Rudolf Kaftan

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Daten zur Person
Personenname Kaftan, Rudolf
Abweichende Namensform
Titel Prof.
Geschlecht männlich
PageID 22884
GND 126678669
Wikidata Q12354698
Geburtsdatum 13. April 1870
Geburtsort Haslach, Oberösterreich
Sterbedatum 4. Jänner 1961
Sterbeort Wien
Beruf Mittelschullehrer, Museumsleiter
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 28.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum 11. Jänner 1961
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 33 A, Reihe 2, Nummer 9
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
  • 1., Schulhof 2 (Sterbeadresse)
  • 19., Billrothstraße 69 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Direktor des Uhrenmuseums in Wien (30. Mai 1921, bis: 1961)

  • Ehrenmedaille der Stadt Wien (Verleihung: 11. März 1955, Übernahme: 13. April 1955)

Rudolf Kaftan, * 13. April 1870 Haslach (Oberösterreich), † 4. Jänner 1961 Wien, Mittelschullehrer, Gründer und Leiter des Wiener Uhrenmuseums.

Biografie

Rudolf Kaftan kam als Sohn einer kinderreichen Lehrerfamilie in Oberösterreich auf die Welt. Er studierte an der Universität Wien Mathematik und Physik auf Lehramt und arbeitete anschließend von 1899 bis 1917 als Mittelschullehrer, unter anderem als Supplent für Mathematik und Physik am Währinger Gymnasium in der Klostergasse 25, und als Hauslehrer. Ab 1917 bis zu seinem Tod war er Leiter des Uhrenmuseums.

Schon von Jugend an hatte Rudolf Kaftan Interesse an Uhren, weshalb er im Lauf der Zeit eine große Sammlung von Chronometern aller Systeme erwarb. Er konstruierte Spezialuhren und erwarb auch Patente dafür; anlässlich der Hygienischen Ausstellung in Wien erhielt er am 1. Juni 1906 als Erfinder einer elektrischen Pausenläutuhr für Schulen die Silberne Fortschrittsmedaille. Während seiner Zeit als Hauslehrer bei Professor Obersteiner in Döbling konnte er in den Mansardenräumen des Palais Obersteiner seine inzwischen umfangreich gewordene Sammlung unterbringen; als der Abbruch des Hauses drohte, beschloss der Gemeinderat unter Bürgermeister Richard Weiskirchner am 4. Mai 1917, Kaftans Sammlung anzukaufen und damit das erste Uhrenmuseum der Welt zu eröffnen. Die Leitung des Museums wurde Kaftan auf Lebenszeit übertragen.

Mit Hilfe des von Kaftan gegründeten Vereins der "Freunde des Wiener Uhrenmuseums" und finanziellen Unterstützungen konnte das Haus Schulhof 2 im 1. Bezirk, das ehemalige Obizzipalais, als Uhrenmuseum adaptiert und eingerichtet werden. Kaftan wurde im selben Haus eine Dienstwohnung zur Verfügung gestellt. Die Eröffnung erfolgte am 30. Mai 1921. Mehr als 40 Jahre lang war Rudolf Kaftan um die Vergrößerung der Sammlung bemüht, die zunächst den städtischen Sammlungen angegliedert war und seit 1939 einen Bestandteil des Historischen Museums der Stadt Wien bildet. Am 16. Jänner 1960 nahm er die letzte seiner regelmäßigen Führungen durch das Museum vor. Rudolf Kaftan trug auch wesentlich zur Verbreitung der Sprache Esperanto bei und veranstaltete gratis Kurse.

Von 2011 bis 2013 hat im Auftrag der Stadt Wien eine HistorikerInnen-Kommission die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener Straßen benannt sind, untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen. Dem Abschlussbericht dieser Forschungsgruppe ist zu entnehmen, dass Rudolf Kaftan, nach dem 1972 die Kaftangasse benannt wurde, als Direktor des Wiener Uhrenmuseums nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wissentlich geraubtes jüdisches Eigentum kaufte.

Quellen

Literatur

  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 132
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013
  • Franz Scharinger / Susanne Walther [Hg.]: Uhrenmuseum Wien. Wien 1989
  • Heinrich Lunardi: Alte Wiener Uhren und ihr Museum. Wien / München: Jugend u. Volk 1973
  • 1918−1968. Wien, 50 Jahre Hauptstadt der Republik. Wien 1968 (Stadt Wien. Offizielles Organ der Bundeshauptstadt, 73), 11.04.1970, S. 10 f.
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 116
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Franz Planer [Hg.]: Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Wien: F. Planer 1929

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