Sport-Club Nicholson

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Klublogo
Daten zur Organisation
Art der Organisation Verein
Datum von 1913
Datum bis
Benannt nach M. D. Nicholson
Prominente Personen
PageID 19578
GND
WikidataID
Objektbezug Fußball, Sport
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 22.09.2020 durch WIEN1.lanm08mic
Bildname SC Nicholson.jpg
Bildunterschrift Klublogo
  • 5., Margaretenplatz

Frühere Adressierung

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1913 gründeten Favoritner und Margaretener Fußballanhänger den Sport-Club Nicholson, benannt nach dem ehemaligen englischen Fußballprofi Mark D. Nicholson. Nicholson, der in der Saison 1891/1892 mit West Bromwich Albion den prestigeträchtigen englischen FA-Cup gewonnen hatte, war Ende der 1890er Jahre aus beruflichen Gründen in die Donaumetropole übersiedelt und hatte sich dem Fußballklub Vienna in Wien Döbling angeschlossen.

Der Namenspatron

Als mit Abstand bester englischer Spieler in Wien, revolutionierte er während seines dreijährigen Aufenthalts den Trainingsbereich der Vienna, forcierte die Regelkunde und legte sein Hauptaugenmerk auf die Entwicklung der Wiener Spieler. Er wollte sie kontinuierlich an das Niveau ihrer englischen Sportskollegen in der Donaumetropole heranführen. Auf organisatorischer Ebene schuf Nicholson das „Comité zur Veranstaltung von Fussballwettspielen“ (1899), dessen Aufgabe die Bereitstellung von finanziellen Mitteln zur Verpflichtung ausländischer Gastmannschaften nach Wien war. So leistete er wichtige Pionierarbeit bei der strukturellen Entwicklung des Wiener Fußballs in seinen Anfängen. In großer Wertschätzung seiner Verdienste wählte der gegründete Sport-Club Nicholson auch die Döblinger Klubfarben Blau-Gelb. Nicholson wußte von dem in seinem Andenken gegründeten Verein, äußerte sich überaus positiv zur Vereinsgründung [1], und blieb mit seinen Wiener Fußballfreunden bis zum 1. Weltkrieg in Kontakt.

Die Anfänge

Der neue Klub nahm noch 1913 seinen Spielbetrieb auf der ehemaligen Spielstätte der Rennweger Spielvereinigung in der Nähe des Arsenals und des St. Marxer Friedhofs auf. Erster Vereinssitz waren das Café Theresianum in der Favoritenstraße und ab 1915 das Terrassencafé am Margaretenplatz. Schließlich fand man eine endgültige Bleibe im Gasthaus Stefan in der Triester Straße 23. Auch in punkto Spielstätte mussten die Blau-Gelben in diesem Jahr nach Favoriten übersiedeln, wenngleich nicht ganz freiwillig: 1915 war der Platz in der Grasbergergasse aus kriegswichtigen Gründen an das Militär abzutreten. Nach Wanderjahren konnte der Sport-Club Nicholson später den Platz des Sport-Clubs Südstern in der Angeligasse bzw. Gußriegelstraße übernehmen. Heute befindet sich auf diesem Gelände der Fortunapark.

Weg in den Professionalismus

Während des 1. Weltkriegs folgte der Verein der aus dem Verband ausgetretenen Vienna und spielte 1915 in der kurzlebigen und von den Döblingern initiierten Konkurrenzmeisterschaft des „Fußball-Interessenverbandes Niederösterreich“ (FINÖ) mit. Nicholson war einer der wenigen Wiener Vereine, die trotz der kriegsbedingten Personalnot ihren Spielbetrieb aufrechterhalten konnten. Nach Kriegsende kehrten die Favoritner zum Verband zurück und der Verein entwickelte sich kontinuierlich. 1924, im Zuge der Professionalisierung, fand der Klub Aufnahme in die neugegründete eingleisige 2. Spielklasse, die für die Blau-Gelben nur eine Durchgangsstation sein sollte. Vorerst konnten die Favoritner 1925/1926 und 1926/1927 jeweils den zweiten Platz erringen.

