Frauenbewegung

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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Die Frauen waren bis A. 20. Jh. aus der polit. Öffentlichkeit ausgeschlossen. Sie durften weder Mitgl. von polit. Vereinen sein noch an polit. Versammlungen teilnehmen. Trotz des legalen Verbots haben Frauen jedoch immer wieder Möglichkeiten u. Formen gefunden, „indirekt" am polit. Leben teilzunehmen. Der 1. polit.-demokrat. Frauenverein wurde am 28. 8. 1848 im Salon des Wr. Volksgartens gegr.; die Präs.in des Vereins war Baronin Karoline v. Perin. Ausschlaggebend für die Gründung dieses „Wr. Demokrat. Frauenvereins" war die kurz zuvor von der Regg. bekanntgegebene Lohnreduktion, von der v. a. die Arbeiterinnen betroffen waren, u. die blut. Niederschlagung des aus diesem Anlaß am 23. 8. 1848 stattgefundenen Demonstrationszugs im Umkreis des Praters. Mehrere 100 Frauen, in der Mehrzahl bürgerl., versammelten sich daraufhin im Volksgarten, um eine Geldsammlung für die von der Lohnreduktion betroffenen Arbeiterinnen durchzuführen u. in einem Antrag die Rücknahme der Lohnkürzungen zu fordern. Der „Wr. Demokrat. Frauenverein" setzte sich neben karitativen Aufgaben als wesentl. Ziel die Verbreitung der demokrat. Idee „in allen weibl. Kreisen" u. die Verwirklichung der sozialen Gleichberechtigung der Frauen. Der Verein existierte knapp 2 Monate (bis zur Niederschlagung der Wr. Revolution im Okt. 1848). - Im Sept. 1848 wurde der „Erste konstitutionell-monarchist. Frauenverein" gegr. Die karitative Ausrichtung stand bei ihm im Vordergrund („Vertheilung von Handarbeiten" u. „Sorge Für eine bessere Erziehung der Kinder"). Im Gegensatz zum „Wr. Demokrat. Frauenverein" richteten sich die Proponentinnen gegen die Bestrebungen für die Durchsetzung der polit. Gleichheit der Frauen. - Ebenfalls im Sept. 1848 konstituierte sich der „Deutschkath. Frauenverein". Der Deutschkatholizismus war M. der 40er Jahre des 19. Jh.s im kath. Bildungs- u. Kleinbürgertum Dtschld.s entstanden u. trat für freies Denken, gegen jede Orthodoxie u. für gleiche Rechte ein. - Die in der 2. H. des 19. Jh.s entstandenen Frauenvereine hatten karitative oder pädagog. Zielsetzungen ohne polit. Anspruch. Die Frauen in diesen Vereinen kamen aus der bürgerl. Schicht u. bemühten sich um „wohltat. Zwecke". Dazu gehörten der „Wr. Frauen-Erwerb-Verein", der 1866 von Helene Hbrnbostel u. a. gegr. wurde. Um 1870 rückten die Bestrebungen für bessere Bildungsmöglichkeiten der Frauen in den Vordergrund. In diesem Zusammenhang wurden gegr.: der „Verein kath. Lehrerinnen" (1868), der „Verein österr. Lehrerinnen" (1869), der „Verein der Lehrerinnen u. Erzieherinnen" (1870; geleitet von Marie Schwarz) u. der „Wr. Hausfrauenverein" (1875). In den 80er Jahren entstanden der Verein „Wr. Frauenheim" (1881) u. der „Verein für erweiterte Frauenbildung" (1882), der 1888 die 1. Mädchengymnasialklasse aufbaute. Den Frauensport förderte v. a. Antonie -> Graf, die 1894 die 1. weibl. Schwimmschule „Austria" u. 1908 den Frauenschwimmclub „Wien" gründete (nachdem die Frauen erstm. 1831 die Erlaubnis zum Schwimmen erhalten hatten). - Prakt. alle liberal-bürgerl. Frauenvereine wurden von Marianne -*• Hainisch im 1902 gegr. „Bund österr. Frauenvereine" zusammengeschlossen; sie gilt somit als Begr.in der österr. bürgerl. F. Ziel war ein gleichberechtigter Zugang u. eine gleichberechtigte Teilnahme der Frauen am öffentl., sozialen u. kulturellen Leben. Der Bund gliederte sich in Unterrichts-, Gewerbe-, Presse-, Friedens- (geleitet von Bertha v. ->• Suttner) u. Antialkoholkomm.en, veranstaltete Ausst.en u. Kongresse u. pflegte Internat. Kontakte. - Als überparteil. Organ für die F. schufen Auguste -*• Fickert, Rosa -»• Mayreder u. Marie -»• Lang 1899 die Zs. „Dokumente der Frauen", in der auch Vertreterinnen der Sozialist. F., wie Therese -+• Schlesinger, publizierten. Die Sozialist. Frauenvereine wurden (da bis 1911 Frauen nicht Mitgl. polit. Vereine sein durften) als Bildungsvereine gegr. (so 1871 der Arbeiterinnenbildungsverein im 6. Bez.), der bereits 1872 über 400 Mitgl. verfügte, jedoch 1874 aufgelöst wurde. Weitere Gründungen waren bspw. 1890 der „Arbeiterinnenbildungsverein" u. 1891 der Leseklub „Libertas" (unter der Ltg. von Adelheid -»• Popp-Dworschak). Trotz der formalen Einordnung in die Parteistrukturen gab es Bestrebungen, selbständ. u. autonome Interessenvertretungen zu gründen. So entstand 1898 der Verein „Gewerkschaft der Näherinnen" u. 1911 der Verband der Hausgehilfinnen „Einigkeit". Später wurden auch diese Vereine in Parteistrukturen eingebunden. 1909 wurde auf dem Parteitag in Reichenberg eine einheitl. Frauenorganisation innerhalb der Sozdem. Partei geschaffen. Hauptangriffsfläche der Sozialist. F. war der kapitalist. Staat mit all seinen Erscheinungsformen, etwa der „bürgerl." Ehegemeinschaft u. der Wirtschaftsform des privaten Einzelhaushalts. Viele der hauswirtschaftl. Aufgaben sollten sozialisiert werden, damit die Frau sich ungehindert dem Arbeitsleben widmen könne; der Wert der Frau ergibt sich nicht aus naturrechtl. oder ethischen Ansprüchen, sondern ganz allein aus ihrer Arbeitsleistung u. deren objektiven Beurteilung. - Die Ziele der Aktivistinnen der „alten" F. bestanden in der Erkämpfung der gleichen Staatsbürger!. Rechte für Frauen. -1918 wurde nach jahrelangen Forderungen von bürgerl. u. sozdem. Vertreterinnen das Wahlrecht für Frauen durchgesetzt. In der Zwischenkriegszeit arbeitete der Großteil der Aktivistinnen innerhalb der Parteien u. Verbände, wo sie v. a. für „typ." Frauenthemen zuständig waren (Sozial-, Schul- u. Familienbereich). Die sozdem. Frauen unterstützten die Sozialgesetzgebung (Achtstundentag, Urlaubsrecht, Arbeitslosenfürsorge), die sie als einen mögl. Ausweg aus der Doppelbelastung durch Beruf u. Haushalt betrachteten. Insbes. im sozdem. verwalteten W. wurden versch. Vorhaben mit Hilfe der Frauen verwirklicht (Säuglingskrippen, Waschküchen usw.). Vehement, doch erfolglos, setzten sich führende Sozialistinnen (wie Käthe -»• Leichter u. Gabriele -»• Proft) für die Straffreiheit bei Schwangerschaftsabbruch ein. Eine „Wiederbelebung" erfuhr die F. erst E. der 60er u. A. der 70er Jahre. (-»• Frauenbewegung, Neue).

