Karl I.: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Der Sohn von Erzherzog Otto und dessen Ehefrau Maria Josepha von Sachsen, war ein Großneffe Kaiser [[Franz Joseph I.|Franz Josephs]]. Er wuchs auf Schloss Persenbeug, in der Villa Wartholz in Reichenau an der Rax sowie an den Garnisonsorten seines Vaters auf. In seiner (privaten) Erziehung wurde von seiner Mutter großer Wert auf Religion und Fremdsprachen gelegt. Dem zweiten Bildungsziel dienten auch Bildungsreisen durch Europa. Von 1899 bis 1901 besuchte er das [[Schottengymnasium]] in Wien. | + | Der Sohn von Erzherzog Otto und dessen Ehefrau Maria Josepha von Sachsen, war ein Großneffe Kaiser [[Franz Joseph I.|Franz Josephs]]. Er wuchs auf Schloss Persenbeug, in der Villa Wartholz in Reichenau an der Rax sowie an den Garnisonsorten seines Vaters auf. In seiner (privaten) Erziehung wurde von seiner Mutter großer Wert auf Religion und Fremdsprachen gelegt. Dem zweiten Bildungsziel dienten auch Bildungsreisen durch Europa. Von 1899 bis 1901 besuchte er das [[Schottengymnasium]] in Wien. Nach einer militärischen Ausbildung in dem nach seinen Vater benannten Ulanenregiment "Erzherzog Otto" schlug er die Laufbahn eines Offiziers ein. An der Universität Prag erwarb er als Privathörer Kenntnisse in den Rechts-, Finanz- und Wirtschaftswissenschaften. |
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Karl blieb nicht in Wien, um an politischen Entscheidungen teilzunehmen (es hatte ihn auch niemand dazu gebeten), sondern hielt sich überwiegend an der Front auf. Der Kaiser betraute ihn mit einem Heeresgruppenkommando und ernannte ihn zum Generaloberst und zum Großadmiral. Seine Aufenthalte in Wien gaben ebenso wie seine Vorgangsweise an der Front Anlass zu Kritik. Als er am 21. November 1916 die Nachfolge des in [[Schloss Schönbrunn]] verstorbenen Monarchen antrat, war er nicht ausreichend in die politischen Führungsprobleme eingearbeitet. Die von ihm erwarteten Reformen blieben unzureichend, die außenpolitisch unternommenen Versuche, einen Friedensschluss zu erreichen, blieben ohne Erfolg, und zu einer Trennung von Deutschland vermochte er sich nicht zu entschließen. Er wechselte die k.k. Ministerpräsidenten alle paar Monate aus. | Karl blieb nicht in Wien, um an politischen Entscheidungen teilzunehmen (es hatte ihn auch niemand dazu gebeten), sondern hielt sich überwiegend an der Front auf. Der Kaiser betraute ihn mit einem Heeresgruppenkommando und ernannte ihn zum Generaloberst und zum Großadmiral. Seine Aufenthalte in Wien gaben ebenso wie seine Vorgangsweise an der Front Anlass zu Kritik. Als er am 21. November 1916 die Nachfolge des in [[Schloss Schönbrunn]] verstorbenen Monarchen antrat, war er nicht ausreichend in die politischen Führungsprobleme eingearbeitet. Die von ihm erwarteten Reformen blieben unzureichend, die außenpolitisch unternommenen Versuche, einen Friedensschluss zu erreichen, blieben ohne Erfolg, und zu einer Trennung von Deutschland vermochte er sich nicht zu entschließen. Er wechselte die k.k. Ministerpräsidenten alle paar Monate aus. | ||
Version vom 28. Mai 2021, 12:39 Uhr
- Kaiser von Österreich (21.11.1916 bis 11.11.1918)
- König von Ungarn (21.11.1916 bis 13.11.1918)
- Ehefrau Zita von Bourbon-Parma
- Großonkel Franz Joseph I.
