Carl Goldmark

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Daten zur Person
Personenname Goldmark, Carl
Abweichende Namensform Goldmark, Karl
Titel Dr. h. c.
Geschlecht männlich
PageID 25507
GND 119527995
Wikidata Q239214
Geburtsdatum 18. Mai 1830
Geburtsort Keszthely am Plattensee, Bezirk Veszprém, Ungarn 4030389-5
Sterbedatum 2. Jänner 1915
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Komponist, Musiker, Geiger, Klavierlehrer, Musikkritiker
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Széchényi-Nationalbibliothek Budapest, Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 19.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 4. Jänner 1915
Friedhof Alter Israelitischer Friedhof
Grabstelle Gruppe 52A, Reihe 1, Nummer 13
Ehrengrab Ehrengrab
  • 2., Josef-Gall-Gasse 5 (Sterbeadresse)
  • 2., Böcklingstraße 28 (Sterbeadresse)
  • 7., Kirchberggasse 17 (Wohnadresse)
  • 7., Neubaugasse 49 (Wohnadresse)
  • 9., Alser Straße 8 (Wohnadresse)
  • 7., Burggasse 28 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Ehrenpräsident des Wiener Tonkünstler-Vereins (1906)

  • Ritterkreuz Leopold-Orden (Verleihung: 1887)
  • Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft (Verleihung: 1910)
  • Ehrenmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde
  • Ehrendoktor der philologischen Fakultät der Budapester Akademie (Übernahme: 1910)

Carl (Karl) Goldmark, * 18. Mai 1830 Keszthely am Plattensee (Bezirk Veszprém, Ungarn), † 2. Jänner 1915 Wien, Komponist, Musiklehrer.

Biografie

Goldmark wuchs als Sohn des jüdischen Kantors und Amtmannes Rubin Goldmark in einer sehr kinderreichen Familie in ärmlichen Verhältnissen auf. Einen Großteil seiner Kindheit und Jugend verbrachte er in Deutschkreutz, wohin die Familie in seinem vierten Lebensjahr übersiedelte. Sowohl seine schulische als auch seine musikalische Bildung war ungeregelt und großteils autodidaktisch. Ersten Unterricht auf der Violine erhielt er von einem Chorsänger seines Vaters. Mit zwölf Jahren besuchte er die Musikschule in Ödenburg (Sopron), 1844 übersiedelte er zu seinem älteren Halbbruder Josef, einem Medizinstudenten und nachmaligen Revolutionsführer, nach Wien und nahm anderthalb Jahre lang privaten Geigenunterricht bei Leopold Jansa. 1847 inskribierte er am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde, wo er bis zum Ausbruch der Märzrevolution 1848 Schüler Leopold Böhms (Violine) und Gottfried Preyers (Harmonielehre) wurde.

Goldmark schuf sich während des folgenden Jahrzehnts ein kärgliches Einkommen als Theatergeiger in Ödenburg (Sopron, 1848–1849), Ofen (Buda, 1849–1851) und Wien (Theater in der Josefstadt 1851–1852, Carl-Theater 1852–1857 oder 1858). Seit 1852 gab er auch Klavierstunden; zu seinen Schülerinnen zählte namentlich die spätere Hofopernsängerin Karoline Bettelheim. 1857 trat Goldmark als Schöpfer eigener Werke in einem auf eigene Rechnung veranstalteten Kompositionskonzert im Wiener Musikverein vor die Öffentlichkeit. Es folgten zwei weitere: 1859 in Pest am Ende eines über einjährigen Aufenthalts in dieser Stadt und 1861 wiederum in Wien. Von da an wurden seine Kompositionen mehr oder weniger regelmäßig in öffentlichen Konzerten gespielt.

Mit seiner Ouvertüre zu "Sakuntala", op. 13 (1865), eigentlich einer symphonischen Dichtung, wurde Goldmark zu einer festen Größe im musikalischen Wien. Danach begann er, finanziell durch ein Staatsstipendium unterstützt, an seiner ersten Oper, "Die Königin von Saba", op. 27, zu arbeiten. Nach einer langwierigen Entstehungsphase und zähen Aufführungsverhandlungen wurde das Werk 1875 an der Wiener Hofoper uraufgeführt und erzielte einen sensationellen Publikumserfolg. Anschließend setzte sich die Oper auch international durch und blieb zu Lebzeiten ihres Komponisten fester Bestandteil des Repertoires. Goldmark konnte nun das Stundengeben einstellen und ausschließlich von seinem Schaffen leben, während des Winterhalbjahrs in Wien und in der schönen Jahreszeit in Gmunden am Traunsee. Von den weiteren fünf vollendeten, in Inhalt und musikalischem Stil sehr verschiedenen Opern erreichte allerdings keine mehr den Erfolg der "Königin von Saba", am ehesten noch "Das Heimchen am Herd" nach Charles Dickens (1896).

