Donaudampfschiffahrtsgesellschaft

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Daten zum Eintrag
Datum von 1823
Datum bis
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 19.08.2013 durch WIEN1.lanm08w12
  • Erste Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft (1829, bis: 1995)
  • DDSG Donaureisen (1991, bis: 1995)
  • DDSG Cargo (1995, bis: 2007)
  • DDSG Blue Danube (1996)
  • First-DDSG (2013)

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48° 13' 26.40" N, 16° 24' 27.94" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Donaudampfschiffahrtsgesellschaft. Die Donaudampfschiffahrtsgesellschaft wurde 1823 gegründet und am 13. März 1829 wiederbegründet; bereits am 11. April 1828 hatten die englische Schiffsbauer John Andrews und Josef Prichard ein österreichisches Privilegium für eine verbesserte Konstruktion von Dampfschiffen für den Donauverkehr erhalten. Am 26. Juli 1830 fand der Stapellauf des ersten Donaudampfschiffs („Franz I.“) statt, das am 4. September 1830 seine erste Fahrt nach Preßburg und Pest unternahm; am 1. Februar 1831 wurde mit diesem Dampfer der regelmäßige Fahrdienst bis in die Moldawa begonnen. Der Landungsplatz befand sich gegenüber dem heutigen Gänsehäufel am rechten Ufer der (unregulierten) Donau. Am 1. September 1830 erhielt die Donaudampfschiffahrtsgesellschaft ein Privileg für die damals üblichen 15 Jahre, nach Reorganisation (neue Statuten 1845) am 16. August 1846 ein neues (bis 1880 geltendes) Privileg. Am 12. September 1837 erfolgte die erste Fahrt des Dampfschiffs „Maria Anna“ stromaufwärts nach Linz (Fahrtdauer 55 Stunden 22 Minuten, 250 Passagiere); nach Linz verkehrte auch die „Amsterdam“ (Aquarell von Leander Ruß, 1845). Die Landungsstelle für die Linzer Schiffe befand sich am rechten Donaukanalufer beim „Schanzel“. Zu den ersten Schiffen der Donaudampfschiffahrtsgesellschaft gehörten: „Franz I.“ (1830), „Maria Dorothea“ (1834; der erste in Österreich gebaute Seedampfer, mit dem die Donaudampfschiffahrtsgesellschaft ins Osmanische Reich vorstoßen wollte), „Zriny“ (1835), „Maria Anna“ (1837), „Stambul“ (1838; Seedampfer), „Minerva“ (1839 als „Sophia“ in Dienst gestellt, 1845 umgetauft), „Radetzky“ (1851). 1852 besaß die Donaudampfschiffahrtsgesellschaft insgesamt 71 Dampfschiffe und 233 Anhangkähne. 1865 überstieg das Transportaufkommen erstmals eine Million Tonnen. Die Donaudampfschiffahrtsgesellschaft befuhr 1868 die Donau nahezu allein von Donauwörth bis zur Sulina-Mündung; auf hoher See geriet sie in Kontroversen mit dem Lloyd. In der Zeit 1890-1894 geriet die Donaudampfschiffahrtsgesellschaft in eine große Krise, wenngleich sie 1894 die größte Binnenschifffahrt der Welt darstellte (Schiffspark Ende 1893 154 Raddampfer, 25 Schrauben- und acht Kettenschiffe, dazu 770 eiserne Transportfahrzeuge, 273 verschiedene Fahrzeuge sowie ein Eisenbahnfuhrpark; zwei Werften, vier Reparaturwerkstätten). In den beiden Jahrzehnten bis zum Ersten Weltkrieg erfolgte (trotz des Bestehens alter Probleme) eine Konsolidierung. 1912 wurde als Schwesterschiff der „Budapest“ die „Schönbrunn“ in Dienst gestellt, 1913 das Schiff „Herzogin von Hohenberg“ (später „Franz Schubert“, außer Dienst gestellt um 1971) und 1916 die beiden Expreßdampfer „Wilhelm II.“ und „Franz Joseph I.