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Hölzel Hans (Künstlername Falco), * 19. Februar 1957 Wien, † 6. Februar 1998 Puerto Plata, Dominikanische Republik (Autounfall), Sänger, Liedermacher.
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Johann (Hans) Hölzel (Künstlername Falco), * 19. Februar 1957 Wien, † 6. Februar 1998 Puerto Plata, Dominikanische Republik (Autounfall), Sänger, Liedermacher.  
 
 
==Biographie==
 
 
 
Johann Hölzel war der einzige Überlebende von Drillingen. Schon als Kleinkind zeigte er sein herausragendes musikalisches Talent. Nach der Trennung seiner Eltern wuchs er unter der Obhut von Mutter und Großmutter auf.
 
Mit 16 Jahren verließ er die Schule und nahm auf Wunsch seiner Mutter einen Job bei der Pensionsversicherungsanstalt für Angestellte an. Während des Präsenzdienstes begann er Bassgitarre zu spielen und entdeckte seine Vorliebe für den Rock im Zeitgeist der 1970er. Ein halbes Jahr am Wiener Musikkonservatorium bestätigte ihn darin, Profimusiker zu werden, eine Karriere, für die sein absolutes Gehör und eine extrovertierte Persönlichkeit beste Voraussetzungen bildeten. Er spielte in verschiedenen Bandprojekten (seine allererste Band hieß "Umspannwerk") und versuchte, in der Musikszene Westberlins Fuß zu fassen.
 
 
 
Zurück in Wien gründete Hölzel gemeinsam mit anderen Wiener Szenemusikern die Kommerzband "Spinning Wheel" und später, um sich seine eigentliche Passion leisten zu können, das "Erste Wiener Musiktheater" (später "Hallucination Company"). Das exzentrische Rocktheater boomte Ende der 1970er Jahre besonders in Wien. Bassist und Sänger in der politisch weit links stehenden legendären Truppe "[[Drahdiwaberl]]" ist der nächste Schritt auf der steil nach oben führenden Karriereleiter. Schon hier trug er Designerkleidung, die er wegen der exzessiven Bühnenauftritte seiner Bandkollegen mit einer Plastikhülle  die er darüber trug  schützte. Schon damals wusste der junge Musiker, dass ein Popstar nicht nur seine Musik verkaufen, sondern auch sich selbst zur unverwechselbaren Marke machen muss. Als Hölzel mit der Band Drahdiwaberl 1977 in München auftrat, ließ er sich von [[Stefan Weber]] erstmals als Falco ansagen. Der Name der Marke Falco geht auf den ehemaligen DDR Schispringer Falko Weisspflog zurück.
 
 
 
Obwohl als Bassspieler eigentlich eher im Hintergrund der Band agierend, wurde seine Solonummer "Ganz Wien" bald zum Kulthit der New-Wave Szene Wiens. Dieser Song erschien 1981 auch auf dem Album "Einzelhaft". Im selben Jahr spielte die Band die englische Version "That Scene" ein.
 
  
Mit Falcos erster Single "Der Kommissar" gelang ihm schließlich 1981 der internationale kommerzielle Durchbruch. Alle Cover Versionen miteingerechnet, gingen vom "Kommissar" an die sieben Millionen Platten über den Ladentisch, in Frankreich alleine 750.000 Stück. Auch die von Robert Ponger produzierte erste LP "Einzelhaft" wurde ein Riesenerfolg. Damit war auch ein Quantensprung im dahinsiechenden Austro-Pop vollzogen. Der "coole" urbane Falco schuf einen neuen Stil. Die nachfolgende Platte "Junge Römer" veranlasste zwar Kritiker zu Lobeshymnen, an den Verkaufserfolg von "Einzelhaft" konnte sie aber nicht anschließen.
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==Biografie==
  
