Julius Raab: Unterschied zwischen den Versionen

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Raab Julius, * 29. November 1891 St. Pölten, † 8. Jänner 1964 Wien (Zentralfriedhof, Ehrengrab Gruppe 14C, Nummer 21 A), Politiker, Gattin (1923) Hermine Haumer. Raab studierte Hochbau an der Technischen Hochschule Wien (Studienabbruch 1922 nach der zweiten Staatsprüfung) und trat der CV-Verbindung „Norica" bei. 1922 trat er in die Baufirma seines Vaters in St. Pölten ein. Dort und in Niederösterreich übernahm er politische Funktionen, wurde 1927 in den Nationalrat gewählt und von Seipel in die [[Heimwehr]] entsandt. Zwecks besserer Organisation der Wirtschaftstreibenden nahm er Kontakte zum deutsch-österreichischen Gewerbebund auf, in dem großdeutsche und christlichsoziale Elemente vereinigt waren. Als Vertreter einer gemäßigten Richtung konnte er sich zwar 1930 ([[Korneuburger Eid]]) in der Heimwehr gerade noch behaupten, schied aber, aus Abneigung gegen den beginnenden Radikalismus, kurz danach aus und widmete sich wieder gewerblichen Organisationen (Mitbegründer des Österreichischen Reichsgewerbebunds [ab 1934 Präsident], Obmann der Landesgruppe Niederösterreich des Gewerbebunds, Präsident des Bunds Österreichischer Gewerbetreibender und Vizepräsident der Hauptstelle gewerblicher Arbeitgeberverbände), wobei er, von den Bünden ausgehend, die Handelskammern zu einer fachlichen Vertretungskörperschaft zusammenzufassen suchte (das Handelskammergesetz 1937 war eine Vorstufe zu diesem Ziel). 1934-1938 war Raab Mitglied des Bundeswirtschaftsrats, im Februar/März 1938 Handelsminister. 1945 war er einer der Mitbegründer der ÖVP, Landesparteiobmann der ÖVP in Niederösterreich, außerdem Gründer (bis 1963 Präsident) des Österreichischen Wirtschaftsbunds und der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft (Präsident ab 1947) und Staatssekretär für öffentliche Bauten, Übergangswirtschaft und Wiederaufbau in der provisorischen Staatsregierung Renners. 1945-1961 Abgeordneter zum Nationalrat (Klubobmann der ÖVP 1945-1953), 1952-1960 Bundesobmann der ÖVP, 1953-1961 Bundeskanzler und 1963 Kandidat der ÖVP für die Bundespräsidentenwahl, in der er [[Adolf Schärf]] unterlag. Mit dem Präsidenten des ÖGB [[Johann Böhm]] schuf er die Grundlagen für die Sozialpartnerschaft. Die Kanzlerära Raabs wurde bestimmt durch die Zusammenarbeit der beiden großen Parteien, den sogenannta Raab-Kamitz-Kurs (mit dem Ziel der wirtschaftlichen Konsolidierung) und den Abschluß des Österreichischen Staatsvertrags (15. Mai 1955); im September 1955 wurde das Allgemeine Sozialversicherungsesetz beschlossen und damit ein bedeutender sozialpolitischer Schritt getan. Raabs Autobiographie erschien 1964 als „Selbstporträt eines Politikers". Ehrenbürger (10. März 1967); Julius-Raab-Wohnhausanlage (12, Tivoligasse); Gedenkmedaille (1971). [[Julius-Raab-Platz]], [[Raabdenkmal]].
 
