Brigittenau

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Daten zum Objekt
Art des Objekts Bezirk
Datum von
Datum bis
Name seit 1645
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Brigittakapelle
Bezirk 20
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke Augarten, Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhaus
PageID 149
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle
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Letzte Änderung am 16.07.2013 durch WIEN1.lanm08sch


Brigittenau (ursprünglich Donauau; seit 1850 Teil des 2. Bezirks; seit 1900 20. Bezirk), 5,67km2, 71.787 Einwohner (1991). Ursprünglich eine beim heut. Augarten gelegene Donauau (Wiese), sie fand als Ochsenweide Verwendung und wurde Schottenau, Wolfsau beziehungsweise Taborau genannt. Den Namen Brigittenau verdankt die Gegend der 1645 errichtet Brigittakapelle, die gebaut wurde, nachdem 1645 (gegen Ende des 30jährigen Kriegs) schwedischen Truppen in das Gebiet nördlich von Wien vordrangen). Später wurde hier ein kaiserlicher Fasangarten eingerichtet, den Joseph II. (gleichzeitig mit der 1775 erfolgten Öffnung des Augartens für die Bevölkerung) allgemein zugänglich machte. Bald wurden versch. Wirtshausschenken und Volksbelustigungsstände errichtet, die sich steigenden Zuspruchs erfreuten. Noch Ende 18. Jahrhunderts befanden sich jedoch ansonsten neben der Kapelle lediglich ein Jägerhaus und der Gräflich-Choteksche Garten. Sehr beliebt war das Fest der Kirchenweihe (Brigittakirtag), das hier zw. 1775 und 1848 alljährlich unter großer Beteiligung aller Bevölkerungs- schichten veranstaltet und selbst von Mitgliedern des Hofs und des Adels besucht wurde. Bergenstamm berichtet 1812 von Wirtshäusern, einem Meierhof mit Milchschenke, einer Bienenschule mit ihren Hütten und einer Weide für das Schlachtvieh. 1834-70 bildete auch das Vergnügungsetablissement Universum einen Anziehungspunkt für die Bevölkerung, wogegen das in den 20er Jahren entstandene Kolosseum 1842 seinen Betrieb einstellen mußte; das Universum mußte 1870 dem Bau des Nordwestbhahnhofs weichen. Als 1850 die Vorstädte mit Wien vereinigt wurden, ge- hörte die Brigittenau zum 2. Bez. (Leopoldstadt). Bereits 1846 hatte man in der Brigittenau mit der Rodung von Auen begonnen, Küchengärten angelegt und die ersten Fabriken angesiedelt. Gleichzeitig, bes. aber ab den 60er Jahren, setzte von Süden her eine rasche Verbauung ein; die Entwicklung im Bereich der (heutigen) Klosterneuburger Strraße und der Jägerstraße verlief strukturmäßig anders als jene nördlich des Nordwestbahnhofs. Die Klosterneuburger Straße ist eine der ältesten Verkehrsadern der Brigittenau An ihr lassen sich (wie auch an einigen anderen Straßenzügen dieser Gegend) die versch. Verbauungsphasen deutlich ablesen. Zu Beginn der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts begann die Verbauung zw. Mathilden- (heute Gauß-)platz, Klosterneuburger Straße, Treustraße und Othmargasse mit fast durchwegs dreistöckigen Wohnhäusern. Aufgrund des Gemeinderratsbeschlusses von 31. 8. 1869 hatte die Allgemeine österreichische Baugesellschaft den Komplex der Ecksteinschen Gründe angekauft und, unterstützt vom Brigittenauer Bauverein, diese Bauten errichtet 1873-76 wurden die Häuserzeilen an der Klosterneuburger Straße und

der Gerhardusgasse zunehmend verdichtet, ebenso jene entlang der Wallensteinstraße und der Jägerstraße. Zu Beginn der