Falco suchte sich neue Partner und verließ Robert Ponger, um mit dem holländischen Produzenten Bolland & Bolland zusammenzuarbeiten. Die erste Kooperation des Trios, die Single "Amadeus", kletterte sofort an die Spitze der österreichischen Charts. Die LP "Falco 3" und die weiteren Singles "Vienna Calling" und "Jeanny" wurden ein europaweiter Erfolg. Falco schien am Zenit seiner Karriere angelangt zu sein. Und dann geschah das für einen österreichischen Musiker Unfassbare: "Amadeus" belegte im März 1986 vier Wochen lang die Spitze der amerikanischen Hitparade und stieg in England  dem Mutterland des Pops  auf Platz 1. Weltweite Chart-Platzierungen von Südamerika bis Japan folgten, das dazugehörige Video lief in MTV im Dauereinsatz.
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Falco, der 1957 als Johann Hölzel in Wien geboren wurde, war ein musikalisches Wunderkind mit absolutem Gehör und erhielt schon als Kind eine klassische Ausbildung. Nach der Trennung seiner Eltern wuchs er unter der Obhut von Mutter und Großmutter auf. Mit 16 Jahren verließ er die Schule und nahm auf Wunsch seiner Mutter einen Job bei der Pensionsversicherungsanstalt für Angestellte an.  
  
Auch das Album "Falco 3" erreichte international hohe Chart-Platzierungen und stieg in den USA auf Platz 3. Durch die bereits längere Zusammenarbeit mit den Videoproduzenten [[Rudolf Dolezal|Rudi Dolezal]] und Hannes Rossacher (DoRo) entwickelte Falco eine ihm eigene Bildsprache. Er war der erste kontinentaleuropäische Popmusiker, der die Zeichen der internationalen Videoclipkultur für sich zu nutzen wusste und sie weltweit mitprägte. 1986 erschien "Emotional", wieder von den Bolland Brüdern produziert. Auf seinen darauffolgenden LPs "Wiener Blut" und "Data De Groove" (erneut eine Zusammenarbeit mit Robert Ponger) versuchte er sich wieder an den aktuellen Zeitgeist anzudocken.
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Während des Präsenzdienstes wandte er sich dem Rock zu, erlernte das Spiel auf der Bassgitarre und spielte praktisch mit jedem, der sich in Wien in der progressiven Musikszene betätigte, am längsten und erfolgreichsten in der Theaterrockband [[Hallucination Company|"Hallucination Company"]] und in der legendären Schock-Rock-Truppe "[[Drahdiwaberl (Band)|Drahdiwaberl]]". Falco war aber auch Mitglied der Kommerzband "Spinning Wheel", die in den österreichischen Touristenzentren hochprofessionell zum Tanz aufspielte. Obwohl Falco im klassischen 1970er-Post-Hippie-Milieu musikalisch sozialisiert worden war, hatte er schon früh die Komponenten, die später sein Image als Solokünstler formen sollten, ausgearbeitet.
  