Raab Julius, * 29. November 1891 St. Pölten, † 8. Jänner 1964 Wien (Zentralfriedhof, Ehrengrab Gruppe 14C, Nummer 21 A), Politiker, Gattin (1923) Hermine Haumer. Raab studierte Hochbau an der Technischen Hochschule Wien (Studienabbruch 1922 nach der zweiten Staatsprüfung) und trat der CV-Verbindung „Norica" bei. 1922 trat er in die Baufirma seines Vaters in St. Pölten ein. Dort und in Niederösterreich übernahm er politische Funktionen, wurde 1927 in den Nationalrat gewählt und von Seipel in die [[Heimwehr]] entsandt. Zwecks besserer Organisation der Wirtschaftstreibenden nahm er Kontakte zum deutsch-österreichischen Gewerbebund auf, in dem großdeutsche und christlichsoziale Elemente vereinigt waren. Als Vertreter einer gemäßigten Richtung konnte er sich zwar 1930 ([[Korneuburger Eid]]) in der Heimwehr gerade noch behaupten, schied aber, aus Abneigung gegen den beginnenden Radikalismus, kurz danach aus und widmete sich wieder gewerblichen Organisationen (Mitbegründer des Österreichischen Reichsgewerbebunds [ab 1934 Präsident], Obmann der Landesgruppe Niederösterreich des Gewerbebunds, Präsident des Bunds Österreichischer Gewerbetreibender und Vizepräsident der Hauptstelle gewerblicher Arbeitgeberverbände), wobei er, von den Bünden ausgehend, die Handelskammern zu einer fachlichen Vertretungskörperschaft zusammenzufassen suchte (das Handelskammergesetz 1937 war eine Vorstufe zu diesem Ziel). 1934-1938 war Raab Mitglied des Bundeswirtschaftsrats, im Februar/März 1938 Handelsminister. 1945 war er einer der Mitbegründer der ÖVP, Landesparteiobmann der ÖVP in Niederösterreich, außerdem Gründer (bis 1963 Präsident) des Österreichischen Wirtschaftsbunds und der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft (Präsident ab 1947) und Staatssekretär für öffentliche Bauten, Übergangswirtschaft und Wiederaufbau in der provisorischen Staatsregierung Renners. 1945-1961 Abgeordneter zum Nationalrat (Klubobmann der ÖVP 1945-1953), 1952-1960 Bundesobmann der ÖVP, 1953-1961 Bundeskanzler und 1963 Kandidat der ÖVP für die Bundespräsidentenwahl, in der er [[Adolf Schärf]] unterlag. Mit dem Präsidenten des ÖGB [[Johann Böhm]] schuf er die Grundlagen für die Sozialpartnerschaft. Die Kanzlerära Raabs wurde bestimmt durch die Zusammenarbeit der beiden großen Parteien, den sogenannta Raab-Kamitz-Kurs (mit dem Ziel der wirtschaftlichen Konsolidierung) und den Abschluß des Österreichischen Staatsvertrags (15. Mai 1955); im September 1955 wurde das Allgemeine Sozialversicherungsesetz beschlossen und damit ein bedeutender sozialpolitischer Schritt getan. Raabs Autobiographie erschien 1964 als „Selbstporträt eines Politikers". Ehrenbürger (10. März 1967); Julius-Raab-Wohnhausanlage (12, Tivoligasse); Gedenkmedaille (1971). [[Julius-Raab-Platz]], [[Raabdenkmal]].

Version vom 5. Mai 2014, 10:26 Uhr

Daten zur Person
Personenname Raab, Julius
Abweichende Namensform
Titel Dipl.Ing.
Geschlecht männlich
PageID 20788
GND
Wikidata
Geburtsdatum 29. November 1891
Geburtsort St. Pölten
Sterbedatum 8. Jänner 1964
Sterbeort Wien
Beruf Politiker
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 5.05.2014 durch WIEN1.lanm09was
Begräbnisdatum 14. Jänner 1964
Friedhof
Grabstelle Zentralfriedhof, Ehrengrab Gruppe 14C, Nummer 21 A

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 10. März 1961, Übernahme: 25. März 1961)
  • Ehrenring Stadt Wien
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich (Übernahme: 4. April 1955)

