Spanische Hofreitschule

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Vorführung der Spanischen Hofreitschule in der Winterreitschule, Figur "Courbette" unter dem Reiter (1955).
Daten zur Organisation
Art der Organisation Sonstige Organisation
Datum von 1565 JL
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 852
GND
WikidataID
Objektbezug Hofburg, Frühe Neuzeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 28.10.2022 durch WIEN1.lanm08swa
Bildname Lipizzaner.jpg
Bildunterschrift Vorführung der Spanischen Hofreitschule in der Winterreitschule, Figur "Courbette" unter dem Reiter (1955).
  • 1., Michaelerplatz 1

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48° 12' 27.03" N, 16° 22' 0.15" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Spanische Hofreitschule (1., Hofburg).

Oberst Alois Podhajsky mit einem Lipizzaner (1955).

Institution

Älteste Reitschule der Welt, hervorgegangen aus dem bereits 1565 bekannten "Spanischen Reithstall" (nur Pferde spanischer Abstammung; Abkömmlinge von Araber-und Berberpferden). Die Hauptaufgabe der Spanischen Reitschule bestand ebenso wie die aller anderen um diese Zeit an den europäischen Fürstenhöfen entstandenen Reitschulen (Begründer der Ersten Reitakademie im Sinn einer Kavalierschule 1532 in Neapel) neben der Pflege der wiederentdeckten klassischen Reitkunst ("Hohe Schule"; bereits am Parthenonfries der Akropolis in Athen Darstellungen der Piaffe, Passage und Levade) in der Erziehung der adeligen Jugend, künftigen Diplomaten und Feldherrn. Die Schule unterstand über den Oberststallmeister direkt dem Kaiser. Die jeweiligen Ersten Oberbereiter rührten die internen Angelegenheiten und waren dem Oberststallmeister für die Ausbildung von Reiter und Pferd verantwortlich.

Lipizzaner

Mit der Gründung des Gestüts in Lipizza durch Karl von Innerösterreich (1580) kam es zu einer entscheidenden Wende. Wahrscheinlich bereits zu dieser Zeit wurden Lipizzaner verwendet, die Abkommen der ursprünglich spanische Pferde waren. In Österreich war mit der Einführung spanischer Pferde für die Zucht bereits um 1562 begonnen worden.

Die Lipizzaner sind 155-167 cm hoch; die Vollreife wird erst mit dem 7./8. Lebensjahr erreicht. Ursprünglich vielfarbig, hat man später nur weiße Pferde für die Zucht verwendet. Die schönsten Hengste wurden in Wien zugeritten.

Prinz Eugen sitzt auf dem Heldenplatz auf einem Lipizzaner, ebenso die Feldherren, die das Denkmal von Maria Theresia umgeben. "Die prachtvolle Levade, die des Prinzen Hengst macht, hat nicht nur seine ästhetische, sondern auch praktische Begründung. Die hohe Schule ist nämlich früher in Neapel als Kriegskunst betrieben worden. Ein Ross in der Levade hatte seinen Reiter vor den Kugeln des Feindes mit seinem eigenen Leib zu decken und mit der Kapriole gegen die Verfolger auszuschlagen. So waren damals die Rosse tapfere Mitkämpfer, bis nachher die Schulreiterei zur Kunst geworden ist und zur besten Methode, Pferd und Reiter zu erziehen."[1]

In der Literatur tritt ein Lipizzanerhengst als Titelfigur in Arthur-Heinz Lehmanns "Hengst Maestoso Austria" in Erscheinung (1939). Das Buch wurde 1956 unter gleichem Titel verfilmt.

