Favoriten

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Daten zum Objekt
Art des Objekts Bezirk
Datum von
Datum bis
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Bezirk 10
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 14895
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 5.09.2013 durch WIEN1.lanm08w06
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Favoriten (10. Bezirk). Wienerberg und Laaer Berg sind Teile von geologischen Stadtterrassen, die sich vom Küniglberg ostwärts erstrecken und zugleich die Wasserscheide zwischen Wienfluß und Liesingbach (dem einzigen fließenden Gewässer des Bezirks) bilden. Die Gegend des Laaer Bergs war bereits zur Römerzeit besiedelt (Gutshof in Unterlaa); hier befindet sich auch eine frühmittelalterliche Kirche. Über den Wienerberg verlief im Mittelalter die Fernhandelsstraße nach Kärnten, Venedig und Triest (Triester Straße). Das älteste Denkmal des Bezirks ist die aus dem 15. Jahrhundert stammende Spinnerin am Kreuz. Eine Aufwertung erfuhr die (heutige) Laxenburger Straße, weil sie die Verbindung zwischen der (sogenannten neuen) Favorita (4; Theresianum) und dem kaiserlichen Sommerschloß Laxenburg (Niederösterreich) herstellte. Bis Mitte 19. Jahrhundert gab es auf dem Boden des heutigen Bezirks keine geschlossene Siedlung. Bernhardsthal, das 1171 „An der Hauptstraße nahe dem Wienerberg" urkundlich erwähnt worden sein soll (es gibt mehrfache Erwähnungen in der Literatur, aber es fehlt jede Quellenangabe) wurde lange Zeit als älteste Siedlung betrachtet; nach neueren Forschungen hält man es allerdings eher für einen Flurnamen. Soweit man feststellen kann, gab es in Favoriten jahrhundertelang lediglich einige Bauernhäuser, bestenfalls Bauernhöfe, inmitten von Feldern und Weingärten. Nach Errichtung des Linienwalls (1704) gab es nur im Zuge der Favoritenstraße und der Matzleinsdorfer (Wiedner Haupt-) Straße Ausgänge nach Süden.

Einen Anziehungspunkt für die Wiener bildete im Vormärz das „Alte Landgut", weil hier Lanner, Morelly und Fahrbach zum Tanz aufspielten (ab 1834 Casino). Erwähnenswert ist in dieser Zeit auch der Rote Hof. Zu Beginn der 40er Jahre führte der Eisenbahnbau zu Veränderungen (Südbahn seit 1841, Raaber Bahn seit 1846); die Besiedlung des südl. des Linienwalls gelegenen Areals nahm stark zu, allerdings kam es allmähl. auch zu Industrieansiedlungen, die zu einer Städtebau!. Abwertung des Gebiets u. zum Bau billiger Substandardwohnungen führten, in denen v. a. Industriearbeiter zu erschwing!. Mieten unterkommen konnten. Noch E. der 50er Jahre erstreckte sich jedoch die „Siedlung vor der Favoritenlinie" nicht weit über die (heut.) Gudrunstr. hinaus. Am stärksten war die Bautätigkeit in dem durch die beiden Bahnlinien gebildeten Zwickel. 1849 begann der Bau des -»• Arsenals (das heute zum 3. Bez. gehört). Eine enorme Bautätigkeit entfaltete sich zw. 1868 u. 1872; durch den Börsenkrach (1873) fand sie ein abruptes Ende. Administrativ gehörte die Siedlung noch immer zur -»• Wieden, obwohl sie 1873 bereits 386 Häuser mit rd. 25 800 Einwohnern umfaßte. Am 16. 