Karl I. (Karl Franz Joseph Ludwig Hubert Georg Maria), * 17. August 1887 Schloss Persenbeug, Niederösterreich, † 1. April 1922 Funchal (Madeira, Portugal), Kaiser von Österreich, König von Böhmen (Karl III.), König von Ungarn (Karl IV.), 2004 von der katholischen Kirche seliggesprochen.
Biografie
Der Sohn von Erzherzog Otto und dessen Ehefrau Maria Josepha von Sachsen, war ein Großneffe Kaiser Franz Josephs. Er wuchs auf Schloss Persenbeug, in der Villa Wartholz in Reichenau an der Rax sowie an den Garnisonsorten seines Vaters auf. In seiner (privaten) Erziehung wurde von seiner Mutter großer Wert auf Religion und Fremdsprachen gelegt. Dem zweiten Bildungsziel dienten auch Bildungsreisen durch Europa. Von 1899 bis 1901 besuchte er das Schottengymnasium in Wien. Nach einer militärischen Ausbildung in dem nach seinen Vater benannten Ulanenregiment "Erzherzog Otto" schlug er die Laufbahn eines Offiziers ein. An der Universität Prag erwarb er als Privathörer Kenntnisse in den Rechts-, Finanz- und Wirtschaftswissenschaften.
Nach dem Tod des Vaters übernahm Thronfolger Franz Ferdinand die Vormundschaft für den jungen Erzherzog, der selbst an die zweite Stelle der Thronfolge vorrückte, da Franz Ferdinands eigene Kinder von der Thronfolge ausgeschlossen waren. Am 21. Oktober 1911 heiratete er Zita von Bourbon-Parma. Nach der Ermordung seines Onkels in Sarajevo wurde Karl auf Grund der habsburgischen Hausgesetze "automatisch" Thronfolger des damals 84 Jahre alten Monarchen.
IN ARBEIT
Karl blieb nicht in Wien, um an politischen Entscheidungen teilzunehmen (es hatte ihn auch niemand dazu gebeten), sondern hielt sich überwiegend an der Front auf. Der Kaiser betraute ihn mit einem Heeresgruppenkommando und ernannte ihn zum Generaloberst und zum Großadmiral. Seine Aufenthalte in Wien gaben ebenso wie seine Vorgangsweise an der Front Anlass zu Kritik. Als er am 21. November 1916 die Nachfolge des in Schloss Schönbrunn verstorbenen Monarchen antrat, war er nicht ausreichend in die politischen Führungsprobleme eingearbeitet. Die von ihm erwarteten Reformen blieben unzureichend, die außenpolitisch unternommenen Versuche, einen Friedensschluss zu erreichen, blieben ohne Erfolg, und zu einer Trennung von Deutschland vermochte er sich nicht zu entschließen. Er wechselte die k.k. Ministerpräsidenten alle paar Monate aus.
Als sich ab Sommer 1918 die zentrifugalen Tendenzen in der habsburgischen Monarchie verstärkten, versuchte Karl I. zu spät und zu unentschlossen entgegenzuwirken: mit dem Oktobermanifest (16. Oktober 1918), das aus der österreichischen "Reichshälfte" einen Bund sich innenpolitisch selbst regierender Länder machen sollte. Die ungarischen Spitzenpolitiker lehnten es, die Entwicklung verkennend, ab, für das Königreich Ungarn ähnliche Freiheiten vorzusehen.
Am 11. November 1918 unterzeichnete Karl, nachdem sein Verbündeter Wilhelm II. im Deutschen Reich aufgegeben hatte, seine von kaiserlichen und republikanischen Politikern erarbeitete Verzichtserklärung auf die Ausübung der Regierungsgeschäfte in Österreich und enthob in Schönbrunn seine letzte Regierung unter Heinrich Lammasch. (Am 13. November verzichtete er auch für Ungarn auf die Regierungsgeschäfte.) Noch am Abend des 11. Novembers 1918 verließ er mit seiner Familie Schloss Schönbrunn, das nun vom Staat verwaltet wurde, und Wien und hielt sich bis zu seiner Ausreise auf Schloss Eckartsau im Marchfeld auf, damals habsburgischer Privatbesitz.