Aufstieg in die höchste Liga

In der folgenden Saison krönte sich der Meisterschaftsfavorit mit dem Rekordvorsprung von sieben Punkten zum Meister der zweiten Spielklasse – woran Torjäger Josef Gottwald mit 28 Treffern einen wichtigen Anteil hatte – und stieg damit in die oberste Spielklasse auf. Dort vergrößerte der Klub den Mannschaftskader durch Übernahme der Mannschaft der St. Marxer Bewegungsspieler. Im Zuge des Aufstiegs wurde auch die Sportstätte einer grundlegenden Sanierung unterworfen. Nun bot der rundum erneuerte Platz bis zu 9.000 Zuschauern Platz. Mit gestärktem Spielerkader erwiesen sich die Favoritner auch eine Klasse höher als konkurrenzfähig und erreichten in der Saison 1930/1931 mit dem fünften Meisterschaftsplatz noch vor arrivierten Mannschaften wie Wacker, Wiener Athletiksport-Club (WAC) oder dem Wiener Sport-Club ihr bis dahin bestes Meisterschaftsergebnis. Auch im Cup konnten die Blau-Gelben Achtungserfolge feiern und drangen in der Saison 1929/1930 ins Viertelfinale vor, wo sie sich Rapid erst nach Verlängerung mit 2:3 geschlagen geben mussten.

Erfolg durch Nachwuchspflege

Im Vergleich zu den größeren Wiener Vereinen nur mit bescheidenen finanziellen Mitteln ausgestattet, war die Grundlage des stetigen Aufstiegs der Favoritner ihre nachhaltige Nachwuchsarbeit. Schon in den Anfängen des Wiener Fußballs herrschte auf dem Gebiet um den Laaer Berg in der südlichen Wiener Peripherie mit seinen weitläufigen Wiesenflächen ein überaus reger Fußballbetrieb. Aus diesem Talentereservoir schöpften alle Favoritner Vereine. So gingen der spätere Wunderteam Spieler Johann Mock, der 1927 zum FK Austria wechselte, sowie der spätere Schweiz-Legionär Franz Eckl aus der blau-gelben Nachwuchsabteilung hervor. Die jungen Talente wurden vom langjährigen Trainer Watzinger stetig an die erste Mannschaft herangeführt.

Umbenennung

Neben der Fußballsektion unterhielt der von Langzeitobmann Hugo Reiterer solide geführte Verein auch eine Handballsektion für Frauen und Männer sowie eine Leichtathletik- und eine Hockeyabteilung. Fallweise wurde der Sportplatz im Winter auch zu einem Eislaufplatz umfunktioniert, auf dem sich die Favoritner Jugend tummelte bzw. die Mitglieder der Nicholson Eishockeysektion trainierten. Im Februar 1933 nahm die Generalversammlung des Vereins die Namensänderung auf FC Wien sowie den Wechsel der Klubfarben von Blau-Gelb auf Rot-Weiß vor.

Literatur

  • Matthias Marschik: Vom Herrenspiel zum Männersport. Die ersten Jahre des Wiener Fußballs. Wien: Turia und Kant 1997
  • Leo Schidrowitz: Geschichte des Fußballsports in Österreich. Wien: Verlag Traunau 1951
  • Werner Schubert: Favoriten. Wien: Mohl 1980
  • Wolfgang Slapansky: FC Wien-Platz. In: Das große Buch der österreichischen Fußballstadien. Hg. von Andreas Tröscher u.a. Göttingen: Verlag Die Werkstatt 2007, S. 58 f.

Einzelnachweise

  1. Wiener Sonn- und Montags-Zeitung 23. März 1914, S. 9

Wiener Sonn- und Montags-Zeitung 23. März 1914, S. 9