In einer Zeit des blühenden Chorwesens erfreuten sich von Goldmarks einschlägigen Kompositionen insbesondere "Frühlingsnetz" für Männerstimmen, Hornquartett und Klavier, op. 15 (1869), großer Beliebtheit. Von seinen Orchesterwerken hat sich das Violinkonzert, op. 28 (1877), bis zum heutigen Tag im Repertoire gehalten; zu Lebzeiten Goldmarks fand vor allem seine Symphonie "Ländliche Hochzeit", op. 26 (1876), regelmäßig Aufnahme in den Konzertprogramme. Für einige Kammermusikwerke Goldmarks scheint sich eine kleine Renaissance anzubahnen, während die Klavierwerke und Lieder, von vereinzelten Tonträger-Einspielungen abgesehen, in Vergessenheit geraten sind. Goldmarks Kompositionen für die Synagoge sind bis auf eine in Abschrift aufgetauchte Psalmvertonung verschollen.

Goldmark starb am 2. Jänner 1915, mit offiziellen Auszeichnungen und Ehrungen reich bedacht. Nach dem Tod von Anton Bruckner (1896), Johannes Brahms (1897) und Johann Strauss (1899) galt er als der führende Komponist Wiens, noch vor Gustav Mahler und Arnold Schönberg. Der außerordentliche Erfolg seiner "Königin von Saba" versteht sich vor allem vor dem Hintergrund der Ära des liberalen Wien, in der Goldmark als assimilierter Jude eine geachtete Stellung einnehmen konnte. Darüber hinaus gelang es ihm, im Disput um die damals vorherrschenden beiden durch Richard Wagner und Brahms vertretenen Hauptströmungen in der Musik einen von seinen Zeitgenoss*innen anerkannten eigenständigen Weg einzuschlagen.

Die mit Goldmarks Tod einsetzende zunehmende Vernachlässigung seiner Werke beruht nicht nur auf der Veränderung des geistigen Klimas in Wien, sondern liegt auch daran, dass sich von dem guten Dutzend seiner Verleger, die jeder für sich nur über einen kleinen Teil seines zahlenmäßig ohnedies geringen Schaffens verfügten, keiner nachhaltig für den Komponisten einsetzte. Auch von familiärer Seite – Goldmark hinterließ die aus einer Beziehung zu seiner Haushälterin stammende Tochter Wilhelmine (Minna), die mit dem Bildhauer Ernst Hegenbarth verheiratet war – kamen keine nennenswerten Aktivitäten in diese Richtung.


Quellen

Literatur

  • Peter Stachel [Hg.]: Carl Goldmark. Leben – Werk – Rezeption. Wien: Hollitzer 2022
  • Johann Hofer: Carl Goldmark. Komponist der Ringstraßenzeit. Wien: Steinbauer 2015
  • David Brodbeck: Defining Deutschtum. Political Ideology, German Identity, and Music-Critical Discourse in Liberal Vienna. New York: Oxford University Press 2014
  • Katharina Wappel: Später Schönklang. In: Wiener Zeitung, 27.12.2014, S. 28
  • Ludwig Finscher [Hg.]: Die Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG). Personenteil 7. Kassel u.a. : Bärenreiter 2002, Sp. 1239–1243
  • Stanley Sadie [Hg.]: The New Grove Dictionary of Music and Musicians. Second Edition. Band 10. London: Macmillan / New York: Grove's Dictionaries 2001, S. 98–100
  • Patricia Steines: Hunderttausend Steine. Grabstellen großer Österreicher jüdischer Konfession auf dem Wiener Zentralfriedhof, Tor I und Tor IV. Wien: Falter-Verlag 1993, S. 94 f.
  • Helmut Kretschmer: Wiener Musikergedenkstätten. Wien: Jugend & Volk ²1990
  • Ludwig Eisenberg: Das geistige Wien. Künstler- und Schriftsteller-Lexikon, Mittheilungen über Wiener Architekten, Bildhauer, Bühnenkünstler, Graphiker, Journalisten, Maler, Musiker und Schriftsteller. Wien: Daberkow 1889-1892
  • Neue österreichische Biographie. 1815–1918. Band 1. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923
  • Karl Goldmark: Erinnerungen aus meinem Leben. Wien [u.a.]: Rikola 1922
  • Hermine Schwarz: Ignaz Brüll und sein Freundeskreis. Wien [u.a.]: Rikola 1922



Carl Goldmark im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks