers Sohn, die Apotheke. Pfendler verwendete erstmals für seine Apotheke Gasbeleuchtung und gehörte zu den Pionieren der Gasbeleuchtung in Wien.

Pfendler verkaufte die Apotheke 1830 an seinen Schwager Franz Edler von Mack der Jüngere. Franz Edler von Mack behielt die Apotheke, die er möglicherweise aus verwandtschaftlicher Solidarität oder aus falsch eingeschätzter Rentabilitat erworben hatte, nur wenige Jahre.

Der nächste Besitzer, Eduard Edler von Vivenot, erwarb die Apotheke 1834. Da sich das übernommene Apothekenlokal in schlechtem Zustand befand, ersuchte Vivenot bereits wenige Wochen später, am 6. März 1834, um die Bewilligung, die im Haus Konskriptionsnummer 633 (Rotenturmstraße 3) untergebrachte Apotheke auf den Stock-im-Eisen-Platz transferieren zu dürfen, was ihm gestattet wurde. Daraufhin verlegte er noch im selben Jahr den Standort ins Haus Konskriptionsnummer 623 (Teilareal des heutigen Hauses Stock-im-Eisen-Platz 4).

Mag. pharm. Franz Xaver Pleban der Ältere, zuvor Pächter der Apotheke, kaufte die Apotheke am 1. Februar 1850. Kurz nach dem Erwerb des Hauses kam es 1866 zu jener weitreichenden Regulierung am östlichen Ende des Grabens, die das Stadtbild in diesem Gebiet entscheidend veränderte: Die beiden Hauserblöcke, die zwischen Graben, Goldschmiedgasse, Stock-im-Eisen-Platz und Grabengasse lagen, wurden abgebrochen, wodurch der Graben mit dem Stock-im-Eisen-Platz räumlich verschmolz. Dieser Umgestaltung der Wiener Innenstadt fiel auch das Haus Konskriptionsnummer 623, in dem sich die Greifen-Apotheke befand, zum Opfer, sodass sich Pleban gezwungen sah, die Apotheke ins Lažanskyhaus (Stephansplatz 2/Stock-im-Eisen-Platz 1) zu übersiedeln.

Nach seinem Tod 1878 führte seine Witwe Theresia Pleban die Apotheke weiter, bis zur Übernahme des Sohnes Franz Xaver Pleban der Jüngere im Jahr 1880. Er verlegte den Standort der Apotheke ins schräg gegenüberliegende Haus Stephansplatz 8, Ecke Brandstätte 1, das 1875 errichtet worden war, und verließ damit das Lažanskyhaus noch rechtzeitig, bevor dieses 1893 versteigert und 1895/1896 demoliert wurde.


20. Jahrhundert

Der Leiter der Apotheke, Provisor Mag. pharm. Moriz Kris, kaufte die Apotheke 1895. Er führte die Apotheke unter dem Namen "Alte k. k. Feldapotheke". Außerdem wurde er von Kaiser Franz Joseph I. ermächtigt, den kaiserlichen Adler im Schild und im Siegel der Apotheke zu führen. 1913 verstarb Moriz Kris.

Am 1. Jänner 1919 wurde das Gewerbe in eine OHG umgewandelt. Gesellschafter waren die Witwe Helene Kris und deren Söhne Georg und Stefan Kris.

Am 31. März 1938 musste auf Anordnung der nationalsozialistischen Stadtverwaltung Mag. pharm. Friedrich Druschba zum verantwortlichen Leiter bestellt werden, am 3. Oktober 1938 traten Dr. Harald Teufel und Dkfm. Nikolaus Bujos je zur Hälfte als Käufer der Apotheke auf, doch verblieb diese, da beide keine Qualifikation zum Betrieb einer Apotheke besaßen, weiterhin unter der Leitung Druschbas.

Als am 16. Dezember 1949 durch die Rückstellungskommission die Eigentumsanschreibung von Gisela und Anna Kris (mit einem 13/18- beziehungsweise einem 5/18-Anteil) erfolgte, kam es gleichzeitig zum Verkauf der Konzession an die Wiener Gebietskrankenkasse, da die beiden Eigentümerinnen eine Weiterführung der Apotheke nicht in Betracht zogen. Die Wiener Gebietskrankenkasse hatte die Realkonzession, vermutlich im Einvernehmen mit den Erbinnen, bereits am 9. August 1949 als Alleineigentümerin käuflich erworben.

Nach der Wiedereröffnung der Apotheke im neu erbauten Theodor-Innitzer-Hof am 21. Juni 1951 bestellte die Gebietskrankenkasse Mag. pharm. Emil Spitzer zum Leiter der Apotheke.

Im Jahr 2000 war Frau Mag. pharm. Helga Stolz Inhaberin der Konzessionder "Mag. pharm. H. Stolz KG".


