Rudolf Pöch

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
Personenname Pöch, Rudolf
Abweichende Namensform Poech, Rudolf
Titel Dr. med. univ.
Geschlecht männlich
PageID 15845
GND 116247983
Wikidata Q88429
Geburtsdatum 17. April 1870
Geburtsort Tarnopol
Sterbedatum 4. März 1921
Sterbeort Innsbruck
Beruf Ethnograph, Anthropologe, Forschungsreisender, Arzt
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 6.12.2023 durch WIEN1.lanm08gat
Begräbnisdatum
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 0, Reihe 1, Nummer 89
Ehrengrab Ehrengrab

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Pöch (Poech) Rudolf, * 17. April 1870 Tarnopol, Galizien, † 4. März 1921 Innsbruck (Wiener Zentralfriedhof, Ehrengrab, Gruppe 0, an der Friedhofmauer links vom Haupttor, Nummer 89), Ethnograph, Anthropologe, Forschungsreisender. Studierte an der Universität Wien ab 1888 Jus und ab 1889 Medizin (Dr. med. univ. 1895), wurde 1897 (mit Hermann Franz Müller und Heinrich Albrecht) Mitglied einer österreichischen Forschungskommission, die in Bombay Peststudien betrieb, wirkte 1898 an der Behandlung von Pestfällen mit (Müller Hermann Franz) und nahm 1902 an einer Expedition an die Westküste Afrikas zur Erforschung der Malaria teil. Die Indienreise hatte Pochs Interesse für Anthropologie geweckt: er arbeitete 1900/1901 am Museum für Völkerkunde in Berlin, unternahm 1904-1906 eine Forschungsreise nach Neuguinea und Australien sowie 1907-1909 zu den Buschmännern in der Kalahari (auch Anfertigung neuer Karten). 1910 habilitierte er sich für Anthropologie und Ethnologie an der Universität Wien (1910-1913 Assistent am Phonogrammarchiv der Akademie der Wissenschaften [Pionier auf dem Gebiet der Ton- und Filmdokumentation.], 1913-1921 ao. Prof., Begründer der Lehrkanzel für Anthropologie und Ethnographie samt zugehörigen Instituten [deren Grundstock Pöchs Privatsammlungen bildeten]); 1915-1918 führte er anthropologische Untersuchungen in österreichisch-ungarischen Kriegsgefangenenlagern durch. Korrepsondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1918).

Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener Straßen benannt sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen. Laut Abschlussbericht dieser Forschungsgruppe wies Rudolf Pöch im Dienste der Wissenschaft eine problematische Sammlertätigkeit auf. Unterstützt von der Akademie der Wissenschaften nahm er im Zuge von Forschungsexpeditionen die gesetzeswidrige Ausfuhr von geraubten Leichnamen indigener Australier und von Südafrikanern aus der Gruppe der San vor. Diese dienten dem Zweck, der „Rassenforschung“ in Wien zugänglich gemacht zu werden. Zahlreiche der menschlichen Überreste aus der Sammlung der Akademie der Wissenschaften sowie des Naturhistorischen Museums wurden u. a. 2011 und 2012 restituiert. Pöch wurde in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet und erhielt 1933 eine Ehrenbüste im Arkadenhof der Universität Wien. Derzeit (2014?) läuft noch ein Forschungsprojekt zur Person Pöchs.

Pöchdenkmal, Rudolf-Pöch-Gasse


Literatur

  • Isidor Fischer [Hg.]: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band 2: Kon-Zweig. Nachträge und Berichtigungen. München: Urban & Schwarzenberg 1963
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Österreichische Naturforscher und Techniker. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Gesellschaft für Natur und Technik 1951, S. 26 f.
  • Rudolf Pöch (gestorben am 4. März 1921). Nachruf bei der Trauerfeier am 11. Mai 1921 von Professor Dr. Eugen Oberhummer in Wien. In: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien (MAG) 51 (1921), S. 95-104
  • Die Feierliche Inauguration des Rektors der Wiener Universität für das Studienjahr 1921/22. Am 25. Oktober 1921. Wien: Selbstverlag der Universität 1921, S. 47 ff.
  • Richard Meister: Geschichte der Akademie der Wissenschaften in Wien. 1847-1947. Im Auftrag der Akademie verfasst. Wien: Holzhausen 1947 (Denkschriften der Gesamtakademie, 1), S. 267
  • Professor Dr. Rudolf Pöch †. In: Wiener klinische Wochenschrift 11 (1921), S. 125
  • Robert Stigler: Professor Dr. Robert Pöch. Nachruf. In: Wiener medizinische Wochenschrift 12 (1921), S. 573-575
  • Labor aktuell 8 (1980), S. 5 ff.
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 19
  • Edith Darnhofer: "Schwarzer Tod" wieder in Wien. Spannende Pest-Ausstellung im "Naturhistorischen". In: Kurier, 03.05.1980, S. 21
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst 15.04.1970
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst 02.03.1971
  • Curriculum vitae im Institut für Geschichte der Medizin der Universität Wien
  • Peter Autengruber, Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 2014, 9. Auflage, S. 252
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 52 f.
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013
  • Margit Berner: Forschungs-„Material“ Kriegsgefangene. Die Massenuntersuchungen der Wiener Anthropologen an gefangenen Soldaten 1915–1918. In: Heinz Eberhard Gabriel / Wolfgang Neugebauer (Hg.): Vorreiter oder Vernichtung? Eugenik, Rassenhygiene und Euthanasie in der österreichischen Diskussion vor 1938 (Zur Geschichte der NS-Euthanasie in Wien, 3), Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2005, S. 167–198