Bernhard Wachstein: Unterschied zwischen den Versionen

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Bernhard Wachstein war der Sohn eines armen jüdischen Geschäftsmanns in Galizien und wuchs in einem traditionellen chassidischen Milieu auf. Mitte der 1880er Jahre verlegte er seinen Wohnsitz nach Radautz in der Bukowina (heute: Rădăuți, Rumänien), wo er sich autodidaktisch genügend Wissen aneignete, um 1893 am dortigen Staatsgymnasium aufgenommen zu werden. Nach der Matura 1894 ging er nach Wien, wo er an der [[Universität]] Philosophie und orientalische Philologie studierte.Er besuchte Lehrveranstaltungen unter anderem bei [[Ernst Mach]], [[Theodor Gimperz]], [[Gustav Bickell]], [[Wilhelm Jerusalem]] und [[Emil Reich (Schriftsteller, Volksbildner)|Emil Reich]]. 1899 promovierte er bei [[Friedrich Jodl]] mit einer Arbeit zur Philosophie Leibnitz'.
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Bernhard Wachstein war der Sohn eines armen jüdischen Geschäftsmanns in Galizien und wuchs in einem traditionellen chassidischen Milieu auf. Mitte der 1880er Jahre verlegte er seinen Wohnsitz nach Radautz in der Bukowina (heute: Rădăuți, Rumänien), wo er sich autodidaktisch genügend Wissen aneignete, um 1893 am dortigen Staatsgymnasium aufgenommen zu werden. Nach der Matura 1894 ging er nach Wien, wo er an der [[Universität]] Philosophie und orientalische Philologie studierte.Er besuchte Lehrveranstaltungen unter anderem bei [[Ernst Mach]], [[Theodor Gomperz]], [[Gustav Bickell]], [[Wilhelm Jerusalem]] und [[Emil Reich (Schriftsteller, Volksbildner)|Emil Reich]]. 1899 promovierte er bei [[Friedrich Jodl]] mit einer Arbeit zur Philosophie Leibnitz'. Daneben studierte er auch an der [[Gedenktafel Israelitische Theologische Lehranstalt|Israelitischen Theologischen Lehranstalt]].
  
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Von 1903 bis zu seinem Tod 1935 war Wachstein als Bibliothekar für die [[Israelitische Kultusgemeinde]] Wien tätig, ab 1919 wirkte er in Nachfolge von [[Bernhard Münz]] als Leiter der Bibliothek. Unter seiner Ägide wurde diese Institution zu einem Zentrum der Erforschung jüdischer Geschichte, vor allem auch auf dem Gebiet der Genealogie. Sein in zwei Bänden 1912 und 1917 erschienenes Hauptwerk "Die Inschriften des alten Judenfriedhofes in Wien" war durch umfangreiche biografische Analysen der Inschriften gekennzeichnet. Weitere Publikationen befassten sich mit der Geschichte des Judentums in Wien, Eisenstadt und in Mähren, mit hebräischer Publizistik, aber auch mit dem Antisemitismus. 
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Aus seiner Ehe mit der Lehrerin Marie Weiss stammt der Pathologe Maximilian Wachstein sowie die Lehrerin und Sprachtherapeutin Sonia Wachstein. Angeblich war der Bibliothekar Vorbild der Figur des Peter Kien in [[Elias Canetti]]s Roman "Die Blendung".
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==

Version vom 25. August 2022, 10:56 Uhr

Daten zur Person
Personenname Wachstein, Bernhard
Abweichende Namensform
Titel Dr. phil.
Geschlecht männlich
PageID 362396
GND 101554273
Wikidata Q826108
Geburtsdatum 31. Jänner 1868
Geburtsort Tluste
Sterbedatum 15. Jänner 1935
Sterbeort Wien
Beruf Historiker, Bibliothekar
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 25.08.2022 durch WIEN1.lanm09mer
Begräbnisdatum
Friedhof Neuer Israelitischer Friedhof
Grabstelle Gruppe 3, Reihe 4, Nummer 9
Ehrengrab ja„ja“ befindet sich nicht in der Liste (historisches Grab, ehrenhalber gewidmetes Grab, Ehrengrab) zulässiger Werte für das Attribut „Ehrengrab“.

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Bernhard Wachstein, * 31. Jänner 1868 in Tluste, Galizien (heute: Tvoste, Ukraine), † 15. Jänner 1935 Wien, Historiker, Bibliothekar

Biografie

Bernhard Wachstein war der Sohn eines armen jüdischen Geschäftsmanns in Galizien und wuchs in einem traditionellen chassidischen Milieu auf. Mitte der 1880er Jahre verlegte er seinen Wohnsitz nach Radautz in der Bukowina (heute: Rădăuți, Rumänien), wo er sich autodidaktisch genügend Wissen aneignete, um 1893 am dortigen Staatsgymnasium aufgenommen zu werden. Nach der Matura 1894 ging er nach Wien, wo er an der Universität Philosophie und orientalische Philologie studierte.Er besuchte Lehrveranstaltungen unter anderem bei Ernst Mach, Theodor Gomperz, Gustav Bickell, Wilhelm Jerusalem und Emil Reich. 1899 promovierte er bei Friedrich Jodl mit einer Arbeit zur Philosophie Leibnitz'. Daneben studierte er auch an der Israelitischen Theologischen Lehranstalt.

Von 1903 bis zu seinem Tod 1935 war Wachstein als Bibliothekar für die Israelitische Kultusgemeinde Wien tätig, ab 1919 wirkte er in Nachfolge von Bernhard Münz als Leiter der Bibliothek. Unter seiner Ägide wurde diese Institution zu einem Zentrum der Erforschung jüdischer Geschichte, vor allem auch auf dem Gebiet der Genealogie. Sein in zwei Bänden 1912 und 1917 erschienenes Hauptwerk "Die Inschriften des alten Judenfriedhofes in Wien" war durch umfangreiche biografische Analysen der Inschriften gekennzeichnet. Weitere Publikationen befassten sich mit der Geschichte des Judentums in Wien, Eisenstadt und in Mähren, mit hebräischer Publizistik, aber auch mit dem Antisemitismus.

Aus seiner Ehe mit der Lehrerin Marie Weiss stammt der Pathologe Maximilian Wachstein sowie die Lehrerin und Sprachtherapeutin Sonia Wachstein. Angeblich war der Bibliothekar Vorbild der Figur des Peter Kien in Elias Canettis Roman "Die Blendung".

Literatur

  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Band 15. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2018, S. 384 f.

Links