1. 1873 beantragte Johann -> Steudel mit Erfolg die Einrichtung einer Filialkanzlei von Bezirksdienststellen, am 3.3. 1873 stellte er den Antrag, vor der Linie einen eigenen Bez. zu bilden. Nach längeren Debatten im GR erfolgte am 18. 7. ein entsprechender positiver GR-Beschluß. Am 22. 5. 1874 wurden die Grenzen für den zu bildenden Bez. festgelegt, am 27. 9. 1874 gab die Nö. Statthalterei ihre Zustimmung zu dieser Stadterweiterung südl. des Linienwalls. Die Südbahnlinie, die sich wie eine Barriere gegen den Stammbez. Wieden legte, war gewiß mitverantwortl. dafür, daß sich die Selbständigkeitsregungen artikuliert hatten. Der neue Bez. erhielt die Ordnungszahl 10 u. (nach der Favoritenlinie, die ihre Benennung wiederum von der Favorita [->• Theresianum] abgeleitet hatte) den Namen „F.". Der Bez. umfaßte die außerhalb des Linienwalls (-»• Gürtelstraße) gelegenen Teile des 4. Bez.s (->• Wieden) sowie kleinere Teile des 3. (->• Landstraße) u. des 5. Bez.s (-> Margareten), weiters Teile der Ortsgemeinden ->• Inzersdorf, -»• Oberlaa u. -* Unteriaa. Der 10. Bez. war der 1. Stadtbez. außerhalb des Linienwalls; die Eingemeindung der Vororte, d. h. der Bez.e 11 19, erfolgte erst 1890/92 (-> Stadterweiterung). Bereits am 30. 5. 1873 nahm die Wr. Tramwaygesellschaft auf der Strecke Schwarzenbergpl.-Favoritenstr.-Gudrunstr. (bis Jagdg.) den Pferdebahnbetrieb auf; von der Reinprechtsdorfer Str. führte ab 11. 6. 1891 eine andere Linie ebenfalls in die Gudrunstr. (bis Jagdg.). Bis zum Beginn des 1. Weltkriegs entstanden neben dem -»• Südbahnhof (W.-Gloggnitzer Bhf.) u. dem -»• Ostbahnhof (W.-Raaber Bhf.) u. a. die Kirchen „St. Johannes Evangelist" (1872-76; -* Keplerkirche) u. „Zum hl. Antonius" (1896-1901; ->• Antonkirche), das Amtshaus für den 10. Bez. (1881/82; -»• Bezirksamtsgebäude), das ->• Kaiser-Franz-Joseph-Spital (1891), die Kirche am Matzleinsdorfer Evang. ->• Friedhof, der -»• Wasserturm (1898), das Wöchnerinnenheim -»• „Lucina" (1901), das -> Preyer'sche Kinderspital (1905;„Gottfried Preyer'sche Kinderspitalstiftung") u. der -> Arthaberbrunnen. Die Industrialisierung führte zur Ansiedlung zahlr. Betriebe versch. Branchen; zur Wienerberger Ziegelfabrik kamen u. a. Hutter & Schrantz (nach 1884), die Heller-Schokoladefabrik (1890; Gustav -»-Heller), die -»• Ankerbrotfabrik (1891), die Brown-Boveri-Werke (1891), Feiten & Guilleaume (1893), die Schmidtstahlwerke (1900), die Kronenbrotwerke, die Imperial-Feigenkaffeefabrik u. die Wr. Automobilfabrik (1911; -c Automobilbau). Diese Industrialisierung hatte nicht nur Mißstände im Arbeitsbereich zur Folge (Streiks, u. a. bei der Wienerberger Ziegelfabrik; jener vom 16. bis 28.4. 1895 konnte mit Unterstützung der Sozdem. unter Viktor -»• Adler zu einem erfolgr. Abschluß gebracht werden), sondern wirkte sich auch auf dem Wohnungssektorkatastrophal aus. A. 20. Jh. verbanden 3 elektr. Straßenbahnlinien den 10. Bez. mit dem Stadtzentrum (Oper): 65 (Triester Str. bis Troststr., ab 22. 