Ferdinand von Saar
Ferdinand von Saar, * 30. September 1833 Wien 6, Getreidemarkt 3 (Gedenktafel, enthüllt 3. September 1958), † 24. Juli 1906 Wien 19, Rudolfinergasse 6 (Selbstmord wegen unheilbarer Krankheit; Gedenktafel am Neubau [der auf dieser irrig als Sterbehaus bezeichnet wird]; Döblinger Friedhof, Gruppe 26, Nr. 33 [von der Gemeinde Wien gebührenfrei beigestellte Gruft und Übernahme der Pflege auf Friedhofsdauer; Grabdenkmal von Carl M. Schwerdtner]), Erzähler, Lyriker.
Biographie
Als Kind wohnte Saar 1, Rotenturmstraße 23; nach dem Besuch des Schottengymnasiums (Gedenktafel 1, Freyung 6) trat er in die Armee ein, wurde 1854 Offizier, nahm jedoch 1859 seinen Abschied, um sich der wissenschaftlichen Ausbildung, vor allem aber dem Schreiben widmen zu können. Als freier Schriftsteller lebte er meist auf den Schlössern Blansko und Raitz (Mähren) oder als Gast auf Gutshöfen seiner Freunde und in der Villa Wertheimstein. Er war einer der namhaftesten realistischen Erzähler an der Wende zum 20. Jahrhundert, ein Poet von feinster Stimmung und ein Meister novellistischer Technik. Er schilderte die k. u. k. Armee, die Wiener Gesellschaft und die Verfallserscheinungen der alten Monarchie mit psychologischem Scharfsinn. Seine von tiefer Menschlichkeit zeugenden Erzählungen sind meist autobiographisch getönt und stehen dem Stil des Wiener Impressionismus nahe.
Obwohl als Lyriker und Erzähler äußerst erfolgreich, konnte er sich als Dramatiker nicht durchsetzen. Die meisten seiner Novellen erschienen in Sammlungen (unter anderem Novellen aus Österreich, 1876 und 1897; Drei neue Novellen, 1883; Schicksale, 1889), seine Gedichte unter dem Titel "Wiener Elegien" 1893, seine "Sämtlichen Werke" (zwölf Bände [Hg. Jakob Minor, Biographie von Anton Bettelheim]) 1908.
Saar war auch Verfasser der Prologe für die Festvorstellung im Hofoperntheater am Abend der Enthüllung des Maria-Theresien-Denkmals (1888) und für die Eröffnungsvorstellung des Deutschen Volkstheaters (1889). Saar wohnte unter anderem 1, Rotenturmstraße 23 (als Kind), 9, Berggasse 15 (1840-1849), 4, Argentinierstraße 13, 4, Prinz-Eugen-Straße 10, 4, Preßgasse 22, 19, Billrothstraße 44 (1869), 19, Pyrkergasse 13 (ab 1870), Billrothstraße 44 und Döblinger Hauptstraße 94 (mit der Familie des die benachbarte Wertheimsteinvilla bewohnenden Bankiers Leopold von Wertheimstein war Saar befreundet; besonders Josefine von Wertheimstein unterstützte ihn [auch finanziell]; Saar-Gedenkraum in der Villa [heute Bezirksmuseum Döbling]) sowie Gedenktafel 19, Rudolfinergasse 6 (Vorläufergebäude war Sterbehaus); Gedenkstein mit Versen Saars an der Fassade des Hauses 5, Ziegelofengasse 10. Saardenkmal, Saarplatz.
Ein 2.193 Inventarnummern umfassender "Nachlass Ferdinand von Saar" sowie eine "Sammlung Ferdinand von Saar" befinden sich in der Wienbibliothek im Rathaus.
Quellen
- Wien Museum Online Sammlung: hochauflösende Abbildungen zu Ferdinand von Saar
- Wienbibliothek im Rathaus: Nachlass Ferdinand von Saar
- Wienbibliothek im Rathaus: Sammlung Ferdinand von Saar
- Wienbibliothek Digital: Ferdinand von Saar
Literatur
- Michael Boehringer [Hg.]: Ferdinand von Saar: Richtungen der Forschung. Gedenkschrift zum 100. Todestag. Wien: Praesens-Verlag 2006
- Herbert Klauser: Ein Poet aus Österreich. Ferdinand von Saar - Leben und Werk. Wien: Literas 1990
- Marianne Lukas: Ferdinand von Saar. Leben und Werk. Wien: Humboldt 1947
- Max Morold: Ferdinand von Saar. Leipzig: Hesse 1909
- Anton Bettelheim: Ferdinand von Saars Leben und Schaffen. Ferdinand von Saars sämtliche Werke in zwölf Bänden. Im Auftrage des Wiener Zweigvereins der Deutschen Schillerstiftung mit einer Biographie des Dichters von Anton Bettelheim hg. von Jakob Minor. Erster Band. Leipzig: Hesse [1908]
- Jakob Minor: Ferdinand von Saar. Leipzig / Wien: Fromme 1898
Weblinks
Ferdinand von Saar im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.