Sozialdemokratische Partei Österreichs

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Daten zur Organisation
  • 1., Löwelstraße 18
  • Sozialdemokratische Arbeiterpartei (1888, bis: 1918)
  • Sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschösterreichs (1918, bis: 1934)
  • Revolutionäre Sozialisten (1934, bis: 1945)
  • Sozialistische Partei Österreichs (1945, bis: 1991)
  • Sozialdemokratische Partei Österreichs (1991)

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48° 12' 39.61" N, 16° 21' 43.40" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Partei, Sozialdemokratische, Österreichs (SDAP, ab 1934 auch Revolutionäre Sozialisten [RS]; ab 1945 SPÖ [Sozialistische Partei Österreichs], seit 1991 wieder Sozialdemokratische Partei Österreichs).

1) Monarchie

Arbeiterbewegung, Arbeiterbildungsvereine, Arbeitervereine und weitere Stichwörter → Arbeiter...

2) Erste Republik

Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP), Rotes Wien, Revolutionäre Sozialisten (RS).

3) Zweite Republik

Am 14. April 1945 wurde die SDAP unter dem Namen "Sozialistische Partei Österreichs (Sozialdemokraten und Revolutionäre Sozialisten)" (SPÖ) im Roten Salon des Rathauses wiederbegründet (Rückbenennung in Sozialdemokratische Partei auf dem Parteitag 1991 unter Franz Vranitzky). Karl Renner leitete ab 26. April 1945 die Provisorische Regierung und wurde am 20. Dezember 1945 vom Parlament zum Bundespräsidenten gewählt, Theodor Körner wurde zum Wiener Bürgermeister ernannt, Adolf Schärf übernahm noch 1945 von Karl Seitz den Parteivorsitz. In enger Zusammenarbeit mit dem am 15. April 1945 neukonstituierten ÖGB kam es unter Schärf zu einer fundamentalen Änderung der politischen Ausrichtung der Partei. Durch die Teilnahme an der Konzentrationsregierung bis Ende 1947 und danach an einer Großen Koalition mit der ÖVP wurden die politische Stabilisierung und der wirtschaftliche Wiederaufbau Österreichs gesichert. Die SPÖ initiierte die Verstaatlichungsgesellschaften (1946/1947) und verhinderte durch die Mobilisierung ihrer Basis im Oktober 1950 im (sowjetrussisch besetzten) Osten des Landes einen von der KPÖ forcierten Generalstreik gegen das 4. Lohn- und Preisabkommen.

Im Gegensatz zu ihren Positionen in der Zwischenkriegszeit verzichtete sie auf eine grundlegende Änderung der bestehenden Gesellschaftsordnung und beteiligte sich im Rahmen der ab Mitte der 1950er Jahre zunehmend institutionalisierten "Sozialpartnerschaft" an einer Politik der "Modifikation des prinzipiell kapitalistischen Wiederaufbaus", außerdem bekannte sie sich vollinhaltlich zu Österreich in jenen Grenzen, die 1938 bestanden (womit sie in einen unübersehbaren Gegensatz zu den Positionen der sozialistischen Emigration in den USA und in Großbritannien geriet und sich in der Folge die Rückholung der Emigranten überaus widersprüchlich und ambivalent gestaltete). Innenminister Oskar Helmer und der Parteivorstand insgesamt verfolgten zusammen mit der Arbeiter-Zeitung eine konsequente Linie gegenüber der sowjetischen Besatzungsmacht; in Fragen der Entnazifizierung und der Integration der "Minderbelasteten" wurde allerdings ein zwiespältiger Kurs eingeschlagen, der sich nicht zuletzt in der aktiven Unterstützung der Gründung des "Verbands der Unabhängigen" (VdU) niederschlug. Die Auseinandersetzungen mit dem linken Parteiflügel hatten bereits am Parteitag im November 1948 zum Ausschluß des Zentralsekretärs Erwin Scharf geführt. Bei der Nationalratswahl 1953 zur stimmenstärksten, jedoch nicht zur mandatstärksten Partei geworden, führten weitere parteiinterne Auseinandersetzungen zu Beginn der 1960er Jahre (vor allem die sogenannte Olah-Krise) und Abnützungserscheinungen der Großen Koalition (die vorwiegend mit der SPÖ identifiziert wurden) 1966 zu einer schweren Wahlniederlage unter dem Parteivorsitzenden Bruno Pittermann.