4.1911; 165 als Verlängerung bis Inzersdorf, ab 1.3. 1924), 66 (Laxenburger Str. bis Troststr., ab 6.4. 1907) u. 67 (Favoritenstr. bis Schleier- bzw. Lehmg., ab 6.4. 1907; 167 als Verlängerung bis Rothneusiedl, ab 17. 12. 1914). Eine randl. Querverbindung bildete die Linie 6, die von Mariahilf nach Simmering verkehrte u. die Gudrunstr. durchfuhr (ab 13. 4. 1907). Der Bhf. F. (Straßenbahnremise) wurde 1899 erb. (Gudrunstr.). Frühzeitig eine Heimstätte hatte in F. der Fußballsport (u. a. -»• Hertha, SC -»• Nicholson [später -> FC Wien] u. -+ Rudolfshügel). Am 31. 5. 1900 entsandte F. mit Jakob -»• Reumann seinen 1. sozdem. Abgeordneten in den GR; seit 4. 5. 1919 hat der GR eine sozdem. Mehrheit, F. seither (ausgen. 1934-45) einen sozdem. BV. In den 20er u. 30er Jahren des 20. Jh.s entstanden neben dem -»• Amalienbad große Wohnhausbauten der Gmde. W., u. a. der -»• Viktor-Adler-Hof (1923), der -> Quarinhof (1924), der -> Pernerstorferhof (1925/1926), der -* Jean-Jaures-Hof (1925/26), der * George-Washington-Hof (1927-30) u. der -> Hueberhof (1929-1931), weiters die Siedlungsanlage „Am Wasserturm" (1923/1924) u. unbenannte städt. Wohnhausanlagen in der Laxenburger Str., Neilreichg. u. Gudrunstr. In den 30er Jahren wurde die ->• Friedenskirche geb. Der 2. Weltkrieg brachte F. große Zerstörungen durch den Bombenkrieg (1943-1945). Nach dem 2. Weltkrieg nahm der Bez. einen bedeutenden Aufschwung. Es entstanden u. a. städt. Wohnhausanlagen am Laaer Berg (->• Per Albin-Hansson-Siedlung [mit Ekazent, Schulkomplex u. Pensionistenheim „Laaer Berg", eröffnet 24. 10. 1972; Verlängerung der Straßenbahn bis zur Per-Albin-Hansson Siedlung Ost am 20. 12. 1972] u.-»• Eisenstadtplatz), die neue Volkshochschule (1961) u. das ->• Laaerbergbad. 1954 wurde der Bez. (im Zuge der endgült. Ausgemeindung zahlr. 1938 eingemeindeter nö. Orte u. der Schaffung des 23. Bez.s -»• Liesing) nach Süden erweitert (Eingemeindung der restl. Gebiete von ->• Oberlaa, ->• Unteriaa u. -> Rothneusiedl). Am Südabhang des Laaer Bergs wurden Schwefelheilquellen entdeckt (Bau der Kuranst. ->• Oberlaa), außerdem wurde der Laaer Berg aufgeforstet; ein großes Areal wurde für die Abhaltung der WIG 1974 (-> Wiener Internationale Gartenschau) ausgewählt u. zu einem weitläuf. Park ausgestaltet. In der Nähe entstand das Büro- u. Betriebsgebäude der ->• Austrian Airlines. Am 12. 12. 1970 wurde die ->• Südosttangente (Inzersdorf-Favoritenstr.), am 19. 12. 1970 die Autobahneinfahrt Süd (Inzersdorf) dem Verkehr übergeben. An der Triester Str. u. bei der Autobahneinfahrt entstanden neue Industrie- u. Bürohausanlagen (u. a.-»• Philipshaus u. -»• Computer-Center), an der Wienerbergstr. ein neuer Gasometer u. das -»• Ambulatorium Süd, später östl. der Autobahn ein Industrieansiedlungskomplex. Die durch den U-Bahn-Bau (Baubeginn zw. Columbuspl. u. Gellertg. am 2. 5. 1972) von der Straßenbahn befreite Favoritenstr. wurde 1976 Fußgeherzone (mit bedeutenden, z. Tl. alteingesessenen, Firmen, bspw. ->• Tlapa; Eröffnung der Tiefgarage Reumannpl. 