Fahrrad

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Fahrrad. Das von Karl Freiherr von Drais von Sauerbronn 1817 erfundene Laufrad wurde ab 1818 von der Firma Anton Burg & Sohn (4, Favoritenstraße 37) in vereinfachter Form nachgebaut (zeitgenössischer Bericht in den Eipeldauer-Briefen, 7. Heft, 2. Brief, 1818). Das Laufrad, noch ganz aus Holz gebaut, wurde um 1860 in Frankreich (durch die Brüder Pierre und Ernest Michaux) zum Tretkurbelrad, dem Vélocipède, verbessert (Kurbelantrieb aufs Vorderrad, Pedale, Bremse). Ab 1869 wurden solche Räder auch in Wien hergestellt (Carl Lenz, 3, Marxergasse 9; Friedrich Maurer, 1, Walfischgasse 4). Das erste Rennen, veranstaltet von dem im September 1869 gegründeten „Wiener Vélocipède-Club" (1877 aufgelöst), fand am 29. Mai 1870 auf der Feuerwerkswiese im Prater statt. Die von England ausgehende Hochradbegeisterung erfaßte Wien um 1880 (ein Hochrad kostete damals etwa 150 Gulden, das entsprach jenem Lohn, den ein Arbeiter bei zwölfstündiger täglicher Arbeitszeit und durchschnittlichem Einkommen bei Vollbeschäftigung in vier Monaten zu verdienen vermochte).

