Fiaker

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Ein Fiaker auf der Ringstraße (1967)
Daten zum Eintrag
Datum von
Datum bis
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 26.11.2013 durch WIEN1.lanm08w10
Bildname Fiaker.jpg
Bildunterschrift Ein Fiaker auf der Ringstraße (1967)

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst!


  1. ) Bezeichnung für eine zweispännige Lohnkutsche (im Gegensatz zum einspännigen, billigeren und weniger vornehmen „Einspänner") beziehungsweise für den Kutscher, eine in Wien populäre Figur. Der Name wurde aus dem Französischen übernommen; er leitet sich angeblich vom ältesten Standplatz in Paris ab (1662), der Rue Saint Fiacre beziehungsweise einem dortigen Wirtshaus, auf dessen Außenwand sich das Bild des irischen Mönchs Fiacrius befand. Die Fiaker wurden im innerstädtischen Verkehr Wiens um 1670 gebräuchlich (zuvor hatten sie sich außer in Paris auch in London bewährt).

Für die private Personenbeförderung mittels Fiakers benötigte man eine Lizenz der Polizeioberdirektion. Zur Frühgeschichte des Fiakers in Wien gibt es weder Dokumente noch Bilder. Am 1. Juni 1726 verordnete Karl VI. zum Schutz des Postfuhrwesens, daß die „Lehen-Wägen" (zu denen die Fiaker gehörten) innerhalb des Linienwalls nur zweispännig fahren dürften und daß sie sich auf einen Umkreis von höchstens vier Meilen zu beschränken hätten. Nach einer Häufung von Klagen wurde die Höhe des Fuhrlohns 1747 durch eine Lehenfuhrwerksordnung geregelt. 1788 gab es 648, 1848 680 Fiaker.

Die am 22. Juli 1800 erlassene „Vorstadtlehenkutscher- und Fiakerordnung" (teilweise erneuert am 12. Juli 1819) schrieb das Führen einer Nummer sowie den Erwerb einer bei der Oberpolizeidirektion zu beantragenden und vom Lehenwagenamt (1, Kärntner Straße 28) auszustellenden Fahrlizenz vor. Die Wagen hatten (im Gegensatz zu den vornehmeren Stadtlohnwagen, den „Unnumerierten", die mit Privatequipagen zu vergleichen waren) an drei Seiten eine weiße, mit Ölfarbe aufgetragene Nummer zu tragen, waren an ihnen zugewiesene fixe Standplätze (17 im Widmer-, vier im Schotten-, sechs im Stuben- und sieben im Kärntnerviertel, ferner beim Schotten-, Burg- und Stubentor sowie an 27 Punkten in den Vorstädten) und strikte Fahrvorschriften gebunden (beispielsweise Fahrverbot auf den durch Pflasterung für Fußgeher kenntlich gemachten Straßenrändern und Verbot des Schnellfahrens). Außerhalb der Linien stand das Recht der Personenbeförderung den Landkutschern zu. Die vier Meilen-Grenze wurde am 20. April 1824 aufgehoben, sodaß sie damit den Landkutscherp, gleichgestellt wurden; aber auch danach mußten die Passagiere bei den Linientoren einen von der Polizeioberdirektion ausgestellten Passierschein vorweisen, wenn sie (auch nur kurzfristig) die Stadt verlassen wollten. Die vorgeschriebenen Taxen wurden meist nicht eingehalten. Man unterschied zwischen dem numerierten und dem unnumerierten Fiaker, außerdem gab es verschiedene Wagentypen: offene Fiaker, geschlossene Fiaker („Coupés"), „Einspänner" (oder „Comfortable"; mit nur einem Pferd) und „Landauer" (für Überlandfahrten). Am 22. Juli 1800 wurde eine Fiakerordnung erlassen. Für alle Fragen (außer der Lizenz) war das magistratische Lehenwagenamt zuständig; an das städtische Oberkammeramt war ein monatlicher „Aufschlag" zu leisten.