Auf dem Parteitag 1967 wurde Bruno Kreisky zum neuen Parteivorsitzenden gewählt. Er legte ein umfassendes gesamtgesellschaftliches, aber auch ein innerparteiliches Modernisierungsprogramm vor und erlangte 1970 die relative, 1971 die absolute Stimmen- und Mandatsmehrheit. Die unter seiner Führung unternommenen Reform- und Modernisierungsschritte, das keynesianische Wirtschaftsmanagement im Gefolge der großen Rezessionen 1974 und 1981, eine selbständige Außenpolitik ("aktive Neutralitätspolitik") und eine umfassende Sozialgesetzgebung sowie eine qualitativ neue Frauenpolitik und Wissenschaftspolitik gestalteten Österreich zu einem modernen Wohlfahrtsstaat und konstituierten einen internationalen anerkannten "österreichischen Weg". Bei der Nationalratswahl 1979 erreichte die SPÖ mit knapp 51 % der Stimmen das beste Ergebnis ihrer Geschichte. Neuerliche Parteikrisen, insbesondere die Auseinandersetzungen um Finanzminister Hannes Androsch, führten schließlich im April 1983 zu einer Wahlniederlage; Fred Sinowatz folgte Kreisky in den Funktionen des Parteivorsitzenden und Bundeskanzlers und bildete eine Koalition mit der FPÖ.

1986 übernahm Franz Vranitzky den Parteivorsitz, in der Regierung kam es zu einer Neuauflage der Koalition mit der ÖVP. 1991 nannte sich die SPÖ in "Sozialdemokratische Partei Österreichs" um. Während die Bemühungen um eine europäische Integration und den Beitritt Österreichs zur EU von einem überwältigenden Erfolg gekennzeichnet waren, verloren die Regierungsparteien in den 1990er Jahren kontinuierlich an Zustimmung, woran auch ein Wechsel an der Spitze der SPÖ und im Bundeskanzleramt (Viktor Klima) nichts änderte.

Nach Bildung einer ÖVP-FPÖ-Koalition Anfang 2000 musste die SPÖ erstmals nach 30 Jahren in Opposition; Alfred Gusenbauer übernahm die Reorganisation der Partei und führte sie nach einem Erfolg bei der Nationalratswahl 2006 wieder in eine Koalition mit der Volkspartei, die auch von seinem Nachfolger Werner Faymann fortgesetzt wurde. Die abermalige Erosion im Wählerzuspruch in Folge der von vielen als "Stillstand" wahrgenommenen Regierungsarbeit der nur mehr nominell "Großen" Koalition führte 2016 zur Ablöse des Wieners in beiden Funktionen durch Christian Kern. Bei der Nationalratswahl 2017 verlor die SPÖ die erste Stelle und schied aus der Regierung aus; mit Pamela Rendi-Wagner folgte 2018 erstmals eine Frau an die Spitze der Sozialdemokratie. Die vorgezogene Nationalratswahl 2019 bescherte der SPÖ mit rund 21 % ihr bisher schlechtestes bundesweites Ergebnis.

Am 3. Juni 2023 wurde Andreas Babler, bisher Bürgermeister der niederösterreichischen Stadt Traiskirchen, beim außerordentlichen Parteitag in Linz zum Vorsitzenden der SPÖ gewählt. Babler war am Parteitag gegen den burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil angetreten. Rendi-Wagner trat beim Parteitag nicht erneut an, da sie bei der Mitgliederbefragung vor dem Parteitag lediglich den dritten Platz hinter Doskozil und Babler belegt hatte.

Im Wiener Landtag und Gemeinderat verfügte die SPÖ seit 1945 mit Ausnahme der Jahre 1996 bis 2001 bis 2010 über eine absolute Mandatsmehrheit und stellte bis heute immer den Bürgermeister (für Details siehe Gemeinderatswahlen). Sie arbeitete (aufgrund einer Übereinkunft zur Wahl Karl Renners zum Bundespräsidenten 1945) bis 1973 in der Stadtregierung mit der Wiener ÖVP zusammen und bildete mit dieser 1996 bis 2001 eine Koalition. Von 2010 bis 2020 bestand eine Koalition mit den Wiener Grünen, seit 2020 mit der Partei NEOS.