Vorführungen

Bei den Vorführungen wirkten immer wieder Mitglieder des Kaiserhauses mit (so führte Maria Theresia 1743 die Quadrille im Damenkarussell an). Das letzte Karussell fand 1894 statt, wobei erstmals auch bürgerliche Offiziere und Angehörige der Spanischen Reitschule mitwirkten. Danach blieb die Schule ausschließlich der Ausbildung von Pferd und Reiter in der Hohen Schule und ihren Vorführungen vorbehalten. Die tägliche Morgenarbeit war an bestimmten Tagen für jedermann gegen eine geringe Eintrittsgebühr zugänglich, die festlichen Vorführungen waren jedoch bis 1918 den Gästen des Kaisers vorbehalten.

Lipizzanergestüt in Piber (um 1938).

1916 wurde das Gestüt von Lipizza nach Laxenburg verlegt (später nach Piber). In der Republik fand unter dem Ersten Oberbereiter Maurizius Herold am 5. Mai 1920 eine Erste Vorführung der Spanischen Reitschule zugunsten der Tuberkulosefürsorge statt. Regelmäßige Vorführungen begannen im September und Oktober 1920. Unter Rudolf Graf van der Straten (später Direktor der Spanischen Reitschule) kam es zu Gastspielreisen (Berlin 1925, Aachen und London 1927 und Wien).

Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit

1938 wurde die Spanische Reitschule der deutschen Wehrmacht eingegliedert. Das Gestüt unterstand dem Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Am 1. Juni 1939 übernahm Major Alois Podhajsky die Leitung der nunmehrigen "Spanischen Hofreitschule". Während des Kriegs wurde das Gestüt von Piber nach Hostau (ehemalige Tschechische Republik) verlegt. Die Lipizzanerherde, die bereits am 28. April 1945 von den amerikanischne Truppen von Hostau in den Westen transportiert worden war, wurde später nach Bad Wimsbach bei Lamberg (Oberösterreich) gebracht, während die Schule 1946-1955 in einer ehemaligen Dragonerkaserne in Wels untergebracht wurde (in dieser Zeit regelmäßig Gastspielreisen). Am 7. Mai 1945 bat Podhajsky mit einer Vorführung vor United States-General Patton in St. Martin um den Schutz der Schule und die Rettung des Gestüts. Erstmals wurden nun auch ausländische und weibliche Gastschüler aufgenommen. Nach Abschluss des Staatsvertrags kehrte die Schule am 11. Oktober 1955 in die Hofburg zurück und gab am 26. Oktober vor der Bundesreggasse ihr Debüt. 1997 bis 2007 betrieb das Kunsthistorische Museum in der Stallburg (Hofapotheke) ein Lipizzaner-Museum.

Gebäude und Reitplätze der Hofreitschule in Wien

  • Der erste Rosstummelplatz wurde um 1565 in den hinteren Teil des Lustgartens (im Bereich des heutigen Josefsplatzes) eingerichtet. Eine Reithalle in diesem Areal wurde wahrscheinlich schon zeitgleich gebaut, ist aber erst 1572 nachweisbar.
  • 1729 bis 1735 wurde die prunkvolle Winterreitschule errichtet.
  • 1775 wurde im Hof zwischen Winterreitschule und Schweizerhof die neue, bis heute benützte Sommerreitschule eingerichtet, da der bisherige Reitplatz dem Bau des Josefsplatzes weichen musste.

Film und Rezeption

Herstellung der Lipizzaner-Reiter aus Augarten-Porzellan (1950).
Lipizzaner-Reiter der Wiener Porzellanmanufaktur im Augarten (1956).

Literatur

  • Hans Händler, Erich Lessing: Die Spanische Hofreitschule zu Wien (1972)
  • Arthur-Heinz Lehmann: Hengst Maestoso Austria (1939)
  • Arthur-Heinz Lehmann und Franz Ackerl: Die edlen Lipizzaner und die Spanische Reitschule. Weimar 1939
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 6, 2. Teil. Wien ²1957 (Manuskript im WStLA), S. 334-338
  • Ann Tizia Leitich, Alois Podhajsky: Die Spanische Reitschule in Wien (1956)

Einzelnachweise

  1. Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 6, 2. Teil. Wien ²1957 (Manuskript im WStLA), S. 338