Zu dieser Zeit kennt man Stadt- und Vorstadtlehenkutscher; nur diese beiden Gruppen durften innerhalb der „Linien" fahren, doch hatten sie auch das Recht, sich vor den Linientoren aufzustellen und Passagiere anzunehmen. Außerhalb des Linienwalls ansässige Landfuhrleute durften lediglich Fahrgäste auf Bestellung aus der Stadt abholen. Obwohl es den Fiakern vorgeschrieben war, nur zweispännige Fahrzeuge zu fahren, wurde dieses Gebot oft durchbrochen (so hören wir von zweisitzigen sogenannten „Bastardwagen"). Die Kutscher entwickelten sich bald zu einem populären Wiener Original (Fiakerlied), das auch zahlreiche Künstlern und Karikaturisten Stoff bot; Adolf Bäuerle schrieb die komische Oper (Musik Wenzel Müller) „Der Fiacker als Marquis".

Mit der Neuordnung der gewerblichen Rechtsvorschriften 1859 unterschied man freies Stadtlohnfuhrwerksgewerbe (Bereithaltung von Fahrzeugen zu jedermanns Gebrauch) und konzessioniertes Lohnfuhrwerksgewerbe (das fixe Standplätze zugewiesen erhielt); man zählte damals in Wien 22 Fiaker- und 70 Einspännerstandplätze. Ab den 60er Jahren nahm die Zahl der Fiakerordnungen zu (28. September 1868: „Fiaker- und Einspänner-Ordnung für den Polizei-Rayon von Wien"; 31. März 1871: „Fiaker- und Einspänner-Ordnung für Wien und die nächste Umgebung" und andere). Angehörige des Kaiserhauses hielten sich ihre Leibfiaker (so etwa Kronprinz Rudolf Josef Bratfisch); auch andere waren namentlich bekannt und berühmt (Hungerl und andere). Am 28. September 1890 fand auf dem Trabrennplatz ein Fiakerrennen statt. Seit dem Ersten Weltkrieg werden Fiaker in Wien überwiegend für Stadtrundfahrten, Praterbesuche (Firmungen) und besondere Anlässe (Hochzeiten und so weiter) engagiert. An die Wohnstätten vieler Fiaker in Erdberg (Fiakerdörfel) erinnert der dortige Fiakerplatz; einige Häuser haben sich erhalten (beispielsweise Wohn- und Fiakerhaus 3, Rüdengasse 3 [erbaut 1886], mit Stall, Wagenremise und historischen Fiakerrequisiten). 1965 waren in Wien 27, 1992 43 Fiaker zugelassen. Fiakerball, Fiakerbeisl (Zum roten Dachel), Fiakerdenkmal, Fiakerhaus (Fiakermuseum, Pramerschlössel), Fiakerlied, Fiakermilli, Fiakerplatz.


  1. ) Kaffeespezialität: Getränk, das sich je zur Hälfte aus schwarzem Kaffee und Schlagobers zusammensetzt und unter Zugabe von Rum serviert wird.

Literatur

  • Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien. Nummer 8. Wien 1959-2003, S. 37 ff.
  • Brigitte Rigele: „Aufgeschaut!" Dokumente zur Geschichte des Wiener Fiakers. In: Wiener Geschichtsblätter. Nummer 47. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1992, S. 175 f.
  • Bartel F. Sinhuber: Die Fiaker von Wien. 1992)
Ueberarbeiten.png
Dieser Artikel bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Helfen Sie bitte mit, ihn zu verbessern, und entfernen Sie anschließend die Markierung {{Überarbeiten}}.
  • Christian Brandstätter: Stadtchronik Wien. 2000 Jahre in Daten, Dokumenten und Bildern. Wien [u.a.]: Brandstätter 1986, S. 225
  • Mauriz Schuster: Alt-Wienerisch. Ein Wörterbuch veraltender und veraltetet Wiener Ausdrücke und Redensarten. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1983, S. 52 ff.