Felix Braun

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Felix Braun, um 1965
Daten zur Person
Personenname Braun, Felix
Abweichende Namensform
Titel Dr. phil., Prof.
Geschlecht männlich
PageID 5275
GND 118514598
Wikidata Q89416
Geburtsdatum 4. November 1885
Geburtsort Wien
Sterbedatum 29. November 1973
Sterbeort Klosterneuburg, Niederösterreich
Beruf Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug Exil
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 19.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 7. Dezember 1973
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 32C, Nummer 36
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname Felix Braun HIN-234054 0001.jpg
Bildunterschrift Felix Braun, um 1965

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Preis der Stadt Wien für Literatur (Verleihung: 1947)
  • Großer Österreichischer Staatspreis für Literatur (Verleihung: 1951)
  • Ehrenring der Stadt Wien (Verleihung: 21. Oktober 1955, Übernahme: 29. November 1955)
  • Adalbert-Stifter-Medaille
  • Goldene Feder des Presseclubs Concordia (Übernahme: 8. November 1960)
  • Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst Erster Klasse (Verleihung: 21. April 1966, Übernahme: 28. Juni 1966)
  • Bauernfeldpreis (Verleihung: 1917)
  • Grillparzer-Preis (Verleihung: 1965)

Felix Braun, * 4. November 1885 Wien, † 29. November 1973 Klosterneuburg, Schriftsteller.

Biografie

Felix Braun war das erste Kind von Karoline Braun (geborene Kohn, 1856–1888) und dem späteren Aufsichtsratspräsidenten der Ankerbrotfabrik Eduard Braun (1857–1935). Die Mutter starb bei der Geburt seiner Schwester Käthe Braun-Prager. Der Vater heiratete 1891 mit Laura Kohn (* 1861) die Schwester seiner verstorbenen Frau. Aus dieser Ehe ging der Halbbruder Robert Braun hervor.

Ab 1895 besuchte Felix Braun das Maximiliangymnasium, an dem ihm der aus Sachsen stammende Deutschlehrer und Grillparzerforscher Adolf Lichtenheld (1844–1915) laut Autobiografie den Weg zur klassischen wie zur modernen Dichtung und mithin zum späteren Beruf gezeigt habe. Nach der Matura inskribierte Braun 1903 für die Fächer Kunstgeschichte, Philosophie und Archäologie an der Universität Wien. Das Studium schloss er 1908 mit einer von Franz Wickhoff betreuten Dissertation über "Die Holzschnittillustrationen des Virgil Solis" ab, einem in Nürnberg wirkenden Zeichner und Kupferstecher des 16. Jahrhunderts.

Schon während des Studiums hatte Braun in verschiedenen Periodika wie der "Neuen Freien Presse" oder der "Österreichischen Rundschau“ publiziert, erste Gedichte erschienen 1906 in Siegfried Jacobsohns "Schaubühne", 1907 in "Die Gegenwart" und 1908 in der illustrierten Wochenschrift "Erdgeist", für die er zeitweise auch als Lektor tätig war. Im Jahr darauf kamen Brauns Erstlinge unter Titeln auf den Markt, die den jeweiligen Gattungen geschuldet waren, nämlich "Gedichte" sowie "Novellen und Legenden" beim Verlag Haupt & Hammon, einem heute verschollenen Leipziger Haus, das aber 1909 mit dem dreibändigen expressionistischen Roman "Im Palaste der Mikroben" des dänischen Autors Aage von Kohl einen großen Erfolg feiern konnte.

Doch obwohl zeitnah auch der erste Roman von Felix Braun folgte, entschied er sich zunächst für eine Karriere als Journalist. Um 1910 wurde ihm laut Auskunft seiner Autobiografie die Stelle eines zweiten Feuilletonredakteurs von Josef Adolf Bondy (1876–1946) bei der "National-Zeitung" in Berlin angeboten – nach längerem Zögern ist Braun dessen Ruf gefolgt. Der Wiener Kunstsammler Victor Hahn hatte das in die roten Zahlen geratene Blatt übernommen und strukturierte das traditionsreiche Periodikum um zum "8 Uhr-Abendblatt". Vom Herausgeber aber hielt Braun wenig, dessen "Unnahbarkeit" sei seinem Wunsch entgegengekommen, "ihn zu meiden". Noch bevor Brauns Braut, mit der er sich bereits ein Häuschen in Mariendorf angesehen hatte, nach Berlin kommen konnte, wurde er von Hahn entlassen. Die Ehe mit Hedwig Freund (* 04.02.1889) wurde 1911 trotzdem geschlossen, jedoch 1915 geschieden.

Den Ersten Weltkrieg begrüßte der als untauglich eingestufte Felix Braun wie zahlreiche seiner Berufsgenossen mit rhetorischer Anbiederung an die verbreitete Kriegsbegeisterung. Unter der Leitung von Hugo von Hofmannsthal war er an der sogenannten "Österreichischen Bibliothek" beteiligt – es handelte sich um eine an die "Insel-Bücherei" angelehnte Reihe im Verlag von Anton Kippenberg mit vaterländischen Themen. Braun steuerte drei Bände bei, zum einen "Audienzen bei Kaiser Joseph" und "Beethoven im Gespräch" (beide Leipzig 1915) sowie "Schubert im Freundeskreis" (Leipzig 1917). Bei Insel erschien 1917 auch ein Werk, das einer der größten literarischen Erfolge Brauns werden sollte: die Tragödie "Tantalos", für die er den angesehenen Bauernfeldpreis erhielt, den er sich allerdings in diesem Jahr mit mehreren anderen Autoren teilen musste. Zur Uraufführung gelangte das Stück jedoch erst Ende März 1926 am Badischen Staatstheater Karlsruhe.