80er Jahre entstanden aber auch zahlreiche Industriebetriebe (Klosterneuburger Straße, Treustraße und Rauscherstraße, aber auch im Bereich des ehem. Zwischenbrücken). Erst Ende des 19. Jahrhundert ließ die Verbauung hinsichtlich ihrer randlichen Stoßkraft deutlich nach. Zwischenbrücken (man unterscheidet ein Inneres und ein Äußeres Zwischenbrücken) ging als Siedlung völlig unter; teilweise lag es im Bereich der regulierten Donau, teilw. wurde es vom Rastergrundriß des (heutigen) 20.Bezirks überschichtet. 1870-73 wurde als letzter der Wiener Kopfbahnhöfe des 19. Jahrunderts der Nordwestbahnhof erbaut. Der Bahnhofsbau, der mit der 1870-75 durchgeführten Donauregulierung in unmittelbarem Zusammenhang zu sehen ist, sollte die Entwicklung des nördliche Teils der Brigittenau entscheidend beeinflussen. Die Hoffnungen der gründerzeitliche Stadtplaner, die sich von der Donauregulierung eine zügige Verbauung des zw. Donau und Nordwestbahnhof. entstehenden Stadtviertels versprachen, gingen allerdings nicht voll in Erfüllung, weil das ries. Bahnhofsareal das nördlich davon gelegene rasterförmig parzellierte Gebiet der „Oberen Donaustadt" (wie man es zeitgenössisch nannte) weitgehend isolierte, sodaß die Verbauung des auf den Donauregulierungsgründen entstandenen Stadtviertels rund um Engerth- und Wehlistraße nur zögernd voranschritt; daran konnte auch der Gemeinderatsbeschluss, die Kosten für den Ausbau der technischen Infrastruktur zu übernehmen, nur wenig ändern. Erst Ende des 19. Jahrhundert siedelten sich größere Industriebetriebe an (und a. Siemens-Schuckert und die NO. Molkerei), die bis dahin in den Vorstädten ansässig gewesen waren; dies führte auch zu einer (begrenzten) Belebung des Wohnbaus. Die Verbauung erfolgte zunächst entlang der Dresdner Straße, weil diese als einzige eine Verbindung mit der Leopoldstadt ermöglichte. Der Substandard der gründerzeitliche Mietwohnungen bildeten allerdings für den ungehinderten Zuzug neuer Bevölkerungsschichten eine beachtliche soziale Barriere. So war zu Beginn des 1. Weltkriegs die Verbauung noch keineswegs flächendeckend; die beträchtlichen Baulücken wurden erst durch den kommunalen Wohnhausbau der 1. Republik geschlossen, teilweise erfolgten noch nach dem 2. Weltkrieg Neubauten. Am 24. 3. 1900 wurde die Brigittenau von der Leopoldstadt getrennt und zum selbständ. 20. Gemeindebezirk erhoben; der Bezirk umfaßt die ursprünglich Brigittenau und einen Teil von Zwischenbrücken. In der Zeit bis zum l. Weltkrieg entstanden und a. noch das Bezirksamt am Brigittaplatz. (1904-06), das Ledigenheim in der Meldemannstraße (1905), das (damalige) Unfallkrankenhaus in der Webergasse (1911/12), die Schiffsbautechnische Versuchsanstalt (1912) und in der Stromstraße das Brigittaspital (1914). Zum Schutz der am Donaukanal gelegenen Stadtteile wurde 1894-98 nach Plänen von Otto Wagner das am Brigittenauer Spitz gelegene Nußdorfer Wehr errichtet (Einhängung des Sperrschiffs 1902). In der 1. Republik drang die Verbauung an der Klosterneuburger Straße bis zur Adalbert-Stifter-Straße vor; Baulücken zwischen den späthistoristischen Wohnhäusern wurden gefüllt. In der Zeit bis 1933 entstanden in der Brigittenau auch zahlreiche städtische Wohnhausanlagen (unda. in der Engerthstraße 1923 der Robert-Blum-Hof, zw. Wehli- und Engerthstraße 1925 der Beerhof und 1925/26 der Janecekhof, in der Stromstraße 1925 der Winarskyhof sowie am Friedrich-Engels-Platz eine 1930-33 vom Otto-Wagner- Schüler Rudolf Perco errichtet weitläufige städtische Wohnhausanlage). Nach dem 2. Weltkrieg entstanden Wohnhausanlagen nördlich der Adalbert-Stifter-Straße (Dr.-Ellenbogen-Hof, 1959-61), wobei man sich in diesem Gebiet vorzugsweise für eine Verbauung in losen Baublöcken entschied, und in anderen Bezirksteilen (und a. 1958 Kardinal-Rauscher-Hof, 1959-62 Johann-Kaps-Hof, 1960/61 Johann-Böhm-Hof); 1960-62 entstand der Freiheitsturm. Weiters wurden das Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhaus (1967-72), das Adolf-Schärf-Studentenheim (1971-73) und die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (1974- 77) errichtet Über die Floridsdorfer Brücke führt ein wichtiger Straßenzug nach Norden; er hat über die schnellstraßenmäßig ausgebaute Adalbert-Stifter-Straße und die den Donaukanal und die U-Bahn-(Stadtbahn-)Trasse überquerende Gürtelbrücke Anschluß an den Döblinger Gürtel; eine weitere Verbindung nach Norden wurde durch die Nordbrücke geschaffen, die sich stadteinwärts in den Donaukanalbegleitstraßen fortsetzt. Eine neue Verkehrsverbindung zum 21. Bez. bildet seit 1982 die Brigittenauer Brücke über die Donau. 1990 begann die Planung für die Verlängerung der U 6 über die Brigittenau nach Floridsdorf.