Parteitage Sozialdemokratische Arbeiterpartei

  • 30. Dezember 1888-1. Jänner 1889: Hainfeld (Einigungsparteitag).
  • 28.-30. Juni 1891: Hotel Union.
  • 5.-9. Juni 1892: Drei-Engel-Säle (4., Große Neugasse 36; 1. Organisationsstatut, Wahl einer Parteivertretung mit Sitz in Wien).
  • 25.-31. März 1894: Schwenders Kolosseum (15; Amor-Saal).
  • 5.-11. April 1896: Prag.
  • 6.-12. Juni 1897: Hotel Wimberger (7).
  • 29. Mai-1. Juni 1898: Linz.
  • 24.-29. September 1899: Brunn.
  • 2.-6. September 1900: Graz.
  • 2.-6. November 1901: Hotel Wimberger.
  • 15.-18. August 1902: Aussig.
  • 9.-13. November 1903: Arbeiterheim Favoriten (10).
  • 26.-29. September 1904: Salzburg.
  • 29. Oktober-2. November 1905: Arbeiterheim Favoriten.
  • 30. 9-4. Oktober 1907: Arbeiterheim Ottakring (16).
  • 19.-24. September 1909: Reichenberg.
  • 29. Oktober-2. November 1911: Innsbruck.
  • 31. Oktober-4. November 1912: Arbeiterheim Favoriten.
  • 31. Oktober-4. November 1913: ebenda.
  • 19.-24. Oktober 1917: ebenda.
  • 31. Oktober-1. November. 1918: "Reichshallen" (1., Dorotheergasse).
  • 31. Oktober-3. November 1919: Arbeiterheim Ottakring.
  • 5.-7. November 1920: Arbeiterheim Favoriten.
  • 25.-27. November 1921: Arbeiterheim Ottakring.
  • 14./15. Oktober 1922: Arbeiterheim Favoriten.
  • 14./15. November 1923: Arbeiterheim Ottakring.
  • 31. Oktober-3. November 1924: Salzburg.
  • 13.-16. November 1925: Arbeiterheim Favoriten (Beschluss des "Sozialdemokratischen Agrarprogramms").
  • 30. Oktober-3. November 1926: Linz (Beschluss des "Linzer Programms" und des neuen Organisationsstatuts der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei).
  • 29. Oktober-1. November 1927: Arbeiterheim Ottakring.
  • 14.-17. September 1928: Arbeiterheim Favoriten.
  • 8.-10. Oktober 1929: Arbeiterheim Ottakring.
  • 6.-8. Dezember 1930: ebenda.
  • 13.-15. November 1931: Graz.
  • 13.-15. November 1932: Arbeiterheim Ottakring.
  • 14.-16. Oktober 1933: Arbeiterheim Favoriten (außerordentlicher Parteitag).

Parteitage SPÖ

  • 1.: 14./15. Dezember 1945: Festsaal Wimberger.
  • 2.: 15.-17. November 1946: Sofiensaal.
  • 3.: 23-26. Oktober 1947: Konzerthaussaal.
  • 4.: 10-12. November 1948: Festhalle Messegebäude.
  • 5.: 27. 3. November 1949: Sofiensaal (außerordentlicher Parteitag).
  • 6.: 2.-4. November 1950: Graz.
  • 7.: 6./1. November. 1951: Sofiensaal.
  • 8.: 6. und 8. November 1952: ebenda.
  • 9.: 4.-7. November 1953: Arbeiterheim Favoriten, Sofiensaal.
  • 10.: 11.-13. November 1954: Sofiensaal.
  • 11.: 9.-11. November 1955: ebenda. (Beschluss des kulturpolitischen Aktionsprogramms).
  • 12.: 26.-28. November 1956: ebda.
  • 13.: 21.-23. November 1957: Salzburg (Parteivorsitzender Bruno Pittermann).
  • Außerordentlich: 13./14. Mai 1958: Konzerthaus (Beschluss des neuen Parteiprogramms).
  • 14.: 11.-13. November 1959: Sofiensaal.
  • 15.: 7.-9. Juni 1961: Wien, Sofiensaal.
  • 16.: 6.-8. Juni 1963: Wien, Sofiensaal.
  • 17.: 18./19. Juni 1965: Wien, Sofiensaal ("Programm für Österreich").
  • Außerordentlich: 15. April 1966: Stadthalle, Halle B (Bericht über Scheitern der Regierungsbildung mit der ÖVP; Ende der Koalition).
  • 18.: 30. Jänner-1. Februar 1967: Stadthalle (Parteivorsitzender Bruno Kreisky).
  • 19.: 2.-4. Oktober 1968: Sofiensaal (Neukodifizierung des Organisationsstatuts; „Programm zur Reform der österreichischen Wirtschaft" [Wirtschaftsprogramm der SPÖ]).
  • 20.: 10.-12. Juni 1970: Stadthalle, Halle D.
  • 21.: 17.-19. April 1972: Villach.
  • 22.: 13.-15. Februar 1974: Konzerthaus.
  • Außerordentlich: 5. Mai 1975: Sofiensaal.
  • 23.: 11.-13. März 1976: Konzerthaus (Beschluss über Parteireform).
  • 24.: 18.-20. Mai 1978: Konzerthaus (Beschluss des neuen Parteiprogramms).
  • 25.: 15.-17. November 1979: Sofiensaal.
  • 26.: 22.-24. Mai 1981: Graz.
  • 27.: 27.-29. Oktober 1982: Stadthalle.
  • 28.: 21.-29. Oktober 1983: Kongreßhaus (Parteivorsitzender Fred Sinowatz; Kreisky Ehrenvorsitz).
  • 29.: 11.-13. November 1985: Stadthalle.
  • 30.: 21.-29. Oktober 1987: Austria Center Vienna.
  • Außerordentlich: 11. Mai 1988: Konzerthaus (Parteivorsitzender Franz Vranitzky).
  • 31.: 19.-21. Oktober 1989: Graz, Messehalle.
  • 32.: 15./16. Juni 1991: Linz, Brucknerhaus (Neubenennung: „Sozialdemokratische Partei Österreichs").
  • 33.: 3./4. Juni 1993: Stadthalle (Parteireformdiskussion, Beschluss des neuen Organisationsstatuts).
  • 34.: 2.-4. Oktober 1995: Konzerthaus.
  • 35.: 1997 (Parteivorsitzender Viktor Klima).
  • Außerordentlich: 1998
  • 36.: 29. April 2000 (Parteivorsitzender Alfred Gusenbauer).
  • 37.: 27. Oktober 2002: Austria Center Vienna.
  • 38.: 29.-30. November 2004: Austria Center Vienna.
  • 39.: 8. September 2006: Linz, Design Center.
  • 40.: 8. September 2008: Linz, Design Center (Parteivorsitzender Werner Faymann).
  • 41.: 12. Juni 2010: Vösendorf, Pyramide.
  • 42.: 13. Oktober 2012: St. Pölten.
  • 43.: 28.-29. November 2014: Messe Wien.
  • Außerordentlich: 25. Juni 2016, Messe Wien (Parteivorsitzender: Christian Kern).
  • 44.: 24.-25. November 2018: Messe Wels (Parteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner).