26. 11. 1976); die U l nahm am 25. 2. 1978 den Betrieb auf (Reumannpl.-Karlspl.). - Häuser: 1873: 386. 1880: 734. 1890: 1.474. 1893: 1.624. 1900: 2.020. 1910: 2.123. 1923: 2.428. 1934: 3.657. 1939: 4.091. 1951: 4.019. 1961: 5.126. 1971: 6.560. 1981: 10.990. 1991: 12.440. - Einwohner: 1880: 52.136. 1890: 84.813. 1900: 127.626. 1910: 152.387. 1923: 142.456. 1934: 161.976. 1951: 111.169. 1961: 134.761. 1971: 153.110 (bisher. Höchststand). 1981: 147.101. 1991: 147.708 (Volkszählungsergebnisse). - Bezirksvorsteher: Johann Heinrich -»•Steudel, Realitätenbesitzer (1875-83; ->• Steudelgasse); Heinrich Knöll, Fleischhauer (1883-87; -»• Knöllgasse); Josef Bauer, Hausbesitzer (1887-90 u. 1891-95); Josef Rissaweg, Gastwirt (1890/91; -> Rissaweggasse); Johann Schindl, Fuhrwerksbesitzer (1895-98); Matthias Karl, Kaffeesieder (1898-1902); Leopold Hruza, Taschnermeister (1902-18); August Sigl, Privatbeamter (1919_34; _> August-Sigl-Straße); Johann Krist (1934); Josef Köhler (1935-38); Eduard Friemel (1945); Karl Kempf (24. 7. 1945-16.4. 1946); Karl Wrba (SPÖ, 16.4. 1946-11.5. 1966; ->• Karl-Wrba-Hof); Emil Fucik (* 14. 5. 1912, t 2. 12. 1989; SPÖ, 11. 5. 1966-22. 2. 1977; -»• Emil-Fucik-Hof); Josef Deutsch (* 24. 3. 1925; SPÖ, 22. 2. 1977-5. 6. 1984); Leopold Prucha (* 14. 3. 1934; SPÖ, seit 5.6. 1984). - Bezirkswappen: Hl. Johannes Evangelist im Kreuzschild (Favoriten), Heilbrunnen (Oberlaa), Spinnerin am Kreuz im geteilten Schild (Bez. F.), Ringofen mit Bachlauf (Rothneusiedl), Malteserkreuz (Unteriaa), Weintraube mit 3 Ähren (Inzersdorf-Stadt).

Literatur

  • Werner Schubert, F. Von der Siedlung zur Großstadt (1980);
  • Riemens Dorn, F. Ein Heimatbuch (1928);
  • ders., F. (1992); Wilfried Konnert, F. im Wandel der Zeit (1974);
  • F.ner Bezirksblatt, 1912-38;
  • F.ner Mus. Bll. (seit 1979);
  • Quellen zur Gesch. F.s (seit 1989);
  • Renate Schweitzer,
  • Die Entwicklung F.s zum Arbeiterbez., in: WGBll. 29 (1974), 253 ff.;
  • Gerhard Meihl, F. Bez. ohne Vergangenheit. Bez. ohne Zukunft?, in: W. wirkl. Ein Stadtführer (l983), 193 ff.;
  • Wolfgang Slapansky, Leben u. Arbeiten im Triesterviertel, in: Fav. Mus. Bll. 18/1993;
  • Maria Kinz, Liebenswertes F. (1992);
  • Die Topographie W.s Organ Tür Lokalhistorik, Nr. 8; 60 Jahre F.;
  • Herbert Tschulk, BKF 10 (1985);
  • ÖKT 15, 175ff.;
  • Kisch 3, 621 ff.;
  • Alt-W. 3 (1894), 133ff.;
  • Josef Greil, Die kirchl. Denkmale des X. Gemeindebez.es (1908);
  • Hermann Knoflacher, Friedrich Nadler, Walter Hank, Auswirkungen der Süd-Ost-Tangente Tür W. (1979; Beitr. zur Stadtforschung, -entwicklung u. -planung, 4); *Rauchenberger;
  • Dehio, 150ff.;
  • Achleitner 3/1, 253ff;
  • Weihsmann, 215ff;
  • Hautmann, 305ff;
  • Bandion, 200ff;
  • Missong, 173 ff;
  • Rodt, 126ff;
  • Gugitz, Gnadenstätten l, 80;
  • Hochberger-Noggler, 191 ff;
  • Klaar, Siedlungsformen, 91 f.;
  • Gedenktafeln, 157f.;
  • Gedenkstätten, 235;
  • Bibl. 4, 315 ff.