Häuser

1856: 235. 1900: 1.033; 1910: 1.336; 1930-35: 1.649; 1939: 1.966; 1971: 1.355; 1981:2.255; 1991:2.463.

Einwohner

1856: 3.532; 1880 (Berechnung): 17.253; 1890 (Berechnung): 37.524; 1900: 71.445; 1910: 101.326; 1923: 97.403; 1934: 98.021; 1951: 72.855; 1961: 75.671; 1971: 81.517; 1981: 73.696; 1991: l'1.787.

Bezirksvorsteher

Lorenz Müller (1900-18); Johann Janecek (1918-27); Michael Enengl (1927-34); Ludwig Skokan (1934-38); Ing. Hugo Wolf (1945); Karl Michal (SPÖ; 24.7. 1945- 21. 12. 1954; * 15. 4. 1885, t 29. 6. 1972); Franz Koblizka (SPÖ; 21.12. 1954-3.6. 1969; * 9.4. 1906, t 18. 12. 1971); Johann Stroh (SPÖ; 3. 6. 1969-23. 11. 1978); An- ton Deistler (SPÖ; 23. 11. 1978-1. 6. 1987); Karl Lacina (SPÖ; seit I. 6. 1987). - Siehe Nachtrag Bd. 5. –

Bezirkswappen

Anker (Brigittenau), von fünfstern. Kranz umgebene Zunge des hl. Johannes Nepomuk (Zwischenbrücken).

Literatur

  • Franz Kaiser, Die Brigittenau (1975);
  • dsbe., Das Werden der Brigittenau von den Anfängen bis zur M. des 19. Jh.s, in: UH 28 (1967), 157ff.;
  • dsbe., Siedlungs-, Bevölkerungs- und Industrieentwicklung der Brigittenau seit der Donauregulierung in hist.-topograph. Sicht, 4 Bde., Diss. Univ. W. (1966);
  • dsbe., Siedlungsaufschwung der Brigittenau während der 2. Hälfte des 19. Jh.s, in: WGBIl. 22 (1967), 208ff.;
  • Messner, Leopoldstadt, 50f., 84f., 159ff., 183;
  • Czeike, Brigittenau (BKF20, 1981);
  • dsbe., Wien in alten Ansichtskarten: Leopoldstadt und Brigittenau (1992);
  • Rauchenberger; Lettmayer, 114ff. und Reg.; Brigittenauer Heimat (1921);
  • Topogr. NO 2,213f.;
  • Olegnik l, 20f., 59, 62;
  • Klaar, Siedlungsformen, 46f.;
  • ÖKT2, 472f.;
  • Bibl. 4, 458 fT.