Raab Julius, * 29. November 1891 St. Pölten, † 8. Jänner 1964 Wien (Zentralfriedhof, Ehrengrab Gruppe 14C, Nummer 21 A), Politiker, Gattin (1923) Hermine Haumer. Raab studierte Hochbau an der Technischen Hochschule Wien (Studienabbruch 1922 nach der zweiten Staatsprüfung) und trat der CV-Verbindung „Norica" bei. 1922 trat er in die Baufirma seines Vaters in St. Pölten ein. Dort und in Niederösterreich übernahm er politische Funktionen, wurde 1927 in den Nationalrat gewählt und von Seipel in die Heimwehr entsandt. Zwecks besserer Organisation der Wirtschaftstreibenden nahm er Kontakte zum deutsch-österreichischen Gewerbebund auf, in dem großdeutsche und christlichsoziale Elemente vereinigt waren. Als Vertreter einer gemäßigten Richtung konnte er sich zwar 1930 (Korneuburger Eid) in der Heimwehr gerade noch behaupten, schied aber, aus Abneigung gegen den beginnenden Radikalismus, kurz danach aus und widmete sich wieder gewerblichen Organisationen (Mitbegründer des Österreichischen Reichsgewerbebunds [ab 1934 Präsident], Obmann der Landesgruppe Niederösterreich des Gewerbebunds, Präsident des Bunds Österreichischer Gewerbetreibender und Vizepräsident der Hauptstelle gewerblicher Arbeitgeberverbände), wobei er, von den Bünden ausgehend, die Handelskammern zu einer fachlichen Vertretungskörperschaft zusammenzufassen suchte (das Handelskammergesetz 1937 war eine Vorstufe zu diesem Ziel). 1934-1938 war Raab Mitglied des Bundeswirtschaftsrats, im Februar/März 1938 Handelsminister. 1945 war er einer der Mitbegründer der ÖVP, Landesparteiobmann der ÖVP in Niederösterreich, außerdem Gründer (bis 1963 Präsident) des Österreichischen Wirtschaftsbunds und der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft (Präsident ab 1947) und Staatssekretär für öffentliche Bauten, Übergangswirtschaft und Wiederaufbau in der provisorischen Staatsregierung Renners. 1945-1961 Abgeordneter zum Nationalrat (Klubobmann der ÖVP 1945-1953), 1952-1960 Bundesobmann der ÖVP, 1953-1961 Bundeskanzler und 1963 Kandidat der ÖVP für die Bundespräsidentenwahl, in der er Adolf Schärf unterlag. Mit dem Präsidenten des ÖGB Johann Böhm schuf er die Grundlagen für die Sozialpartnerschaft. Die Kanzlerära Raabs wurde bestimmt durch die Zusammenarbeit der beiden großen Parteien, den sogenannta Raab-Kamitz-Kurs (mit dem Ziel der wirtschaftlichen Konsolidierung) und den Abschluß des Österreichischen Staatsvertrags (15. Mai 1955); im September 1955 wurde das Allgemeine Sozialversicherungsesetz beschlossen und damit ein bedeutender sozialpolitischer Schritt getan. Raabs Autobiographie erschien 1964 als „Selbstporträt eines Politikers". Ehrenbürger (10. März 1967); Julius-Raab-Wohnhausanlage (12, Tivoligasse); Gedenkmedaille (1971). Julius-Raab-Platz, Raabdenkmal.

Literatur

  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923-1935. Band 16. (Ludwig Jedlicka)
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Getrude Enderle-Burcel: Mandatare im Ständestaat 1934-1938. Wien: Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes [u.a.] 1991
  • Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 3: Der Parlamentarismus und die modernen Republiken. Wien / München: Jugend & Volk 1974, S. 460 ff.
  • Erwin H. Aglas (Hg.): Die Zweite österreichische Republik und ihre Repräsentanten. 1960, S. 9
  • Heinrich Schramm-Schießl: Julius Raab. Kanzler der Freiheit. 1961
  • Othmar Franz Lang: Julius Raab. Der Kämpfer für Österreich. 1961
  • Ludwig Jedlicka: Julius Raab. In: Jedlicka. Vom alten zum neuen Österreich. 1975
  • Karl Heinz Ritschel: Julius Raab. Der Staatsvertragskanzler. 1975
  • Karl Heinz Ritschel: (Hg.): Stichwort Österreich 1978/79;
  • Weissensteiner-Weinzierl (Hgg.): Die österreichischen Bundeskanzler. 1983, Register
  • Alois Brusatti, Gottfried Heindl (Hgg.): Eine Biographie in Einzeldarstellungen. 1986
  • Hans Weiss, Krista Federspiel: Wer? 1988, S. 155 f.
  • Ironimus (Peichl): Julius (Karikaturen; 1958)
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 71 f.
  • Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken, 12.11.1981, 29.11.1991