Da er es unter dem Einfluss seiner Gattin ablehnte, mit der Abdankung für klare Verhältnisse zu sorgen, musste er unter dem Druck der republikanischen österreichischen Regierung unter Karl Renner am 24. März 1919 in die Schweiz ausreisen und nahm seine Familie mit. Bei dieser Gelegenheit erklärte er seine Verzichtserklärung für ungültig, provozierte damit aber in Österreich den parlamentarischen Beschluss des Habsburgergesetzes, das ihn auf Lebenszeit des Landes verwies. Zweimalige Restaurationsversuche in Ungarn scheiterten; nach dem zweiten wurde er von den Kriegssiegern nach Madeira verbannt, wo er starb, weil vielleicht aus Sparsamkeit medizinische Betreuung kaum stattfand.
Seit 1910 hieß der frühere und heutige Parkring nach dem wichtigsten Verbündeten Österreich-Ungarns Kaiser-Wilhelm-Ring (1). In Karls Regierungszeit wurde 1917 der frühere und heutige Opernring Kaiser-Karl-Ring (1) benannt. Beide Benennungen wurden von der Wiener Stadtverwaltung 1919 rückgängig gemacht.
Spätere Initiativen von Legitimisten, Karls Leichnam in der Kaisergruft bestatten zu lassen, wurden von Familie Habsburg-Lothringen, zuletzt nach dem 1989 erfolgten Tod seiner Witwe, die dort bestattet wurde, nicht unterstützt. Karl habe auf Madeira so viel Zuwendung erfahren, dass man seine dortige Bestattung aufrechterhalten wolle.
Quellen
- Erich Feigl [Hg.]: "Gott erhalte ..." Kaiser Karl. Persönliche Aufzeichnungen und Dokumente. Wien: Amalthea 2006
Literatur
- Manfried Rauchensteiner [Hg.]: Baden - Zentrum der Macht 1917-1918. Kaiser Karl I. und das Armeeoberkommando. Wien: Amalthea Signum 2018
- Eva Demmerle: Kaiser Karl. Mythos und Wirklichkeit. Wien: Amalthea Signum 2016
- Kaiser Karl I. Symposium 13. April 2012. Hg. vom Heeresgeschichtlichen Museum Wien. Wien: Heeresgeschichtliches Museum 2013
- Bernhard A. Macek: Kaiser Karl I. Der letzte Kaiser Österreichs. Ein biografischer Bilderbogen. Erfurt: Sutton 2012
- Andreas Gottsmann [Hg.]: Karl I. (IV.), der Erste Weltkrieg und das Ende der Donaumonarchie. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2007 (Publikationen des Historischen Instituts beim Österreichischen Kulturforum in Rom, 14)
- Jan Mikrut [Hg.]: Kaiser Karl I. (IV.) als Christ, Staatsmann, Ehemann und Familienmensch. Wien: Dom-Verlag 2004
- Erich Feigl: Kaiser Karl I. Ein Leben für den Frieden seiner Völker. Wien [u.a.]: Amalthea 1990
- Tamara Griesser-Pecar: Die Mission Sixtus. Wien [u. a.]: Amalthea 1988
- Brigitte Hamann [Hg.]: Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Wien: Ueberreuter 1988
- Ludwig Jedlicka: Karl I. In: Neue deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Band 11. Berlin: Duncker & Humblot 1977, S. 243-245
- Gordon Brook-Shepherd: Um Krone und Reich. Die Tragödie des letzten Habsburgerkaisers. Wien [u. a.]: Molden 1968
- Robert A. Kann: Die Sixtusaffäre und die geheimen Friedensverhandlungen Österreich-Ungarns im ersten Weltkrieg. Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1966
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815 – 1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Band 3. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1965, S. 236-239
- Hugo Hantsch: Gestalter der Geschicke Österreichs. Innsbruck [u. a.]: Tyrolia 1962
- Reinhold Lorenz: Kaiser Karl und der Untergang der Donaumonarchie. Graz [u. a.]: Styria 1959
- Arthur Graf Polzer-Hoditz: Kaiser Karl. Aus der Geheimmappe seines Kabinettschefs. Wien [u.a.]: Amalthea 1929