Nazarener

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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Nazarener.
1) Alte Bezeichnung für Jesus Christus (nach dessen Heimatort Nazareth).
2) In Rom ab dem 17. Jahrhundert nachweisbare Bezeichnung für Träger einer bestimmten Haartracht („alle Nazarena"), die der überlieferten von Jesus gleicht (in der Mitte gescheiteltes Haar und Bart).
3) Spitzname für eine Gruppe von jungen deutschen Künstlern des 19. Jahrhunderts, die sich in Rom niederließ und ihre romantisch-religiöse Schwärmerei durch jene Haartracht (sub 2) unterstrich. Die Keimzelle der Bewegung war der 1809 durch Franz Pforr und Friedrich Overbeck in Wien begründete Lukasbund, dessen Mitglieder sich in national-religiöser Schwärmerei gegen die an der Wiener Akademie geltenden Lehrmethoden wandten. Nach dem Bruch mit ihren Lehrern ließen sich einige 1810 in Rom nieder und gaben sich in ihrem äußeren Erscheinungsbild ein christusähnliches Aussehen. Wilhelm Heinrich Wackenroder und Ludwig Tieck übten einen grundlegenden Einfluß aus; die italienische Frührenaissance, Perugino, Raffael und Dürer wurden zu Vorbildern der Nazarener, die sich um klarere und vereinfachte Formen bemühten, in der bildenden. Kunst aber auch den Dienst an der christlichen Religion als Aufgabe betrachteten und den Klassizismus als unchristliche Kunstrichtung ablehnten. Die Nazarener bemühten sich um die Erneuerung der monumentalen Wandmalerei, wobei neben biblischen Themen auch Historie, Sage und Literatur dargestellt wurden. Obwohl der Lukasbund um 1830 zu zerfallen begann, wirkte er doch (da 1810-1830 zahlreiche junge deutsche und österreichische Künstler während ihrer römischen Studienaufenthalte mit ihm in Berührung gekommen waren) stark nach (Josef von Führich, Leopold Kupelwieser, Eduard von Steinle); so schuf Führich nach den Kreuzwegfresken der Johannes-Nepomuk-Kirche (2) mit den Entwürfen für die Altlerchenfelder Kirche das Hauptwerk der nazarenischen österreichischen Kunst. In der rein kirchlichen Kunst lebte die nazarenischen Kunstauffassung bis ins 20. Jahrhundert weiter. - Folgende Nazarener ließen sich später in Wien nieder: Josef von Führich, Johann Evangelist Scheffer von Leonhardhoff (1795-1822; Bildnisse und religiöse Darstellungen) und Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld (1788-1853; ab 1841 Kustos der Gemäldegalerie im Belvedere), ein Bruder des Nazareners Julius Schnorr von Carolsfeld (1794-1872; ab 1846 Direktor der Dresdner Gemäldegalerie).

Literatur

  • Katalog. „Die Nazarener" Frankfurt 1977