Victor Adler

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Daten zur Person
Personenname
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht
PageID 6051
GND
Wikidata
Geburtsdatum 24. Juni 1852
Geburtsort
Sterbedatum 11. November 1918
Sterbeort
Beruf
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 14.08.2013 durch WIEN1.lanm08w03


  • 9., Mariannengasse 20 (Sterbeadresse)
  • 9., Berggasse 19 (Wohnadresse)
  • 6., Windmühlgasse 30a (Sterbeadresse)
  • 6., Chwallagasse 2 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Adler Viktor (Victor), * 24. Juni 1852 Prag, † 11. November 1918 Wien 9, Mariannengasse 20 (Zentralfriedhof, Ehrengrab, Grab 24A), Politiker, Sohn eines wohlhabenden Prager Kaufmanns, Gattin (1879) Emma Braun (1859-1935), Kinder Friedrich Adler (* 1879), Marie (* 1881) und Karl (* 1885). Besuchte das Wiener Schottengymnasium, studierte ab 1872 an der Universität Wien (Dr. der Medizin) und trat der Burschenschaft „Arminia" bei; dadurch deutschnational orientiert, arbeitete er zunächst mit Schönerer zusammen und gehörte (neben Pernerstorfer, Friedjung und Steinwender) zu den Autoren des großdeutschen „Linzer Programms". Als jedoch Schönerers antisemitische Tendenzen offenkundig wurden, wandte sich Adler von den Großdeutschen ab. 1869 wurde er Mitglied des Arbeiterbildungsvereins, am Beginn der 80er Jahre näherte er sich der Sozialdemokratischen Partei, 1886 gründete er in Wien die sozialdemokratischer Wochenschrift „ Gleichheit" und (nach deren Einstellung) 1889 die Arbeiterzeitung. Seine politische Tätigkeit brachte ihm in den späten 80er Jahren 17 Verurteilungen und insgesamt 18 Monate Arrest ein. Beruflich arbeitete Adler nach Abschluß seiner Universitätsstudien als Assistent am Chemischen Laboratorium sowie als Arzt an der Psychiatrischen Klinik, dann etablierte er sich als Armenarzt. An sozialen Problemen interessiert, bereiste er Deutschland, England und die Schweiz, wobei er mit Bebel und Engels in engeren Kontakt kam. 1882-89 wohnte Adler 9, Berggasse 19 (in der späteren Wohnung Sigmund Freuds). Auf dem Hainfelder Parteitag (30. Dezember 1888-1. Jänner 1889) gelang es Adler, die in Gemäßigte und Radikale zersplitterte sozialdemokratischer Arbeiterschaft zu einigen; die von ihm redigierte Prinzipienerklärung bildete die Grundlage für die politisch Arbeit der folgenden Jahrzehnte. Unmittelbar vor dem „Einigungsparteitag" hatte Adler 1888 in der „Gleichheit" die Menschen unwürdigen Lebensverhältnisse der Wienerberger Ziegelarbeiter aufgedeckt, 1889 begann seine Kampagne für die streikenden Tramway-Kutscher, für die er in der Öffentlichkeit Sympathien fand. Die Regierung löste den Arbeiterverein „Wahrheit" auf, verbot die „Gleichheit" und verurteilte Adler zu vier Monaten Arrest. An die Stelle des aufgelösten Vereins traten die Vereine „Apollo" und „Gleichheit"; als publizistisches Organ erschien nunmehr die Arbeiterzeitung, in welcher Adler seinen Kampf konsequent fortsetzte. 1889 nahm Adler als Vertreter der Sozialdemokraten Österreichs am ersten Kongreß der II. Internationalen in Paris teil, am 1. Mai 1890 stand die erste große Mai-Demonstration der Sozialdemokraten in Wien im Zeichen der Forderung des Achtstundentags. Die Sozialdemokraten hatten sich als politische Kraft profiliert, ihr Anspruch auf Teilnahme an der Gestaltung des öffentlichen Lebens konnte nicht mehr übersehen werden. Partei, Gewerkschaften und Genossenschaften wurden zu den tragenden Säulen der Organisation. Adlers Leben und Wirken verschmolz in Hinkunft so sehr mit der Arbeiterbewegung, daß seine Biographie von der Geschichte der österreichischen Sozialdemokraten kaum zu trennen ist. 1892 wohnte Adler 6, Windmühlgasse 30a. Mit 1. Jänner 1895 brachte Adler die Arbeiterzeitung als Tageszeitung heraus und gewann in Friedrich Austerlitz einen Chefredakteur von besonders Format. Unter Adler war die österreichisch Sozialdemokraten als internationalistische Partei mit Organisator, autonomen national Sektionen organisiert; dennoch konnte Adler 1911 die Abspaltung der tschechischen Sozialdemokraten nicht verhindern. 1900 zogen die ersten Sozialdemokraten in den Wiener Gemeinderat, 1901 in den Reichsrat ein; Adler wurde 1901 in den Niederösterreichischen Landtag, jedoch erst 1905 in den Reichsrat gewählt. Als einziger Sozialdemokraten gehörte Adler dem Wahlrechtsausschuß des Reichsrats an und konnte sich hier für die Erlangung des allgemein Wahlrechts einsetzen, das schließlich (nach der erster russischen Revolution 1905 und unter Generalstreikdrohung) durchgesetzt werden konnte (erste Wahl für den Reichsrat 1907, für den Gemeinderat erst 1919). Der erste Weltkrieg stellte Adler und seine Partei vor einen schweren Gewissenskonflikt; er suchte jedoch stets für den Frieden zu wirken. Die letzte Rede Adlers im Reichsrat am 3. Oktober 1918 war eine Absage an den Habsburgerstaat und ein Bekenntnis zu den Ansprüchen der einzelnen Nationen auf volle Eigenstaatlichkeit. Am 21. Oktober 1918 konstituierten sich die deutschsprachigen Abgeordneten des Reichsrats als provisorische Nationalversammlung, der damals bereits schwerkranke Adler wurde am 30. Oktober in den Staatsrat gewählt und trat als Staatssekretär des Äußern in die Regierung Renner ein. Am 9. November, jenem Tag, an dem Renner und Seitz die Vorlage des Gesetzentwurfs für die Proklamierung der Republik durchsetzten, hielt Adler im Staatsrat seine letzte Rede. Gedenktafel (mit Bronzeporträtrelief von Fritz Cremer) 6, Gumpendorfer Straße 54, Blümelgasse l (Wohnhaus 1905-18); Büste am Denkmal der Republik (1); Adler wohnte ab 1892 in 6, Chwallagasse2; Briefmarke (1978), 500-SGedenkmünze (1988); Adlerbüste, Adlerdenkmal (Denkmal der Republik), Viktor-Adler-Hof, Viktor-Adler-Platz.