Besitzerliste

  • um 1320–1342/1350 Albrecht (Albertus)
  • um 1342/1350 Chunrat (Vorlauf?)
  • um 1350 – (vor?) 1404 Mathias Bonus (Guet)
  • 1405–1415 Lukas von Venedig
  • 1416–1441 Martin Scheper, † 1451 Wien? (erste Ehe mit Lukas’ Witwe Katharina)
  • 1441–1463 Niclas Lainbacher
  • 1463–1478(?) Hans Perger
  • 1478(?)–1514 Bernhard Flander
  • vor 1530(?)–1541 Sigmund Pernrieder, † 19. Oktober 1541 Wien
  • 1541–1559 Christinus Khünig, * ?Olmütz (Olomouc), † 12. Februar 1559 Wien
  • 1559–1570 Anna Khünig (Witwenbetrieb)
  • 1570–1574 wahrscheinlich Khappler (Kauf; Vorname unbekannt)
  • 1574–1602/1603 Boppo Müller, * vor 1550 Schleissingen (Franken)
  • 1603–1639 Johann Häringshauser, † zwischen 15. März und 29. April 1647 (1622–1639 Pächter Johannes Dornarius beziehungsweise Dornavius)
  • 1639 – (vor?) 1645 Magnus Clemens (Kauf; † 1645)
  • 1647–1657 Heinrich Peschke
  • 1657–1677 Gerhardt Gymnich, Kauf; † 16. September 1677
  • 1677–1680 Rosina Gymnich (Witwenbetrieb), * um 1645, † 28. April 1685, zweite Ehe mit Jonathan Hessenthaler, 1679–1680 Apotheker "Zur goldenen Krone" († 5. April 1680)
  • 1680–1681 Witwenbetrieb "Zur goldenen Krone"
  • 1680–1707? Johann Sigismund Ponz (Schwager und [mit Wenzel Lavin] Gerhab des Paul Leonhard Gymnich, Schwiegersohn der Rosina) anschließend:
  • 1707 Maria Rosina Ponz (Schwester des Paul Leonhard Gymnich; Witwenbetrieb)
  • 1717–1750 Georg Friedrich Eulenschenk (Kauf als Provisor), * um 1687, † 22. Oktober 1750
  • 1750–1770 Maria Regina Eulenschenk (Witwenbetrieb), * um 1687, † 10. Jänner 1770
  • 1770–1783 Joseph Seyfried (Kauf; zeitweise Kompagnon Peter Johann Rauch)
  • 1783–1824 Johann Georg Pfendler (Kauf), * 6. April 1756, † 1. März 1838 Wien
  • 1824–1830 Georg Andreas Pfendler (Sohn als Erbe)
  • 1830–1833 Franz Edler von Mack der Jüngere (Kauf als Schwager)
  • 1833–1850 Eduard Edler von Vivenot (Kauf; zeitweise verpachtet)
  • 1850–1878 Franz Xaver Pleban der Ältere, † 19. Juli 1878
  • 1878–1880 Theresia Pleban (Witwenbetrieb)
  • 1880–1895 Franz Xaver Pleban der Jüngere (Erbe)
  • 1885–1913 Moriz Kris (Kauf), * um 1863, † 25. Jänner 1913
  • 1913–1919 Familienangehörige des Moriz Kris
  • 1919–1938 OHG (Witwe Helene, Söhne Georg und Stefan)
  • 1938 "Arisierung" durch die nationalsozialistische Stadtverwaltung
  • 1945–1949 Rückstellungsverfahren
  • 1949 Rückstellung an Gisela und Anna Kris
  • 1949–? Wiener Gebietskrankenkasse
  • … 2000 … Mag. pharm. Helga Stolz ("Mag. pharm. H. Stolz KG")


Standorte


Apothekenschild

  • … 1465 … Appotecarius circa Rosam
  • 1574, 1602 "Poppiana"
  • 1603 … Ad griphonem aureum
  • 1619 … Zum güldenen Greifen (Zum goldenen Greif)
  • 1707 Ad aureum griphonem
  • 1717–1867 Alte Feldapotheke
  • 1867–1918 Alte k. k. Feldapotheke
  • seit 1918 Alte Feldapotheke


Literatur

  • Felix Czeike: Die Apotheke "Zum goldenen Greif". In: Wiener Geschichtsblätter. Band 28. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1973, XXV
  • Felix Czeike: Geschichte der Wiener Apotheken, Die Apotheken im heutigen ersten Wiener Gemeindebezirk. Innsbruck: Studienverlag. Band 50, 2010, S. 17-77
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 346.
  • Geschichte der Stadt Wien. Band 6. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Wien: Holzhausen 1897-1918, S. 277 f.
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 3. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 759
  • Leopold Hochberger / Joseph Noggler: Geschichte der Wiener Apotheken. Wien: Verlag des Wiener Apotheker-Hauptgremiums 1917-1919, S. 4 ff.
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 408 f.