Johann van Ghelen

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Johann van Ghelen. In: Anton Mayer: Wiens Buchdruckergeschichte. Band 1: 1482–1682. Wien: Frick 1882, S. 325
Daten zur Person
Personenname Ghelen, Johann van
Abweichende Namensform Ghelen, Giovanni van
Titel
Geschlecht männlich
PageID 22785
GND 10107588X
Wikidata Q1696739
Geburtsdatum 23. Mai 1645
Geburtsort Antwerpen
Sterbedatum 13. April 1721
Sterbeort Wien
Beruf Buchdrucker
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Frühe Neuzeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 10.11.2023 durch DYN.krabina
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname JohannvanGhelen.jpg
Bildunterschrift Johann van Ghelen. In: Anton Mayer: Wiens Buchdruckergeschichte. Band 1: 1482–1682. Wien: Frick 1882, S. 325

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Wappen Johann van Ghelens

Johann van Ghelen, Taufe 23. Mai 1645 Antwerpen, † 13. April 1721 (in der älteren Literatur: 13. Mai 1721) Wien, Buchdrucker.

Biografie

Johann van Ghelen wurde im Jahr 1645 als Sohn des Buchdruckers Jacob van Ghelen in Antwerpen geboren. Der Tag seiner Geburt ist nicht bekannt, die Taufe fand am 23. Mai 1645 statt. Als Nachkomme einer ursprünglich aus Westfalen stammenden Familie konnte er bereits auf eine lange Familientradition im Buchdruckergewerbe zurückblicken: Schon unter Kaiser Maximilian I. und Karl V. waren Vertreter der angesehenen Antwerpener Familie van Ghelen als Buchdrucker tätig.

Nach einer Ausbildung bei den Jesuiten und Augustinern in seiner Geburtsstadt erlernte Johann van Ghelen das Buchdruckerhandwerk. Danach war er in Brüssel und Lille tätig, um sich schließlich 1670, nach einer Reise durch Deutschland, in Wien niederzulassen. Hier begann er in der Firma des ebenfalls aus Antwerpen stammenden Johann Baptist Hacque (1634–1678) zu arbeiten, wo er sich nicht zuletzt durch seine umfassenden Sprachkenntnisse nützlich machen konnte – angeblich soll er neben Deutsch, Niederländisch und Französisch auch Latein, Spanisch, Italienisch und Ungarisch beherrscht haben.

1672 heiratete er Elisabeth de la Fontaine, die Schwester von Hacques Ehefrau, und kaufte nach dem Tod des nunmehrigen Schwagers im Jahre 1678 der Witwe die Druckerei ab. Noch im gleichen Jahr wurde er an der Wiener Universität als Universitätsbuchdrucker immatrikuliert, im November des Jahres 1678 erhielt er das Privileg zum Druck und Verkauf lateinischer und italienischer Zeitungen bestätigt, das schon sein Vorgänger Hacque innegehabt hatte. Weitere Bestätigungen erfolgten 1699, 1714 sowie 1720.

Erste Drucke unter seinem Namen sind 1679 nachweisbar, darunter ein der Kaiserin Eleonore gewidmetes katholisches Erbauungsbuch mit dem Titel "Geistliche Hertz-Stärckung", dessen repräsentative Ausstattung vielleicht als "Einstandswerk" gesehen werden kann (WBR, Sign. A-322816). Das Pestjahr 1679 erlebte er persönlich in der Stadt, ebenso wie die Zweite Türkenbelagerung, während derer er sich selbst tatkräftig an der Verteidigung beteiligte und danach einen Bericht verfasste, der dank der Kontakte seiner Offizin auch in Italien weite Verbreitung fand. Überhaupt war Italien und das Italienische für seine Firma von großer Bedeutung, was auch darin Niederschlag fand, dass Johann van Ghelen für seine Verdienste 1699 nicht nur zum "wirklichen Hofbuchdrucker" ernannt wurde, sondern 1701 auch den Titel "italienischer Hofbuchdrucker" verliehen bekam.

Neben lateinischen und italienischen Zeitungen gab Johann van Ghelen auch eine deutschsprachige Zeitung, den "Posttäglichen Mercurius", heraus und beherrschte somit – besonders nach der Übernahme des Wienerischen Diariums (1721) – den Wiener Zeitungsmarkt. Darüber hinaus erschienen auch zahlreiche andere wichtige Druckwerke in Johann van Ghelens Druckerei wie etwa Abraham a Sancta Claras "Auf, auf, ihr Christen!" (1683) oder Johann Jordans "Schatz Schutz und Schantz" (1701), das als erstes Wiener Häuserverzeichnis beziehungsweise Adressbuch gilt.

Wirtschaftlich stand das Unternehmen, das zu Hacques Zeitpunkt noch von geringer Bedeutung gewesen war, ebenfalls gut da: Mit fünf Pressen war es neben der Firma Cosmerovius die größte Wiener Buchdruckerei und so konnte Johann van Ghelen seinen acht Kindern per Testament vom 2. Juni 1720 ein Vermögen hinterlassen. Seine Tochter Maria Christine heiratete den Wiener Bürgermeister Franz Josef von Hauer. Die Geschäfte der Firma, die noch bis ins 19. Jahrhundert unter dem Namen Ghelen firmierte, führte der Sohn Johann Peter van Ghelen weiter.

Johann van Ghelen starb 1721 in seiner Wohnung im großen Michaelerhaus auf dem Kohlmarkt Nr. 3 und wurde in der Gruft der Michaelerkirche beigesetzt.

Seit 1894 erinnert die Ghelengasse an die Buchdruckerfamilie.

Literatur

  • Peter R. Frank / Johannes Frimmel [Hg.]: Buchwesen in Wien 1750–1850. Kommentiertes Verzeichnis der Buchdrucker, Buchhändler und Verleger. Wiesbaden: Harrassowitz 2008 (Buchforschung. Beiträge zum Buchwesen in Österreich, 4), S. 55–57
  • Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Band 2. Wien: Kremayr & Scheriau 1993, S. 540
  • Anton Durstmüller: 500 Jahre Druck in Österreich. Band 1. Wien: Hauptverband der graphischen Unternehmungen [1982], S. 114–115
  • Wolfgang Duchkowitsch: Die Finanzierung der Hofbibliothek durch die Zeitungsarrha. In: Wiener Geschichtsblätter 31 (1976), S. 221–238, hier S. 224
  • Archivalien aus acht Jahrhunderten. Ausstellung des Archivs der Stadt Wien Dezember 1964 – Februar 1965. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1965 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 15), S. 46–47
  • Franz Gall: Ghelen, Johann von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6. Berlin: Duncker & Humblot 1964, S. 365
  • Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 2: Ebbecke–Hartung. Berlin: Weber 1903, S. 314–318
  • Anton Mayer: Wiens Buchdruckergeschichte. Band 1: 1482–1682. Wien: Frick 1882, S. 320–327
  • Heinrich Kábdebo: Ghelen, van. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 9. Leipzig: Duncker & Humblot 1879, S. 141–143
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 5. Theil. Wien: Zamarski & Dittmarsch 1859, S. 168–169

Weblinks