Paul Zifferer

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Daten zur Person
Personenname Zifferer, Paul
Abweichende Namensform
Titel Dr. phil., Hofrat, Dr. iur.
Geschlecht männlich
PageID 37913
GND 118772899
Wikidata Q3372442
Geburtsdatum 9. März 1879
Geburtsort Bystritz am Hostein (Bystřice pod Hostýnem, Tschechische Republik) 4452775-5
Sterbedatum 14. Februar 1929
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Journalist, Schriftsteller, Dramatiker
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Zifferergasse, Jung-Wien, Karl Kraus (Portal)
Quelle Gedenktage
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Letzte Änderung am 22.03.2024 durch WIEN1.lanm09pra
Begräbnisdatum 16. Februar 1929
Friedhof Friedhof Hietzing
Grabstelle Gruppe 18, Reihe 8, Nummer 302
  • 3., Marokkanergasse 11 (Wohnadresse)
  • 9., Althanstraße 3 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Presseattaché der Österreichischen Gesandtschaft in Paris

  • Chevalier de l’Ordre de la Légion d’Honneur (Verleihung: 1927)
  • Ordre des Palmes Académiques (Verleihung: 1927)
  • Ehrenzeichen zweiter Klasse vom Roten Kreuz mit der Kriegsdekoration (Verleihung: 1916)

Paul Zifferer, * 9. März 1879 Bystritz am Hostein (Bystřice pod Hostýnem, Tschechische Republik), † 14. Februar 1929 Wien, Journalist, Schriftsteller, Diplomat.

Biografie

Paul Zifferer wurde als drittes Kind einer angesehenen jüdischen Familie in Nordmähren geboren. Seinem Vater Josef gehörte eine Branntweinbrauerei und Likörerzeugung in der Kleinstadt Bistritz am Holstein. Da Josef Zifferer schon 1897 starb, leitete die Mutter Julie Zifferer den Betrieb zusammen mit Pauls ältestem Bruder Bruno. Mutter und Bruder verstarben beide 1924 und ihrer beider Tod verstärkte nochmals das Gefühl des Heimatverlusts, den Zifferer schon seit dem Zerfall Österreich-Ungarns empfand. Pauls nur wenig jüngere Schwester publizierte übrigens ebenfalls Novellen und Romane und nutze Ida Zifferer als Autorinnennamen, obgleich sie nach ihrer Heirat Ida Waldek hieß. In ihrem Hietzinger Haus etablierte sie einen künstlerischen Salon, in dem unter anderem Mitglieder der Wiener Künstlervereinigung Hagenbund zusammenkamen. Ihre Werk und Wirken sind heute gänzlich unbekannt; sie selbst wurde im Holocaust ermordet.

Auch Paul Zifferer zog nach seiner Matura am Staatsgymnasium in Krumau (1897) nach Wien, um hier Rechtswissenschaften - und womöglich auch Philosophie - zu studieren. Sein Onkel Donat Zifferer - Stadtbaumeister und als Vertreter der Liberalen seit 1895 im Wiener Gemeinderat - und seine Tante Rosa Zifferer - eine engagierte Feministin und Wohltäterin - standen dem Neffen aus der Provinz in seinen ersten Wiener Jahren zur Seite. Studienaufenthalte führten ihn später an die Pariser Sorbonne. In diesen Jahren begann Zifferer sein Netzwerk in der Welt des französischen und österreichischen Adels aufzubauen. Er war zuerst der Sekretär des Grafen Foucher de Careil in Wien und dann bei dem französischen Senator Baron de Caze. Den Grafen beschrieb Zifferer später als "Unikum" – dieser setzte seinen offenbar sprachbegabten österreichischen Sekretär ein, um Friedrich Schelling und Arthur Schopenhauer ins Französische zu übertragen. So arbeitete Paul Zifferer an deren ersten französischen Werkausgaben mit. Auch abseits davon zog es ihn zur Schriftstellerei - zu seinen ersten Texten gehörten "Das Märchen des Lebens" und "Der kleine Gott der Welt". 1905 promovierte Zifferer in Wien zum Doktor der Rechtswissenschaften und begann die Ausbildung zum Rechtsanwalt, entschied sich dann aber doch dafür, als Feuilletonist zur Neuen Freien Presse zu gehen. 1912 nahm Paul Zifferer etwa als Kriegsberichterstatter am Ersten Balkankrieg teil. Seine romantisierenden Schilderungen brachten ihm den Spott von Karl Kraus ein.