Literatur

  • Günther Sandner: Sozialdemokratie in Österreich. Von den Anfängen der Arbeiterbewegung zur modernen Sozialdemokratie. 3. Aufl. Wien: Karl-Renner-Institut 2018
  • Peter Pelinka: Eine kurze Geschichte der SPÖ. Ereignisse, Persönlichkeiten, Jahreszahlen. Wien: Ueberreuter 2005
  • Ludwig Brügel: Geschichte der österreichischen Sozialdemokratie. 5 Bände. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1922-1925
  • Fritz Kaufmann: Sozialdemokratie in Österreich. Idee und Geschichte einer Partei 1889 bis zur Gegenwart. Wien [u.a.]: Amalthea 1978
  • Heinz Fischer: Die Kreisky-Jahre 1967-1983. Wien: Löcker 1993
  • Wolfgang Maderthaner: Auf dem Weg zur Macht. Integration in den Staat, Sozialpartnerschaft und Regierungspartei. Wien: Löcker 1992
  • Wolfgang Maderthaner: Die Organisation der österreichischen Sozialdemokratie 1889-1995. Wien: Löcker 1995
  • Peter Pelinka/Gerhard Streger [Hg.]: Auf dem Weg zur Staatspartei: Zu Geschichte und Politik der SPÖ seit 1945. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1988
  • Hans Hautmann/Rudolf Krapf: Die österreichische Arbeiterbewegung vom Vormärz bis 1945. Sozialökonomische Ursprünge ihrer Ideologie und Politik. 2. Aufl. Wien [u.a.]: Europa-Verlag 1976
  • Helene Maimann [Hg.]: Die ersten 100 Jahre Österreichs Sozialdemokratie 1888-1988. Wien [u.a.]: Brandstätter 1988
  • Verein Geschichte Arbeiterbewegung [Hg.]: Die Parteitage der österreichischen Sozialdemokratie. In: Dokumentation 2/93
  • Josef Seiter: Visuelle Symbole und Embleme der österreichischen Sozialdemokratie. In: Dokumentation 2/91
  • Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 11 ff., S. 48, S. 57, S. 62, S. 75, S. 86, S. 101, S. 119, S. 148, S. 149, S. 150, S. 151, S. 166, S. 179, S. 180, S. 182, S. 188 ff., S. 198 f., S. 202, S. 264, S. 290, S. 316, S. 319, S. 328
  • siehe auch Literaturangaben zum Stichwort Arbeiterbewegung

Weblinks