Trotz dieses Erfolgs suchte Braun neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit stets auch die Sicherheit einer Festanstellung. So nahm er 1918 einen Posten als Lektor im Münchner Verlag von Georg Müller an. Dort verkehrte er mit literarischen Größen wie Hans Carossa, Thomas Mann oder Rainer Maria Rilke. Im Jahr 1927 erschien Brauns Opus magnum, der tausendseitige Roman "Agnes Altkircher", der den Zusammenbruch der Donaumonarchie Revue passieren lässt. Bezeichnend ist, dass Braun im Jahr darauf eine Professur für deutsche Literatur an der Universität in Palermo annahm, die er bis 1937 innehaben sollte, um 1938 für kurze Zeit nach Padua zu wechseln. Ein weiteres Jahr später flüchtete Braun vor den Nationalsozialisten ins englische Exil, wohin ihn seine Schwester Käthe und seine Stiefmutter begleiteten. In England konnte er auf seine langjährige Lehrerfahrung zurückgreifen und wurde Volkshochschul-Dozent für Kunstgeschichte und Literatur in Durham, Oxford, Liverpool und London. Braun war darüber hinaus Mitglied des österreichischen Exil-PEN, arbeitete an den "Kulturblättern" des Free Austrian Movement mit und war Referent an der im Mai 1940 auf Initiative von George Franckenstein und Guido Fuchs eröffneten "Austrian Academy in Great Britain".

Der Lehre blieb Braun auch nach seiner Rückkehr nach Österreich 1951 verpflichtet, als Dozent für Kunstgeschichte, Theater und dramatische Kunst am Reinhardt-Seminar in Wien und an der Akademie für Musik und darstellende Kunst. In der Nachkriegszeit erschienen auch zwei bis heute populäre Buchtitel, die mit Felix Braun in Verbindung stehen: Bei den Lyrik-Anthologien "Der tausendjährige Rosenstrauch" (Wien 1949) und "Die Lyra des Orpheus" (Wien 1952) fungierte er jedoch nicht als Autor, sondern als Herausgeber. Bei deren Zusammenstellung profitierte er zweifelsfrei von seinen ungeheuren Netzwerken, die er als lebenslanger passionierter Briefschreiber geknüpft hatte. Von Brauns Freundschaften – etwa zu Stefan Zweig – erfährt man mehr in seiner Autobiografie „Das Licht der Welt" sowie in dem Band "Zeitgefährten".

Seit 1954 war Braun Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung sowie des Österreichischen Kunstsenats. Seinen an Manuskripten, Korrespondenzen und Tagebüchern äußerst reichen Nachlass vermachte er der damaligen Wiener Stadtbibliothek testamentarisch.

Im Jahr 1977 wurde in Wien-Döbling die Felix-Braun-Gasse nach dem Schriftsteller benannt.

Quellen

Werke (Auswahl)

  • Felix Braun: Gedichte. Leipzig: Haupt & Hammon 1909
  • Felix Braun: Novellen und Legenden. Leipzig: Haupt & Hammon 1909
  • Felix Braun: Der Schatten des Todes. Roman. Berlin: Schlesische Verlagsanstalt 1910
  • Felix Braun: Das neue Leben. Gedichte. Berlin: Reiß 1913
  • Felix Braun: Tantalos. Tragödie in fünf Erscheinungen. Leipzig: Insel 1917
  • Felix Braun: Die Träume in Vineta. Legenden. München: Musarion 1919
  • Felix Braun: Die Taten des Herakles. Roman. Wien: Rikola 1921
  • Felix Braun: Der unsichtbare Gast. Roman. Berlin: Wegweiser-Verlag 1924
  • Felix Braun: Deutsche Geister. Aufsätze. Wien: Rikola 1925
  • Felix Braun: Agnes Altkircher. Roman in sieben Büchern. Leipzig: Insel 1927
  • Felix Braun: Die Heilung der Kinder. 3 Erzählungen. Wien: Speidel 1929
  • Felix Braun: Der Stachel in der Seele. Roman. Wien: Amandus-Ed. 1948
  • Felix Braun: Das Licht der Welt. Geschichte eines Versuchs, als Dichter zu leben. Wien: Herder 1949
  • Felix Braun: Briefe in das Jenseits. Erzählung. Salzburg: Müller 1952
  • Felix Braun: Du und ich. Seltsame Geschichten von Liebe. Wien: Amandus-Verlag 1953
  • Felix Braun: Ausgewählt Dramen. 2 Bände. Salzburg: Müller 1955–1960
  • Felix Braun: Die Eisblume. Ausgewählte Essays. Salzburg: Müller 1955
  • Felix Braun: Laterna Magica. Gesammelte Erzählungen. Wien: Amandus 1957
  • Felix Braun: Zeitgefährten. Begegnungen mit Hofmannsthal, Rilke, Zweig [u. a.] München: Nymphenburger 1963

Literatur

  • Franz Theodor Csokor (1885–1969), Felix Braun (1885–1973). Gestaltung und Text: Hermann Böhm. Wien: Wiener Stadt- und Landesbibliothek 1985
  • Klaus Peter Dencker: Literarischer Jugendstil im Drama. Studien zu Felix Braun. Wien: Schendl 1971
  • Klaus Peter Dencker: Aus unbekannten Briefen Hofmannsthals an Felix Braun. Eine Materialsammlung für die Jahre 1908–1929 mit einer bio-bibliographischen Notiz über Felix Braun. In: Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts 1968, S. 390–424
  • Felix Braun zum 80. Geburtstag am 4. November 1965. Mödling bei Wien: St. Gabriel 1965


Felix Braun im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks