Paul de Sorbait

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Kupferstichporträt. In: Catalogus Rectorum, illustrium Virorum Archigymnasii Viennensis ... (1670)
Daten zur Person
Personenname Sorbait, Paul de
Abweichende Namensform Paul von Sorbait; Paul von Sorbeit; Paul Dessorbaix; Paul Desorbay
Titel Ritter von, Dr. phil., Dr. med.
Geschlecht männlich
PageID 4348
GND 12254689X
Wikidata Q88852
Geburtsdatum 25. Jänner 1624
Geburtsort Montbliart, Hennegau
Sterbedatum 29. April 1691
Sterbeort Wien
Beruf Arzt, Sanitätsbeamter, Rektor
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Frühe Neuzeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof Grabstein in der Friedrichskapelle des Stephansdoms
Grabstelle
Bildname PaulSorbait.jpg
Bildunterschrift Kupferstichporträt. In: Catalogus Rectorum, illustrium Virorum Archigymnasii Viennensis ... (1670)
  • 1., Weihburggasse 17 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Rektor der Universität Wien (1668)
  • Dekan der Medizinischen Fakultät der Univ. Wien (1666)
  • Dekan der Medizinischen Fakultät der Univ. Wien (1669)
  • Dekan der Medizinischen Fakultät der Univ. Wien (1678)

Paul de Sorbait, * 25. Jänner 1624 Montbliart (Belgien), † 29. April 1691 Wien, Arzt, Sanitätsbeamter, Rektor der Universität Wien.

Biografie

Paul de Sorbait kam als fünftes Kind des Nicolas Desorbay und der Jeanne Rouly in Montbliart im belgischen Hennegau zur Welt.

In seinen jungen Jahren war er als Musiker tätig. Von 1643 bis 1646 studierte er in Paderborn an der philosophischen Fakultät (Promotion zum Doktor der Philosophie), ab 1646 an der medizinischen Fakultät der Universität Wien, schloss das Studium der Medizin aber 1652 in Padua ab. Gleich danach kehrte er wieder nach Wien zurück, wurde in die medizinische Fakultät aufgenommen und ordinierte während der Pest 1654/1955 am Wiener Bürgerspital.

1655 wurde er Professor für theoretische Medizin, 1666 auch Professor für praktische Medizin. Im Jahr 1657 erfolgte seine Ernennung zum lebenslangen Superintendenten der Emerichschen Stiftung, im Jahr darauf wird er zum ersten Mal als Leibarzt der Kaiserinwitwe Eleonore erwähnt. Paul de Sorbait war in den Jahren 1666, 1669 und 1678 Dekan der medizinischen Fakultät, wobei er die Bestätigung alter Privilegien durch Leopold I. erreichte. 1668 bekleidete er das Amt des Rektors der Universität. Als Professor der medizinischen Theorie sorgte er für den Anatomie- und Botanikunterricht und begründete – größtenteils aus eigenen Mitteln – die erste medizinische Bibliothek an der Universität. 1677 ließ er auf eigene Kosten das Goldbergsche Stiftungshaus renovieren und darin eine Kapelle errichten.

Noch vor deren epidemischer Ausbreitung erkannte er 1678 den Ausbruch der Pest. Im August wurde er zum niederösterreichischen Regimentsrat für das öffentliche Gesundheitswesen ernannt, 1679 in Hinblick auf sein unermüdliches Wirken und seine Verdienste um das Wohl der Bevölkerung zum Generalinquisitor in Pestangelegenheiten. Im selben Jahr, 1679, starb auch seine Frau Anna Katharina, Tochter des Apothekerehepaares Johann Melchior senior und Maria Elisabeth Zorn. 1682 legte de Sorbait seine Professur nieder.

Während der Zweiten Wiener Türkenbelagerung 1683 erwarb er sich als Obristwachtmeister und Kommandant der akademischen Legion erneut große Verdienste um die Stadt. Er betreute als behandelnder Arzt Bürgermeister Johann Andreas von Liebenberg in seinen letzten Stunden und führte schließlich dessen Totenbeschau durch. 1685 wurde de Sorbait angeblich zum Ritter geschlagen, Akten für diese Nobilitierung (wie auch für einen angeblichen Ritterschlag im Jahr 1679) konnten bislang aber nicht gefunden werden.

Laut Epitaph starb Paul de Sorbait am 29. April 1691 und wurde in der Friedrichskapelle des Wiener Stephansdoms bestattet.

Auf dem 1883 errichteten Türkenbefreiungsdenkmal war de Sorbait direkt neben Ernst Rüdiger von Starhemberg dargestellt. Im Jahr 1894 wurde die Sorbaitgasse nach Paul de Sorbait benannt.

Werke

  • Paul de Sorbait: Catalogus Rectorum Et Illustrium Virorum Archigymnasii Viennensis. Wien: Cosmerovius 1670.
  • Paul de Sorbait: Pest-Ordnung, Oder der gantzen Gemein Nützlicher Bericht und Gutacht, Von der Eigenschafft und Ursachen, der Pestilenz In Genere. Wien: Kürner 1679.
  • Paul de Sorbait: Consilium Medicum, Dialogus, Oder Freundtliches Gespräch, Uber den betrübten vnd armseligen Zustandt der Käyserlichen Residentz- vnd Haupt-Stadt Wienn in Oesterreich, bey dieser gefährlichen, vnd vorhero nie erhörten Contagion. Wien: Ghelen 1679.
  • Paul de Sorbait: Praxios medicae, auctae, et a plurimis typi mendis, ab ipso auctore castigatae, tractatus. Wien: Voigt 1680.

Literatur

  • Karl Holubar: Paul de Sorbait (1624 bis 1691). Zum 300. Todestag. In: Wiener klinische Wochenschrift. Wien 103,19 (1991), S. 585–587
  • Erna Lesky: Paul de Sorbait. Anti-Paracelsian and Harveian. In: Science, medicine and society in the Renaissance 2 (1972), S. 2–11
  • Helmut Wyklicky: Archiater, Rector Magnificus, Mendicus, Nihil. In: Österreichische Ärztezeitung. Organ der Österreichischen Ärztekammer 22 (1967), H. 21 (Titelbl.)
  • Kurt Ganzinger: Eine Wiener Pestarzneitaxe. In: Österreichische Ärztezeitung. Organ der Österreichischen Ärztekammer. Wien: Verlagshaus der Ärzte 103 (1959), S. 60 ff.
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Paulus de Sorbait. In: Österreichischer Wappenkalender 1959, S. 30–31
  • Max Neuburger [Hg.]: Die Wiener Universität und die Wiener medizinische Schule im 17. Jahrhundert, geschildert von dem englischen Arzte E. Browne. In: Mitteilungen zur Geschichte der Medizin 16,71–72 (1917), S. 142–145.
  • Julius Schaffran: Paul de Sorbait, der erste Amtsarzt Österreichs (1624–1691). Historische Skizze. In: Der Amtsarzt 10 (1909)
  • Leopold Senfelder: Paul de Sorbait. Ein Wiener Arzt aus dem 17. Jahrhundert (1624 bis 1691). Quellenmäßig geschildert. In: Wiener klinische Rundschau 21–27 und 29–30 (1906)
  • August Hirsch [Hg.]: Biographisches Lexikon der hervorragenden Aerzte aller Zeiten und Völker. Bd. 5: Révolat-Trefurt. Wien [u.a.]: Urban & Schwarzenberg 1887, S. 468

Weblinks