Literatur

  • BLBL
  • Dictionnaire
  • Fraenkel
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923-1935. Band 1,1923 drei (Ludwig Brügel)
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815 – 1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954 - lfd.
  • Wolfgang Maderthaner, Siegfried Mattl, V. A., in: Walter Euchner (Herausgeber), Klassiker des Sozialismus l (Mnch. 1991)
  • Pollak 3, 254(T.; Werk und Widerhall, 13ff.
  • Anton Tesarek, V. A. Aus seinen Reden und Schriften (Große Gestalten des Sozialismus l, 1947)
  • Charmatz, Lebensbilder, 178ff.
  • Magaziner, Wegbereiter, 28ff.
  • J. Braunthal, V. und Friedrich A. (1965)
  • Ernst Joseph Görlich, V. A. und Vogelsang, in: WGB11. 23 (1968), 374ff.
  • Wolfgang Maderthaner, V. A.s Wochenblatt „Die Gleichheit" 1886-89, in: Archiv. Jahrbuch Arbeiterbewegung zwei (1986), 143 ff.
  • Kat.Historisches Museum der Stadt Wien64, 156f.
  • BKF l, 50, 134f.
  • 6, 16; 10, 64
  • Blaschek, 275
  • Schubert, Favoriten, Register
  • Gedenkstätten, 174
  • Kapner, 385 (Republikdenkmal)
  • Bfm.-Abhandlung (1978)
  • Ritterkreuz 11. November 1968
  • Karl F. Stock / Rudolf Heilinger / Marylène Stock: Personalbibliographien österreichischer Dichter und Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart. Pullach bei München: Verlag Dokumentation 1972