Literatur

  • Brigitte Geiger, Hanns Hacker, Donauwalzer/Damenwahl. Frauenbewegte Zusammenhänge in Österr. (1989);
  • Andrea Graf (Hgin.), Zur Politik des Weibl. Frauenmacht u. -ohnmacht (1990);
  • Elisabeth Guschlbauer, Der Beginn der polit. Emanzipation der Frau in Österr. (1848-1919), Diss. Univ. Sbg. (1974);
  • Marianne Hainisch, Die Gesch. der F. in Österr., in: Die Gesch. der F. in den Kulturländern. Hb. der F. l (Bln. 1901);
  • Edith Hann, Arbeiterinnenbildung - Eine Voraussetzung der polit. u. gesellschaftl. Partizipation, Diss. Univ. W. (1987);
  • Gabrielle Hauch, Frau Biedermeier auf den Barrikaden. Frauenleben in der Wr. Revolution 1848 (1990); *Regina Köpl, Frauenpolitik der SPÖ. Reformpolitik im Spannungsfeld bürgerl.-patriarchal. Hegemonie u. sozdem. Partizipationsstrategie, Diss. Univ. W. (1983);
  • Edith Prost, „Die Partei hat mich nie enttäuscht...". Österr. Sozialdemokratinnen (1989);
  • Sieglinde Rosenberger, Frauenpolitik in Rot-Schwarz-Rot. Geschlechterverhältnisse als Gegenstand der Österr. Politik (1992);
  • Irene Schöffmann, Die bürgerl. F. im Austrofaschismus. Eine Studie zur Krise des Geschlechterverhältnisses am Bsp. des Bundes Österr. Frauenvereine u. der Kath. Frauenorganisation für die Erzdiözese W., Diss. Univ. W. (1986);
  • Erika Weinzierl, Emanzipation? Österr. Frauen im 20. Jh. (1975).