Österreichisches Gesellschafts- und Wirtschafts-Museum

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum
Daten zur Organisation


Das Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum (GWM) wurde 1925 auf Initiative von Otto Neurath gegründet. Es entstand aus einer Umwandlung des 1924 ebenfalls von Neurath gegründetem Siedlermuseums. Im Rahmen des Museums wurde von ihm die bekannte Wiener Methode der Bildstatistik (ISOTYPE) entwickelt.

Neuraths Hauptanliegen für die Gründung des Museums war es, komplexe statistische Zusammenhänge durch einfache graphische Visualisierung aufzubereiten und so einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Es sollte ein „Lehrmuseum der Gegenwart“ sein, das den Menschen sozioökonomische Zusammenhänge begreiflich machen sollte. Das Büro lag zuletzt in der Ullmannstraße 44 im 14. Bezirk, es gab jedoch verschiedene Schauräume mit ständigen Ausstellungen in Wien, so beispielsweise am prominentesten die Dauerausstellung in der Volkshalle des Wiener Rathauses oder im 1. und 12. Gemeindebezirk. Außerdem bestand eine enge Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Ausstellungen zu diversen Themen (Architektur, Wirtschaft, Politik, Hygiene, Gesundheit, Frau und Kind, Sozialpolitik, Wohnungs- und Siedlungswesen, Friedenserziehung, Schule, Arbeiterbewegung, Kunst, Sozialversicherung etc.), die vom GWM mit Materialien versorgt oder auch organisiert wurden. Neben den Ausstellungen wurden über das Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum auch mehrere bildstatistische Publikationen entwickelt – dazu gehörte der von Neurath 1930 herausgegebene Bildatlas Wirtschaft und Gesellschaft.

Mitarbeitende waren unter anderem der Architekt Josef Frank – Bruder von Wiener Kreis Mitglied Philipp Frank, der die Dauerausstellung entwarf – der Künstler und Grafiker Gerd Arntz, Aloys Fischer und Marie Reidemeister – die Schwester von Kurt Reidemeister und spätere Ehefrau von Otto Neurath.

1930 gab es eine Zweigstelle in Moskau und nach Neuraths Emigration gründete er auch in Holland (Mundaneum Den Haag) und England (Isotype Institute Oxford) Institutionen, die die Bildstatistik zum Gegenstand hatten. Weitere Nebenstellen entstanden in Berlin, Amsterdam, Prag, New York, London und in der Sowjetunion.

Nach den politischen Ereignissen im Februar 1934 wurden viele der Funktionäre verhaftet und wertvolle Einrichtungen beschlagnahmt. Das Museum wurde in „Österreichisches Institut für Bildstatistik“ umbenannt und wurde vom austrofaschistischen Ständestaat kontrolliert; schließlich nutzten es die Nationalsozialisten für ihre Propaganda. Neurath konnte dennoch einen Teil des Bestands sichern und nach Holland und England umsiedeln.

Das Museum ist bis heute ein Modell der Museumspädagogik. Es arbeitete eng mit der sozialdemokratischen Schulreformbewegung zusammen und erzielte eine beachtliche organisatorische und volksbildnerische Wirkung. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Museum von der Stadt Wien zusammen mit den Gründern neu gegründet und in Österreichisches Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum umbenannt. Es befindet sich mittlerweile in der Vogelsanggasse 36 im 5. Wiener Gemeindebezirk und organisiert regelmäßig Vorträge und Veranstaltungen.

Literatur

  • Friedrich Stadler: Der Wiener Kreis. Ursprung, Entwicklung und Wirkung des Logischen Empirismus im Kontext. Überarbeitete Auflage. Cham: Springer 2015 (Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis, 20) [1. Aufl. 1997]
  • Christoph Limbeck-Lilienau / Friedrich Stadler: Der Wiener Kreis. Texte und Bilder zum Ursprung des Logischen Empirismus. Wien: LIT Verlag 2015
  • Volker Thurm (unter Mitarbeit von Elisabeth Nemeth): Wien und der Wiener Kreis. Orte einer unvollendeten Moderne. Ein Begleitbuch. Wien: Facultas Verlags- und Buchhandels AG 2003


Österreichisches Gesellschafts- und Wirtschafts-Museum im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks