Schach: Unterschied zwischen den Versionen

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Zu den bedeutendsten Schachspielern bis ins beginnende 20. Jahrhundert zählte auch der Begründer der "Wiener Partie", Karl Hamppe (1814-1873); der erste Weltmeister war 1886 der in Prag geborene Wilhelm Steinitz (1836-1900). Seinen Höhepunkt erlebte das Schachspiel in Österreich und Wien mit der Entwicklung der "Wiener Schachschule", deren international bedeutendster Vertreter der Wiener Weltklassespieler [[Carl Schlechter]] war (1874-1918; 1910 Kampf um die Weltmeisterschaft mit unentschiedenem Ausgang; [[Carl-Schlechter-Weg]]). Im Zuge des auf zehn Partien angelegten Weltmeisterschaftskampfes zwischen Schlechter und dem Deutschen Emanuel Lasker vom 7. Jänner bis 10. Februar 1910 wurden die ersten fünf Partien in Wien ausgetragen.
 
Zu den bedeutendsten Schachspielern bis ins beginnende 20. Jahrhundert zählte auch der Begründer der "Wiener Partie", Karl Hamppe (1814-1873); der erste Weltmeister war 1886 der in Prag geborene Wilhelm Steinitz (1836-1900). Seinen Höhepunkt erlebte das Schachspiel in Österreich und Wien mit der Entwicklung der "Wiener Schachschule", deren international bedeutendster Vertreter der Wiener Weltklassespieler [[Carl Schlechter]] war (1874-1918; 1910 Kampf um die Weltmeisterschaft mit unentschiedenem Ausgang; [[Carl-Schlechter-Weg]]). Im Zuge des auf zehn Partien angelegten Weltmeisterschaftskampfes zwischen Schlechter und dem Deutschen Emanuel Lasker vom 7. Jänner bis 10. Februar 1910 wurden die ersten fünf Partien in Wien ausgetragen.
  
Als erster Wiener Schachverein wurde am 1. Oktober 1857 die "Wiener Schachgesellschaft" gegründet, an deren Spitze seit 1872 Albert Salomon Anselm von Rothschild stand und die mit [[Ignaz von Kolisch]] einen weiteren bedeutenden Förderer hatte.
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Als erster Wiener Schachverein wurde am 1. Oktober 1857 die "Wiener Schachgesellschaft" gegründet, an deren Spitze seit 1872 Albert Salomon Anselm von Rothschild stand und die mit [[Ignaz von Kolisch]] einen weiteren bedeutenden Förderer hatte. 1888 wurde der "Neue Wiener Schach-Club" ins Leben gerufen. Beide Vereine fusionierten sich 1897 zum "Wiener Schach-Club" (später "Wiener Schachklub"), dem ab nun führenden Schachverein Wiens und Österreichs, der bis zu seiner Auflösung 1938 viele bedeutende Schachturniere in Wien veranstaltete.
  
 
Die Verbindung zwischen dem Schachspiel und der Wiener (beziehungsweise Prager) [[Kaffeehauskultur]] sollte nicht übersehen werden. In der Zwischenkriegszeit waren [[Rudolf Spielmann]] (1884-1942), [[Ernst Grünfeld]] (1893-1962), Hans Kmoch (1894-1973), Josef Lokvenz (1899-1974) und Erich Eliskases (1913-1997) die herausragendsten Spieler. Nachdem Österreich nach 1945 seine Rolle als bedeutende Schachnation eingebüßt hatte, kam es bei der Schacholympiade 1960 in Leipzig zu einer Wende: Der Kärntner Karl Robatsch erreichte das beste Ergebnis am ersten Brett und erhielt daher 1961 den Titel eines Schachgroßmeisters; ihm folgte 1988 als weiterer Großmeister der Salzburger Josef Klinger. Als erstem Wiener Spieler nach Ernst Grünfeld (1950) wurde Nikolaus Stanec (* 1968) im November 2003 der Großmeistertitel verliehen.
 
Die Verbindung zwischen dem Schachspiel und der Wiener (beziehungsweise Prager) [[Kaffeehauskultur]] sollte nicht übersehen werden. In der Zwischenkriegszeit waren [[Rudolf Spielmann]] (1884-1942), [[Ernst Grünfeld]] (1893-1962), Hans Kmoch (1894-1973), Josef Lokvenz (1899-1974) und Erich Eliskases (1913-1997) die herausragendsten Spieler. Nachdem Österreich nach 1945 seine Rolle als bedeutende Schachnation eingebüßt hatte, kam es bei der Schacholympiade 1960 in Leipzig zu einer Wende: Der Kärntner Karl Robatsch erreichte das beste Ergebnis am ersten Brett und erhielt daher 1961 den Titel eines Schachgroßmeisters; ihm folgte 1988 als weiterer Großmeister der Salzburger Josef Klinger. Als erstem Wiener Spieler nach Ernst Grünfeld (1950) wurde Nikolaus Stanec (* 1968) im November 2003 der Großmeistertitel verliehen.
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==Quellen==
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*[https://www.intern.magwien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml?id=Akt+++++00028683ma8mabt#Akt_____00028683ma8mabt Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt.119, A10/2.154 - Wiener Schachgesellschaft | (ca. 1800-) 1852-1865]
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*[https://www.intern.magwien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml?id=Akt+++++00007174ma8mabt#Akt_____00007174ma8mabt Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A32.1769/1931 - Wiener Schachklub]
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
 
* Richard Bamberger [Hg.]: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Verlags-Gemeinschaft Österreich-Lexikon 1995
 
* Richard Bamberger [Hg.]: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Verlags-Gemeinschaft Österreich-Lexikon 1995
 
* Michael Ehn: Geniales Schach im Wiener Kaffeehaus. Wien: Edition Steinbauer 2017
 
* Michael Ehn: Geniales Schach im Wiener Kaffeehaus. Wien: Edition Steinbauer 2017

Version vom 14. Dezember 2017, 13:06 Uhr

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Letzte Änderung am 14.12.2017 durch WIEN1.lanm08wen

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Turnierschach ist in Wien seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert nachzuweisen. Die älteste deutschsprachige theoretisch-praktische Anweisung für das Schachspiel verfasste 1795 Johann Baptist Allgaier (1763-1823).

Zu den bedeutendsten Schachspielern bis ins beginnende 20. Jahrhundert zählte auch der Begründer der "Wiener Partie", Karl Hamppe (1814-1873); der erste Weltmeister war 1886 der in Prag geborene Wilhelm Steinitz (1836-1900). Seinen Höhepunkt erlebte das Schachspiel in Österreich und Wien mit der Entwicklung der "Wiener Schachschule", deren international bedeutendster Vertreter der Wiener Weltklassespieler Carl Schlechter war (1874-1918; 1910 Kampf um die Weltmeisterschaft mit unentschiedenem Ausgang; Carl-Schlechter-Weg). Im Zuge des auf zehn Partien angelegten Weltmeisterschaftskampfes zwischen Schlechter und dem Deutschen Emanuel Lasker vom 7. Jänner bis 10. Februar 1910 wurden die ersten fünf Partien in Wien ausgetragen.

Als erster Wiener Schachverein wurde am 1. Oktober 1857 die "Wiener Schachgesellschaft" gegründet, an deren Spitze seit 1872 Albert Salomon Anselm von Rothschild stand und die mit Ignaz von Kolisch einen weiteren bedeutenden Förderer hatte. 1888 wurde der "Neue Wiener Schach-Club" ins Leben gerufen. Beide Vereine fusionierten sich 1897 zum "Wiener Schach-Club" (später "Wiener Schachklub"), dem ab nun führenden Schachverein Wiens und Österreichs, der bis zu seiner Auflösung 1938 viele bedeutende Schachturniere in Wien veranstaltete.

Die Verbindung zwischen dem Schachspiel und der Wiener (beziehungsweise Prager) Kaffeehauskultur sollte nicht übersehen werden. In der Zwischenkriegszeit waren Rudolf Spielmann (1884-1942), Ernst Grünfeld (1893-1962), Hans Kmoch (1894-1973), Josef Lokvenz (1899-1974) und Erich Eliskases (1913-1997) die herausragendsten Spieler. Nachdem Österreich nach 1945 seine Rolle als bedeutende Schachnation eingebüßt hatte, kam es bei der Schacholympiade 1960 in Leipzig zu einer Wende: Der Kärntner Karl Robatsch erreichte das beste Ergebnis am ersten Brett und erhielt daher 1961 den Titel eines Schachgroßmeisters; ihm folgte 1988 als weiterer Großmeister der Salzburger Josef Klinger. Als erstem Wiener Spieler nach Ernst Grünfeld (1950) wurde Nikolaus Stanec (* 1968) im November 2003 der Großmeistertitel verliehen.

Quellen

Literatur

  • Richard Bamberger [Hg.]: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Verlags-Gemeinschaft Österreich-Lexikon 1995
  • Michael Ehn: Geniales Schach im Wiener Kaffeehaus. Wien: Edition Steinbauer 2017