Elise Richter: Unterschied zwischen den Versionen

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Richter Elise, * 2. März 1865 Wien, † 21. Juni 1943 Konzentrationslager Theresienstadt, Romanistin. Erhielt Unterricht von Privatlehrern, besuchte nach dem Tod der Eltern (Mutter 1889, Vater 1890) mit Hilfe ihres Erbes nach Externistenmatura am Akademischen Gymnasium 1897-1901 die Universität Wien (Romanistik, Indogermanistik, Klassische Philologie, Germanistik; Dr. phil. 1901), stieß jedoch mit ihrer Absichtserklärung, sie wolle wissenschaftlich arbeiten, auf scharfen Widerstand der Universität. Erst nach dreijährigem Kampf wurde sie als erste Frau "von Ministergnaden" zur Habilitation zugelassen (1907); der damalige Dekan sprach sich dennoch grundsätzlich gegen die Erteilung einer Venia legendi aus, weil er es für "unmöglich" hielt, dass sich Männer von einer Frau unterrichten lassen sollten. 1921 wurde Richter ao. Prof. (50% Gegenstimmen), ein Ordinariat erhielt sie nie; 1922-1930 war sie Vorsitzende des von ihr gegründeten "Verbands der akademischen Frauen Österreichs". Ab 1928: Leitung des phonetischen Instituts der Uiversität Wien; Entdeckung des Einflusses psychologischer Vorgänge auf die Sprache.
 
Richter Elise, * 2. März 1865 Wien, † 21. Juni 1943 Konzentrationslager Theresienstadt, Romanistin. Erhielt Unterricht von Privatlehrern, besuchte nach dem Tod der Eltern (Mutter 1889, Vater 1890) mit Hilfe ihres Erbes nach Externistenmatura am Akademischen Gymnasium 1897-1901 die Universität Wien (Romanistik, Indogermanistik, Klassische Philologie, Germanistik; Dr. phil. 1901), stieß jedoch mit ihrer Absichtserklärung, sie wolle wissenschaftlich arbeiten, auf scharfen Widerstand der Universität. Erst nach dreijährigem Kampf wurde sie als erste Frau "von Ministergnaden" zur Habilitation zugelassen (1907); der damalige Dekan sprach sich dennoch grundsätzlich gegen die Erteilung einer Venia legendi aus, weil er es für "unmöglich" hielt, dass sich Männer von einer Frau unterrichten lassen sollten. 1921 wurde Richter ao. Prof. (50% Gegenstimmen), ein Ordinariat erhielt sie nie; 1922-1930 war sie Vorsitzende des von ihr gegründeten "Verbands der akademischen Frauen Österreichs". Ab 1928: Leitung des phonetischen Instituts der Uiversität Wien; Entdeckung des Einflusses psychologischer Vorgänge auf die Sprache.

Version vom 7. Oktober 2014, 10:46 Uhr

Elise Richter
Daten zur Person
Personenname Richter, Elise
Abweichende Namensform
Titel Dr. phil., Univ.Prof.
Geschlecht weiblich
PageID 26573
GND
Wikidata
Geburtsdatum 2. März 1865
Geburtsort Wien
Sterbedatum 21. Juni 1943
Sterbeort Konzentrationslager Theresienstadt
Beruf Romanistin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 7.10.2014 durch WIEN1.lanm09mer
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname Eliserichter.jpg
Bildunterschrift Elise Richter
  • 1., Fleischmarkt 17 (Wohnadresse)
  • 8., Florianigasse 1 (Wohnadresse)
  • 19., Weimarer Straße 83 (Wohnadresse)
  • 9., Seegasse 16 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Professur für Romanistik an der Universität Wien (1905 bis 1938)

Richter Elise, * 2. März 1865 Wien, † 21. Juni 1943 Konzentrationslager Theresienstadt, Romanistin. Erhielt Unterricht von Privatlehrern, besuchte nach dem Tod der Eltern (Mutter 1889, Vater 1890) mit Hilfe ihres Erbes nach Externistenmatura am Akademischen Gymnasium 1897-1901 die Universität Wien (Romanistik, Indogermanistik, Klassische Philologie, Germanistik; Dr. phil. 1901), stieß jedoch mit ihrer Absichtserklärung, sie wolle wissenschaftlich arbeiten, auf scharfen Widerstand der Universität. Erst nach dreijährigem Kampf wurde sie als erste Frau "von Ministergnaden" zur Habilitation zugelassen (1907); der damalige Dekan sprach sich dennoch grundsätzlich gegen die Erteilung einer Venia legendi aus, weil er es für "unmöglich" hielt, dass sich Männer von einer Frau unterrichten lassen sollten. 1921 wurde Richter ao. Prof. (50% Gegenstimmen), ein Ordinariat erhielt sie nie; 1922-1930 war sie Vorsitzende des von ihr gegründeten "Verbands der akademischen Frauen Österreichs". Ab 1928: Leitung des phonetischen Instituts der Uiversität Wien; Entdeckung des Einflusses psychologischer Vorgänge auf die Sprache. Sie arbeitete besonders auf sprachwissenschaftlichem Gebiet (Semantik, Syntax, Phonetik, Phonologie, Einbeziehung psychologischer Komponenten), stand zwar in der Tradition der Wiener romanistischen Schule, bezog aber in ihre Publikationen auch kulturelle und gesellschaftliche Hintergründe mit ein. Sie veröffentlichte circa 300 Publikationen. Von den Nationalsozialisten aus rassistischen Gründen entlassen. 1940 bis 1942 kann sie nur noch in den Niederlanden und in Italien publizieren. Elise Richter wurde 1942 ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und starb dort an den Folgen der Deportation.

Elise-Richter-Weg (2008)

Literatur

  • Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon [der Ersten und Zweiten Republik]. Wien: Ueberreuter 1992
  • Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
  • Renate Seebauer: Frauen, die Schule machten. Wien: LIT 2007, S. 96-111
  • Mary Steinhauser [Hgin.]: Totenbuch Theresienstadt. Damit Sie nicht vergessen werden. Wien: Junius 1987, S. 36
  • Frauenblatt, 01.06.1991, S. 8 f.
  • Salzburger Nachrichten, Österreich Ausgabe, 31.07.1993, S. 27