“ (für den Langstreckenverkehr zur Donaumündung; nach dem Ersten Weltkrieg umgetauft in „Uranus“ und „Jupiter" sowie durch die Einheiten „Saturnus" und „Helios" ergänzt). Als Stabsschiff der k. u. k. Donauflottille wurde 1905 die „Hebe“ in Dienst gestellt. Die 1927 in Dienst gestellte „Österreich“ war das letzte und stärkste Dampfschiff der Donaudampfschiffahrtsgesellschaft. Im Sommer veranstaltete die Donaudampfschiffahrtsgesellschaft Rundfahrten auf Donaukanal und Donau, die ursprünglich von der Augartenbrücke, nach dem Zweiten Weltkrieg von der Schwedenbrücke ausgingen. Die Haltestelle Weißgerberlände wurde früher auch von Donauschiffen angefahren; bei der Urania befand sich der Schiffswendeplatz (heute teilweise Parkanlage bei der Urania). Bis zum Ende der Ersten Republik wurde die Donauflotte ausgebaut. Sie verfügte 1938 über 21 Einheiten: Die Hafen der Expreßschiffe „Helios“, „Jupiter“, „Saturnus“ und „Uranus“ befuhren den gesamten Donauabschnitt von Passau bis Russe (Bulgarien), die Dampfschiffe „Aggstein“, „Aschach“, „Babenberg“, „Budapest“, „Dürnstein“, „Franz Schubert“, „Hebe“, „Johann Strauß“, „Linz“, „Melk“ und „Schönbrunn“ verkehrten als Schnell-, Post- und Ausflugsschiffe innerhalb Österreichs, die Dampfschiffe „Grein“, „Leda“, „Minerva“, „Pöchlarn“ und „Tulln“ auch im Ausland (vor allem in Ungarn). Im August 1939 wurden die Motorfahrgastschiffe „Stadt Wien“ und „Stadt Passau“ in Dienst gestellt, die den Linienverkehr Wien-Passau aufnehmen sollten. Im August 1940 wurde kriegsbedingt der Linienschiffsverkehr eingestellt. Die Schiffe wurden für Kraft durch Freude-Fahrten, Ausflugsfahrten von Wehrmachtsangehörigen sowie den Transport von Verwundeten und Evakuierten verwendet; am 1. März 1945 wurde die „Stadt Wien“ vor Tulln von einer Fliegerbombe getroffen. 1945 wurde die Donaudampfschiffahrtsgesellschaft durch die sowjetrussische Besatzungsmacht als Deutsches Eigentum beansprucht. In Oberösterreich (südlich der Donau US-amerikanischen Zone) wurde Ende der 1940er Jahre der Linienverkehr wieder aufgenommen, allerdings wurden nur Häfen am rechten Donauufer angelaufen. Erst am 12. Juli 1952 wurde nach langen Verhandlungen die Schiffahrt auf der gesamten Österreichischen Donau wieder freigegeben. Die „Weiße Flotte“ der Donaudampfschiffahrtsgesellschaft bestand 1988 aus folgenden Einheiten: Kabinenschiffe „Mozart“ (Baujahr 1987, 236 Kabinenplätze) und „Theodor Körner“ (Baujahr 1965, Renovierung 1985, 84 Kabinenplätze), Tagesausflugsschiffe „Prinz Eugen“ und „Admiral Tegetthoff“ (Baujahr 1987), „Vindobona“ (Baujahr 1979), „Wachau“ (Baujahr 1975), „Austria“ (Baujahr 1970) sowie „Stadt Wien“ und „Stadt Passau“ (Baujahr 1939), Nostalgieschiff „Schönbrunn“ (Baujahr 1912) und Luftkissenboot „Donaupfeil“ (Baujahr 1986). 1985 wurde die (außer Dienst gestellte) „Johann Strauß“ im Donaukanal (stadtseitiges Ufer zwischen Salztor- und Marienbrücke) als Restaurant- und Veranstaltungsschiff verankert. Der Sitz der Gesellschaft befand sich ab 1858 im Direktionsgebäude 3, Dampfschiffstraße 2 (Direktionsgebäude Donaudampfschiffahrtsgesellschaft), das jedoch 1979-1981 durch das neu erbaute Schiffahrtszentrum (2, Handelskai 265) ersetzt wurde; ursprünglich hatten sich die Kanzleien im Bellegardehof befunden. - Mosaik „Dampfschiff Franz I.“ (21, Ostmarkgasse 9); Fassadenschmuck „Stapellauf des Dampfschiffs Franz I.“ (21, Floridsdorfer Hauptstraße 21).

Literatur

  • Größing / Funk / Sauer / Binder: Rot-Weiß-Rot auf blauen Wellen. 150 Jahre Donaudampfschiffahrtsgesellschaft. 1979
  • Helmuth Größing, Die „Erste" Donaudampfschiffahrtsgesellschaft. In: Wiener Geschichtsblätter. Band 22. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1967, S. 133 ff.
  • Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken, 27.02.1979
  • Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790-1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 193 f., 241
  • 50 Jahre „Stadt Wien". In: Samstag, 02.09.1989, S. 13