Falco war der Erfinder des europäischen Rap. Die Einbindung von Sprechgesang in Popmusik, kombiniert mit melodiösen, flächigen Refrains, nahm schon Mitte der 1980er einen Trend voraus, mit dem heute viele internationale Stars die Massen anlocken.
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Das Lied "Ganz Wien", mit seinen düsteren Bildern von Exzess und Dekadenz, war schon bei "Drahdiwaberl" Falcos Solo-Shownummer gewesen. Nun wurde der Song mit seinen Text-Kürzeln und der Mischung aus Sprechgesang und Kinderlied zur Blaupause, nach der der Künstler seine ganze Karriere modellierte. Gleich seine erste LP "Einzelhaft", erarbeitet mit dem kongenialen Produzenten Robert Ponger und mit kongenialen Videos von Rossacher/Dolezal visualisiert, wurde ein Smash Hit und die ausgekoppelte Single "Der Kommissar" ein europaweites Pop-Phänomen. Falco wurde oft missverstanden und falsch eingeordnet: Man sah in ihm einen Adepten der Neuen Deutschen Welle oder einen frühen deutschen Rap-Star. In Wahrheit war Falco ein genialer Eklektizist, der den Zeitgeist erspüren und in hochverdichtete sprachliche Vignetten fassen konnte. Das deutsch-englische Pidgin verlieh seinen Texten ein glamouröses Globalkolorit, das sie weit über die behäbigen Provinzpossen des Austropop hinauswachsen ließ. Die Musik war State of the Art und für österreichische Verhältnisse überaus professionell zwischen Funk, Postpunk und Hip Hop produziert. Ein Klang, der Internationalität im Blick hatte, ohne eine bestimmte Form typisch wienerischen Musikantentums völlig aufzugeben. Falcos zweite LP "Junge Römer", die viel bewusster an die Adresse eines imaginierten internationalen Jetset gerichtet war, fand deutlich weniger Käufer. Nun suchte der Künstler neue Partner und fand sie in den niederländischen Brüdern Bolland & Bolland, die ihm, durchaus ironisch mit dem Wien-Klischee spielend, den Hit "Rock me Amadeus" auf den Leib schneiderten.  
  
Die LP "Nachtflug" stürmte 1992 wieder für zwei Wochen an die Spitze der österreichischen Hitparade. Insgesamt blieb das Album 17 Wochen und die Single "Titanic" 18 Wochen in den österreichischen Charts. Im Mai 1993 ging Falco erstmals nach sechs Jahren wieder auf Tournee.
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Der Song gelangte weltweit an die Spitze zahlreicher Charts und war die erfolgreichste Single, die einem österreichischen Pop-Künstler je gelungen ist. Auch die LP "Falco 3" erwies sich noch einmal als großer Erfolg. Doch danach ging es bergab. Der sensible Künstler konnte mit den Anforderungen von Pop-Superstardom nur schlecht umgehen. Das Image, desssen Verkörperung ihm am Anfang so leicht gefallen war, wurde zunehmend zur Bürde, Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie private Probleme in seiner Ehe kamen dazu und bald lag die Karriere in Trümmern. Falco veröffentlichte noch weitere Platten, darunter "Emotional", "Data-de-Groove" und "Nachtflug", die aber nur noch mäßig erfolgreich waren. Als der Künstler am 6. Februar 1998 unter nicht völlig geklärten Umständen in der Dominikanischen Republik bei einem Unfall zu Tode kam, war er als globaler Popstar längst in Vergessenheit geraten.  
  
1996 verlegte Falco seinen Wohnsitz in die Dominikanische Republik. Im Sommer dieses Jahres gelang ihm mit der Single "Mutter, der Mann mit dem Koks ist da", die er unter dem Pseudonym T*MA veröffentlichte, wieder ein sensationeller Einstieg auf Platz 3 in den Austria Top 40. Das dazugehörige Video hatte auf VIVA einen Stammplatz. Seine nächste Veröffentlichung war die Single "Naked", die in Österreich Platz 4 in den Charts belegte.
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In Österreich gilt Falco aber bis heute als der Mann, der vorgeführt hatte, wie man mit "Wiener Schmäh" international Karriere machen kann und der mit seiner popmusikalisch antizipierten Weltläufigkeit, eine urbane Eleganz vorweggenommen hat, die sich in Wien erst in den späten 1980er Jahren als Lebensstil realisieren sollte.  
Hierauf beendete er die Produktion seines Albums "Out of the Dark", an dem er über zwei Jahre lang gearbeitet hatte. Er war mit DoRo bereits mitten in der Konzeption zu neuen Videoprojekten, als die Nachricht seines Todes durch einen Verkehrsunfall in der Dominikanischen Republik am 6. Februar 1998 die Popwelt erschütterte. Seine letzte CD wurde posthum Ende Februar 1998 veröffentlicht.  
 