Abseits seiner journalistischen Tätigkeit übersetzte Zifferer weiterhin - etwa die Werke Flauberts oder Rachildes ins Deutsche. Und er arbeitete an seinem eigenen schriftstellerischen Werk - im Juni 1916 erschien sein erster umfangreicherer Roman "Die fremde Frau" bei S. Fischer in Berlin. Es war zugleich der erste Teil einer österreichischen Trilogie, in der sich Zifferer auch mit seiner Herkunft und Familie auseinandersetzte. Zum schriftstellerischen Erfolg gehörte gute Vernetzung und so verbanden Zifferer wichtige Freundschaften mit Raoul Auernheimer und Hugo von Hofmannsthal. Auch Arthur Schnitzler zählte zu seinen Bekannten. Zusammen mit Hofmannsthal konzipierte er 1917 die Halbmonatsschrift "Revue d’Autriche", die "dem Abbau des Völkerhasses dienen" und im feindlichen Ausland um "Verständnis und Würdigung österreichischer Art" werben sollte. Zifferer sicherte sich als Herausgeber finanziell und strukturell die Unterstützung des österreichischen Außerministeriums und gestaltete eine eindrucksvolle erste Ausgabe aus Texten einflussreicher Politiker wie dem des Ministerpräsidenten Heinrich Lammasch oder dem des Sozialministers Viktor Mataja.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs berichtete Zifferer von den Verhandlungen zu den Pariser Vorortverträgen und bereitete dort zugleich einen beruflichen Wechsel vor - im September 1919 wurde publik, dass im Zuge einer generellen Neubesetzung der österreichischen Gesandtschaftsposten in Paris Paul Zifferer als Presseattaché mit speziellen Zusatzaufgaben im Kulturbereich bestellt worden war. Ab Herbst 1919 bis zu seinem frühen Tod wirkte er als wichtiger Vermittler an der österreichischen Botschaft in Paris, der u.a. um die französische Rezeption Hugo von Hofmannsthals, Max Reinhardts; Grete Wiesenthals oder der Salzburger Festspiele bemüht war. Als Literat vertrat er Österreich auf kulturellen Großveranstaltungen wie dem "Weltkongress der dramatischen Schriftsteller und Komponisten" 1926 in Paris. In dieser Zeit entstanden nicht zuletzt zwei weitere Teile seiner österreichischen Trilogie - "Die Kaiserstadt" (1923) und "Der Sprung ins Ungewisse, Berlin" (1927).

1927 verlieh die Französische Republik Zifferer den Ordre des Palmes Académiques (eine der höchsten Auszeichnungen für Verdienste um das Bildungswesen); er wurde zum Chevalier und 1928 dann zum Offizier der Légion D’Honneur ernannt. Selbstverständlich trug er inzwischen auch den Titel eines Hofrats. Inmitten dieser konsolidierten Erfolge erkrankte Zifferer im Sommer 1928 an Nebennierenkrebs. Am 14. Februar 1929 starb Paul Zifferer in Wien. Zwei Tage später wurde er auf dem Hietzinger Friedhof begraben.

1955 wurde in Wien-Essling die Zifferergasse nach dem in Frankreich mehrfach geehrten Schriftsteller benannt.

Werke

  • Paul Zifferer: Zwei Märchen aus dem Böhmerwalde, Dresden 1898
  • Paul Zifferer: Das Märchen des Lebens, in: Arbeiter-Zeitung. 10. Dezember 1899
  • Paul Zifferer: Der kleine Gott der Welt, Leipzig 1902
  • Paul Zifferer: Pariser Kantilenen, Leipzig 1904
  • Paul Zifferer: Das Kleid des Gauklers, Berlin 1911
  • Paul Zifferer: Die helle Nacht. Ein Gedicht, Berlin 1912
  • Paul Zifferer: Napoleon. Mit Illustrationen von Felician Myrbach, Wien 1913
  • Paul Zifferer: Prolog in Kriegszeiten zu Kleist’s "Prinz von Homburg", Wien 1914
  • Paul Zifferer: Die fremde Frau. Roman, Berlin 1916
  • Paul Zifferer: Das Feuerwerk. Eine Rahmenerzählung, Berlin 1919
  • Paul Zifferer: Die Kaiserstadt, Berlin 1923
  • Paul Zifferer: Der Sprung ins Ungewisse, Berlin 1927

Quellen

Literatur

Literatur von und über Paul Zifferer im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus

Weblinks