Das 1. Hochradrennen fand am 11. 6. 1882 am Trabrennpl. hinter der Rotunde statt. Händler wie Albert H. Curjel (l, Elisabethstr. 5), Heinrich Schott (l, Kärntner Ring 3) u. Brömer-Elmershausen & Co. (2, Lichtenauerg. 1) importierten schon ab dieser Zeit die „Bicycles" der großen engl. Firmen. In den Folgejahren kam es zur Gründung der ersten Klubs: Wr. Bicycle Club (1881; Vereinshaus im Prater 1899), Wr. Tricycle Club (1882), Wr. Cyclisten Club (1883; Vereinshaus [das 1. eines Wr. F.-Clubs überhaupt] 17, Rötzerg. 6), Die Wanderer (1883; Vereinshaus 2, Ecke Vorgarten- u. Reichsbrückenstr.; Mitgl. waren überw. Gewerbetreibende, Kaufleute, Beamte, Angestellte, aber auch 10 Adelige, u. a. Hanns -*• Bohatta u. Eduard ->• Engelmann). E. 1883 bestanden in der österr.-ungar. Monarchie 10 F.-Clubs. In das Jahr 1884 fallen gemeinsame Bestrebungen der F.-Clubs, das Fahrverbot für Hochräder in W. (damals Bez.e 1-10) aufzuheben; 1885 kam es zwar zu einer Beschränkung der Fahrverbote auf den 1. Bez., sämtl. Straßen mit Tramwaygleisen (man sah in den Radfahrern eine Gefahr für die Pferdetramway), den Prater u. Schönbrunn, doch wurden Fahrprüfungen (Befähigungsnachweis beim „Wr. Rennverein für Radfahrsport", 9, Koling.) u. Nummerntafeln eingeführt. 1886 bestanden in W. 8 Radklubs; am 3. 10. 1886 fand ein Rennen (Vereinsmeisterschaft der „Wanderer") auf der Rennbahn des „Wr. Rennvereins für Radsport" in der heut. Lassallestr. statt (Sieger wurde Bohatta). Ab diesem Zeitpunkt entstanden F.fabriken in W.: Carl Goldeband (5, Siebenbrunneng. 23), Karl Greger (7, Burgg. 9), Otto Schäffler (7, Kaiserstr. 89). 1886 wurde die „Erste Wr. Velocipede- u. Sportgegenstände-Ausst." veranstaltet, am 21. 11. 1887 fand der Hauptgautag des Gauverbands Nr. 34 (NO) des Dt. Radfahrerbunds statt. 1888 zählte man in W. 13 F.- Clubs mit 700 Mitgl.n. 1889 gaben die „Wanderer" als 1. Wr. Radverein eine eigene Zs. heraus, 1896 erschien ein Radfahrer-Hb. Etwa ab 1891 beginnt sich der Pneumatik-Reifen von Dunlop auch in Österr. durchzusetzen; das Niederrad (das ab etwa 1884 erzeugt wurde u. das wesentl. verkehrstüchtiger war) entwickelte sich in der auch heute noch gült. Form. 1894 wurde der Währinger Bicycle Club gegr., der in der Türkenschanze (im Anschluß an die Gastwirtschaft Holzer) eine Übungsbahn err.; als diese den Anforderungen nicht mehr genügte, pachtete der Club 1898 von Fst. Czartoryski den oberen Teil des „Fürstenparks" (Nähe Antonig.) u. schuf hier die Währinger Radrennbahn. Die Zahl der Radfahrer nahm in W. ab diesem Zeitpunkt zwar zu (es kam an der Jh.wende zu einer 1. Blütezeit), doch blieb das F. wegen seines hohen Anschaffungspreises zunächst nur den Begüterten vorbehalten (ein neues Fahrrad kostete anfangs 500-600 fl [das entsprach dem Jahreseinkommen eines qualifizierten Arbeiters bzw. dem errechneten Jahresbedarf einer vierköpf. Familie], außerdem war in W. jährl. ein „Erlaubnisschein" zu lösen). 1885 gab die Polizeidion. die 10.000. Radfahrerlizenz aus. War das Radfahren zunächst ein Sport für wohlhabende junge Männer, so fanden doch bald auch junge Frauen in die Klubs Eingang. Insges. gab es in W. 1896 schon 175 F.-Vereine; 1894 wurde der „Erste Wr. Damen Bicycle Club" gegr. (das Radfahren veränderte auch die Damenmode). Am 1.1. 1896 wurde die 1. österr. F.fabrik eröffnet, im Apr. 1897 in der Kronprinz-Rudolf-Str. 2 (2, Lassallestr. 2) die Waffenradbahn. Die -»• Arbeiterbildungsvereine der 70er Jahre bildeten Kultur- u. Sportorganisationen; Turner u. Radfahrer waren zu Beginn die bedeutendsten Sektionen. Anfangs saßen die Arbeiterradfahrer noch auf Hochrädern; ihr Verein hieß „Die Biene". Viktor -»Adler, Engelbert ->• Pernerstorfer u. Franz ->• Schuhmeier gehörten zu den ersten Arbeiterradfahrern; sie kauften Fahrräder auf Raten, fuhren jeden Sonntag aufs Land u. verbanden diese Ausflüge mit polit. Agitation; zur Zeit des Ausnahmezustands, als die Versammlungen in den Gasthäusern zu gefährl. wurden, fuhr man auch zu Diskussionen dorthin. Nach den ersten Arbeiterradfahrvereinen (1893; -»• ARBÖ) wurde 1896 der „Verband Christi. Radfahrer Österr.s" gegr. (Protektor Fst. Liechtenstein, späterer Obmann Vbgm. Neumayer). Ab der Distanzfahrt Wien-Berlin (1893) begannen sich das Militär u. die Post für das F. zu interessieren. Die 1896 von Karl Goldeband in Favoriten gegr. Fahrradfabrik kam 1904 an Isidor Tobisch, der die Produktion einstellen mußte, weil der Markt von amerikan. Fahrrädern überschwemmt wurde. Seit 1897 ist das F. formalrechtl. als vollwert. Verkehrsmittel anerkannt. Um die Jh.wende war das F. nicht nur ein Sportgerät, sondern es wurde auch berufl. eingesetzt (Briefträger, Firmenboten, aber auch Polizisten u. Ärzte verwendeten Fahrräder). Ein Pionier der österr. F.industrie war Johann Puch („Styria-Räder"). 1921 fand in der Rotunde ein 24-Std.-Rennen statt. Im Ständestaat wurde 1934 von der Wr. -«• Bürgerschaft eine F.-Steuer beschlossen (6 S pro Jahr); in W. wurden 127.900 Tafeln ausgegeben. Nach der Eröffnung der ->• Höhenstraße (1936) fanden auf dieser F.-Rennen statt, wobei auch Hochradrennen gefahren wurden. 1941 mußte der Besitz von Fahrrädern dem Hauptwirtschaftsamt gemeldet werden. 1983 beschloß der GR ein Radwegekonzept; bis E. 1986 waren 168 km, 1987 216,4 km, 1988 274,5 km, 1989 353,8 km, 1990 387,9 km u. 1991 430,5 km Radwege fertiggestellt, dar. der „Alte-Donau-Weg", der „Donaukanalweg", der „Ring-rund-Weg" (für dessen Verbesserung [Trennung der Radfahrer von den Fußgehern] 1993 Pläne erstellt wurden) u. der „Laxenburgweg" zur Gänze. Außerdem wurden bis Okt. 1989 400 F.abstellanlagen (mit 3.800 Einzelabstellplätzen), bis Aug. 1990 500 F.abstellanlagen ihrer Bestimmung übergeben. Der Radverkehr ist von 1986 bis 1991 um ein Drittel angestiegen u. hielt zu diesem Zeitpunkt bei einem Anteil von ca. 5 % aller Verkehrsbewegungen.

Literatur

  • W. Ulreich: Fahrrad = Weg / Zeit, Kat. Techn. Mus. (1990)
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  • Hochmuth: Kommt Zeit, kommt Rad (1991)
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  • Rabenstein: Radsport und Gesellschaft (Hildesheim 1991)
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  • Georg Winter: Vom Hochrad zum Hofrat (Bohatta). In: Das Heimatmuseum Alsergrund. Mitteilungsblatt des Museumsvereines Alsergrund. Nummer 34. Heft 131. Wien: Museumsverein Alsergrund 1993, S. 5 ff.
  • Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken. Rad-WM 1987
  • Drahtesel. Zeitschrift für Radfahrer/innen, seit 1984
  • Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 206
  • Klemens Dorn: Favoriten. Ein Heimatbuch des 10. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1928, S. 145