  
Falco war an der Schule der Dichtung in Wien als Lehrer tätig. Dort deponierte er auch seine Anregung, eine Akademie für Rock  und Popmusik ins Leben zu rufen. Nach dem Tod des Popstars gründete dessen Mutter Maria Hölzel die "Falco Privatstiftung", die die Nachwuchsförderung im Bereich der Popmusik zum Ziel hat.
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Die [[Falcostiege]] und die [[Falcogasse]] wurden nach dem Popstar benannt.
  
[[Falcostiege]], [[Falcogasse]].
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== Quellen ==
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* [https://sammlung.wienmuseum.at/suche/?iconclasses=1443670 Wien Museum Online Sammlung: hochauflösende Abbildungen zu Falco]
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
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*Horst Bork: Falco - Die Wahrheit. Wie es wirklich war, sein Manager zu sein. Berlin. Schwarzkopf & Schwarzkopf 2009
 
*Horst Bork: Falco - Die Wahrheit. Wie es wirklich war, sein Manager zu sein. Berlin. Schwarzkopf & Schwarzkopf 2009
  
==Links==
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== Weblinks ==
  
 
* [http://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_F/Falco.xml Österreichisches Musiklexikon: Falco]
 
* [http://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_F/Falco.xml Österreichisches Musiklexikon: Falco]
 
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Falco Wikipedia: Falco]
 
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Falco Wikipedia: Falco]
 
* [http://www.falco.at/ offizielle Website der Falco Privatstiftung]
 
* [http://www.falco.at/ offizielle Website der Falco Privatstiftung]

Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 12:55 Uhr

Daten zur Person
Personenname Falco
Abweichende Namensform Hölzel, Hans; Hölzel, Johann
Titel
Geschlecht männlich
PageID 31172
GND 118821350
Wikidata Q44398
Geburtsdatum 19. Februar 1957
Geburtsort Wien
Sterbedatum 6. Februar 1998
Sterbeort Puerto Plata, Dominikanische Republik
Beruf Sänger, Liedermacher
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Popgeschichte, 1945 bis heute
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 19.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 14. Februar 1998
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 40, Nummer 64
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Goldenes Verdienstzeichen Land Wien (Verleihung: 1986)
  • Bambi

Johann (Hans) Hölzel (Künstlername Falco), * 19. Februar 1957 Wien, † 6. Februar 1998 Puerto Plata, Dominikanische Republik (Autounfall), Sänger, Liedermacher.

Biografie

Falco, der 1957 als Johann Hölzel in Wien geboren wurde, war ein musikalisches Wunderkind mit absolutem Gehör und erhielt schon als Kind eine klassische Ausbildung. Nach der Trennung seiner Eltern wuchs er unter der Obhut von Mutter und Großmutter auf. Mit 16 Jahren verließ er die Schule und nahm auf Wunsch seiner Mutter einen Job bei der Pensionsversicherungsanstalt für Angestellte an.

Während des Präsenzdienstes wandte er sich dem Rock zu, erlernte das Spiel auf der Bassgitarre und spielte praktisch mit jedem, der sich in Wien in der progressiven Musikszene betätigte, am längsten und erfolgreichsten in der Theaterrockband "Hallucination Company" und in der legendären Schock-Rock-Truppe "Drahdiwaberl". Falco war aber auch Mitglied der Kommerzband "Spinning Wheel", die in den österreichischen Touristenzentren hochprofessionell zum Tanz aufspielte. Obwohl Falco im klassischen 1970er-Post-Hippie-Milieu musikalisch sozialisiert worden war, hatte er schon früh die Komponenten, die später sein Image als Solokünstler formen sollten, ausgearbeitet.

Das Lied "Ganz Wien", mit seinen düsteren Bildern von Exzess und Dekadenz, war schon bei "Drahdiwaberl" Falcos Solo-Shownummer gewesen. Nun wurde der Song mit seinen Text-Kürzeln und der Mischung aus Sprechgesang und Kinderlied zur Blaupause, nach der der Künstler seine ganze Karriere modellierte. Gleich seine erste LP "Einzelhaft", erarbeitet mit dem kongenialen Produzenten Robert Ponger und mit kongenialen Videos von Rossacher/Dolezal visualisiert, wurde ein Smash Hit und die ausgekoppelte Single "Der Kommissar" ein europaweites Pop-Phänomen. Falco wurde oft missverstanden und falsch eingeordnet: Man sah in ihm einen Adepten der Neuen Deutschen Welle oder einen frühen deutschen Rap-Star. In Wahrheit war Falco ein genialer Eklektizist, der den Zeitgeist erspüren und in hochverdichtete sprachliche Vignetten fassen konnte. Das deutsch-englische Pidgin verlieh seinen Texten ein glamouröses Globalkolorit, das sie weit über die behäbigen Provinzpossen des Austropop hinauswachsen ließ. Die Musik war State of the Art und für österreichische Verhältnisse überaus professionell zwischen Funk, Postpunk und Hip Hop produziert. Ein Klang, der Internationalität im Blick hatte, ohne eine bestimmte Form typisch wienerischen Musikantentums völlig aufzugeben. Falcos zweite LP "Junge Römer", die viel bewusster an die Adresse eines imaginierten internationalen Jetset gerichtet war, fand deutlich weniger Käufer. Nun suchte der Künstler neue Partner und fand sie in den niederländischen Brüdern Bolland & Bolland, die ihm, durchaus ironisch mit dem Wien-Klischee spielend, den Hit "Rock me Amadeus" auf den Leib schneiderten.

Der Song gelangte weltweit an die Spitze zahlreicher Charts und war die erfolgreichste Single, die einem österreichischen Pop-Künstler je gelungen ist. Auch die LP "Falco 3" erwies sich noch einmal als großer Erfolg. Doch danach ging es bergab. Der sensible Künstler konnte mit den Anforderungen von Pop-Superstardom nur schlecht umgehen. Das Image, desssen Verkörperung ihm am Anfang so leicht gefallen war, wurde zunehmend zur Bürde, Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie private Probleme in seiner Ehe kamen dazu und bald lag die Karriere in Trümmern. Falco veröffentlichte noch weitere Platten, darunter "Emotional", "Data-de-Groove" und "Nachtflug", die aber nur noch mäßig erfolgreich waren. Als der Künstler am 6. Februar 1998 unter nicht völlig geklärten Umständen in der Dominikanischen Republik bei einem Unfall zu Tode kam, war er als globaler Popstar längst in Vergessenheit geraten.

In Österreich gilt Falco aber bis heute als der Mann, der vorgeführt hatte, wie man mit "Wiener Schmäh" international Karriere machen kann und der mit seiner popmusikalisch antizipierten Weltläufigkeit, eine urbane Eleganz vorweggenommen hat, die sich in Wien erst in den späten 1980er Jahren als Lebensstil realisieren sollte.

Die Falcostiege und die Falcogasse wurden nach dem Popstar benannt.

Quellen

Literatur

  • Maria Hölzel [Hg.]: Falco. Wien: Verlag Ed. Falco/Schiller 1998 (mit Diskographie)
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Ernst Bruckmüller [Hg.]: Personen Lexikon Österreich. Wien 2001
  • Rudolf Flotzinger [Hg.]: Oesterreichisches Musiklexikon (OeML). Band 1: Abbado - Fux. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2002
  • Katharina Bianca Vitkovic: Falco war mein Vater. Wien: Ueberreuter 2008
  • Peter Lanz: Falco -die Biographie. Wien: Ueberreuter 2007
  • Rudi Dolezal / Hannes Rossacher: Falco - hoch wie nie. Romanbiographie. Wien: Kremayr & Scheriau 1998
  • Horst Bork: Falco - Die Wahrheit. Wie es wirklich war, sein Manager zu sein. Berlin. Schwarzkopf & Schwarzkopf 2009

Weblinks