Kalender

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Guilielmus Rechperger: Almanach auff das Jahr nach der Menschwerdung vnsers eynigen Heylands vnd Seligmachers Jhesu Christi M.DC.III. [Wien]: [Formica ?], [1602], Fragment 1
Daten zum Begriff
Art des Begriffs Quellenkunde
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Frühere Bezeichnung
Nachweisbar von
Nachweisbar bis
Objektbezug Almanach, Begriff, Latein
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 8.09.2020 durch WIEN1.lanm08mic
Bildname Kalender.jpg
Bildunterschrift Guilielmus Rechperger: Almanach auff das Jahr nach der Menschwerdung vnsers eynigen Heylands vnd Seligmachers Jhesu Christi M.DC.III. [Wien]: [Formica ?], [1602], Fragment 1


Das Wort Kalender kommt vom lateinischen calendarium. Dieses Verzeichnis der Monate war ein Schuldbuch. An den ersten "auszurufenden" (lat. calare) Tagen des Monats wurden bei den Römern Darlehen ausgezahlt, bzw. Darlehensrückführungen sowie Zins­forderungen fällig. Unter einem Kalender versteht man heute ein Verzeichnis der Abfolge von Monaten, Sonn-, Feier- und Werktagen innerhalb eines Jahrs. Das heute gebräuchlichste Kalendersystem ist der Gregorianische Kalender.

Prähistorie

Schon für die frühsten Kulturen der Urzeit war das Wissen über Zeitpunkte der Tierwanderungen von großer Bedeutung. Kenntnisse über jahreszeitlich sich wiederholende Ereignisse und zyklische Umweltphänomene sind Voraussetzung für die Landwirtschaft.

Antike

Die ältesten heute bekannten Kalendersysteme stammen aus Ägypten und Mesopotamien. Sie waren an Mondphasen und dem Lauf von Himmelskörpern orientiert. Spätestens von den Babyloniern wurde der siebentägige Wochen­zyklus eingeführt, der auch heute beinahe weltweit den Rahmen des Wochenalltags bildet.

Auch die Einführung der 365-Tage-Basis geschah bereits früh und war spätestens seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. die Basis des ägyptischen Verwaltungskalenders. Trotz dieser Genauigkeit konnte ein "Durchwandern der Jahreszeiten" nicht verhindert werden. Die sogenannte Sothis-Periode ist der Zeitraum von ca. 1424 Jahren. Bis dahin geht der hellste Stern am Himmel, Sirius, nachdem die Nilflut berechnet wird, wieder exakt zum gleichen Zeitpunkt auf, wie im Kalender vorgesehen. In hellenistischer Zeit führte Ptolemaios III. 238 v. Chr. einen Schalttag ein. Diese Reform wurde nach seinem Tod zwar zurückgenommen, beeinflusste aber die julianische Kalenderreform Julius Caesars (45 v. Chr.).

Mittelalter

In der Karolingerzeit trug man ursprünglich in Handschriften ein, die ersten Vervielfältigungen wurden mittels Holzschnitt hergestellt; durch die Erfindung des Buchdrucks (15. Jahrhundert) nahm das Kalenderwesen einen großen Aufschwung. Zweck der Kalender war im Mittelalter und in der frühen Neuzeit neben der Zeitorientierung die Kenntnis der astronomischen Konstellationen (die unter anderem für Medizin, Landwirtschaft und Astrologie [Zukunftsdeutung] Bedeutung hatten); die Autoren waren daher meist Mathematiker und Astronomen. 1582 wurde die Umstellung auf den Gregorianischen Kalender pätstlich verordnet.

Kalenderdruck in Wien

Der erste Kalenderdruck in Wien erschien vielleicht schon 1462, nachweislich jedoch 1493; ab 1509 gab es für Kalender Einblattdrucke, die in Wohnungen und Arbeitsstätten angebracht wurden. Ab 1552 sind in Wien Kalender nachweisbar, die als Notizbuch dienten (Schreibkalender), ab 1625 druckte man zunehmend Almanache (Schreibkalender, die durch Geschichten und Informationen aller Art ergänzt wurden); ab 1666 wurden Abfahrts- und Ankunftszeiten der Postwagen verzeichnet. 1754 wurde (im Sinn der Aufklärung) die Aufnahme astrologisch motivierter Vorhersagen in den Kalendern verboten. Im 19. Jahrhundert gab es Kalender und Almanache mit unterschiedlicher politischer, wissenschaftlicher und kultureller Zielsetzung. Der beliebte "Krakauer Schreibkalender" war ein Vorläufer des "Österreichischen Amtskalenders". Bis ins spätere 20. Jahrhundert waren in den Haushalten Abreißkalender gebräuchlich, (meist mit Tagessprüchen), bis heute werden in Büros Wand- und Tischkalender verwendet; viele Kalender dienen Werbezwecken, doch werden auch zum Teil aufwendige Kunst- und Schmuckkalender vertrieben.

Siehe auch

Literatur

  • Josef Wünsch: Wiener Kalender - Einblattdrucke des 15., 16. und 17. Jahrhunderts. In: Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien 44 (1911), S. 65 ff.
  • Paul Müller: Beiträge zur Geschichte des österreichischen Kalenderwesens. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 3/4 (1942), S. 126 ff.
  • Josef Seethaler: Das Wiener Kalenderwesen des 15. bis 17. Jahrhunderts. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 41 (1985), S. 62 ff.