Eduard von Bauernfeld

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Döblinger Hauptstraße 94 - Wohnhaus von Eduard von Bauernfeld, 1904/05
Daten zur Person
Personenname Bauernfeld, Eduard von
Abweichende Namensform Rusticocampus; Feld
Titel
Geschlecht männlich
PageID 4809
GND 118507400
Wikidata Q78865
Geburtsdatum 13. Jänner 1802
Geburtsort Wien
Sterbedatum 9. August 1890
Sterbeort Wien
Beruf Bühnendichter, Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert, Burgtheatergalerie
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 16.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 15. Oktober 1893
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 32A, Nummer 1
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname HMW 030383 00001.jpg
Bildunterschrift Döblinger Hauptstraße 94 - Wohnhaus von Eduard von Bauernfeld, 1904/05
  • 3., Beatrixgasse 16 (Wohnadresse)
  • 1., Stubenbastei 2-4 (Letzte Wohnadresse)
  • 19., Döblinger Hauptstraße 94 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 10. Jänner 1882, Übernahme: 22. Mai 1882)
  • Ehrendoktorat (Verleihung: 13. Jänner 1883)
  • Komturkreuz des Franz-Joseph-Ordens (Verleihung: 1872)
  • Ehrenkreuz für Wissenscahft und Kunst I. Klasse (Verleihung: 1888)

Eduard von Bauernfeld (Pseudonym Rusticocampus, Feld), * 13. Jänner 1802 Wien Alsergrund (Garnisonsspital I), † 9. August 1890 Oberdöbling (19., Döblinger Hauptstraße 94, Villa Wertheimstein [Gedenktafel; Zentralfriedhof, Ehrengrab Grab 32A, Nummer 1, Genehmigung 6. März 1891, Bestattung 15. Oktober 1893; Grabdenkmal von Franz Seifert), Bühnendichter, Schriftsteller, unehelicher Sohn der Elisabeth, verwitweten Feichtinger, geborenen Hofbauer von Bauernfeld (1770-1831) und des Arztes Lorenz V. Novag (Nowak, 1774-1849), Physikus am St. Marxer Bürgerspital.

Nach dem Besuch des Schottengymnasiums (1812-1818) studierte Bauernfeld Philosophie (1818-1820) und Jus (1820-1824) an der Universität Wien, wohnte um 1825 3., Beatrixgasse 16, wurde 1826 Konzeptspraktikant bei der Niederösterreichischen Statthalterei, später Leiter des k.k. Lottogefälles. 1848 beantragte er aufgrund der politischen Situation die Entlassung aus dem Staatsdienst und brachte am 15. März 1848 mit Anastasius Grün bei Erzherzog Franz Karl die Bitte um Konstitution vor; er enthielt sich jedoch der aktiven Teilnahme an der Revolution. Ab dieser Zeit widmete er sich ausschließlich der Schriftstellerei, wobei er besonders als Lustspieldichter Erfolg hatte; es kam ihm dabei zustatten, dass er sich schon frühzeitig für Theater und Literatur interessiert hatte. 1821 veröffentlichte er sein erstes Lustspiel, 1823 folgten Gedichte. Alsbald entwickelte er sich zu einem typischen Vertreter des Wiener Konversationsstücks und schrieb erfolgreich Gesellschaftskomödien. Bauernfelds Bühnenwerke, die in erster Linie für das Burgtheater und dessen Darsteller geschrieben waren, sind fast durchwegs Lustspiele mit ausgeprägtem Wiener Lokalkolorit. Mit feiner Satire und in gepflegtem Stil schildert er die Wiener Gesellschaft des Vormärz.

Er hatte Kontakte zu Franz Schubert (den er 1822 erstmals traf und für den er 1826 das Textbuch "Der Graf von Gleichen" schrieb), Moritz von Schwind, Franz Grillparzer (der ihn auch beeinflusste), Friedrich Schlegel, Nikolaus Lenau und Adam Müller-Guttenbrunn; seine Beteiligung an der Übersetzung der Wiener Shakespeare-Ausgabe fand in seinen frühen Lustspielen ("Die Geschwister von Nürnberg", "Fortunat", "Musikus von Augsburg") romantischen Niederschlag. Große Erfolge brachten ihm "Bürgerlich und romantisch" (1835) und "Der literarische Salon" (1836); 1846 schuf er "Großjährig", eine Kritik an den vormärzlichen Zuständen. Bis 1849 erschienen 43 Stücke aus seiner Feder, die mehr als 1.000 Aufführungen erzielten. Bauernfeld hielt sich oft in Döbling auf, zuerst im gastlichen Haus Rudolf von Arthabers, dann bei Josephine Wertheimstein, an die der Besitz übergegangen war und zu deren anhänglichsten Freunden er zählte. Bauernfeld erhielt anlässlich seines 70. Geburtstags von der "Concordia" einen metallenen Lorbeerkranz. Die Stadt Wien, die ihm bereits am 29. November 1871 taxfrei das Bürgerrecht zuerkannt hatte (Bauernfeld revanchierte sich mit der Widmung seiner "Lebenserinnerungen aus Alt- und Neu-Wien", 1872), ehrte ihn anlässlich seines 80. Geburtstags durch die Ernennung zum Ehrenbürger (10. Jänner 1882), die Universität Wien verlieh ihm am 13. Jänner 1883 das Ehrendoktorat; korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1848), Komturkreuz des Franz-Joseph-Ordens (1872), Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (1888) und viele hohe Auszeichnungen (auch Erhöhung seiner Beamtenpension durch Franz Joseph I.). Figuren aus Bauernfelds Werken zieren die Zwickel der Fassade des rechten Stiegenhauses des Burgtheaters.

Von seiner treuen Haushälterin Therese Zopf gepflegt, verbrachte er die letzte Zeit seines Lebens (1889/1890) im Haus 1., Stubenbastei 2-4 (Bauernfeldhof; Gedenktafel am Neubau). Im Döblinger Bezirksmuseum wurde ein Bauernfeld-Zimmer eingerichtet, in dem unter anderem der Lorbeerkranz und die prachtvolle Ehrenbürgerurkunde zu sehen sind; Büste von Viktor Tilgner im Burgtheater. Aus einer 1894 gegründeten Bauernfeld-Stiftung wird ein "Bauernfeldpreis" für bedeutende Bühnenstücke verliehen. Nachlass in der Wienbibliothek im Rathaus.

Siehe auch Bauernfeldgasse und Bauernfeldplatz.

Quellen

Literatur

  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Ludwig Eisenberg: Das geistige Wien. Künstler- und Schriftsteller-Lexikon, Mittheilungen über Wiener Architekten, Bildhauer, Bühnenkünstler, Graphiker, Journalisten, Maler, Musiker und Schriftsteller. Wien: Daberkow 1889-1892
  • Peter Ernst: Wiener Literaturgedenkstätten. Hg. von Felix Czeike. Wien: J & V-Edition Wien-Verlag 1990
  • Wilhelm Kosch: Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch. Band 1. Bern: Francke 1949
  • Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
  • Neue deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Berlin: Duncker & Humblot 1953 - lfd.
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. Band 1: A - Blumenthal. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856
  • Johann Willibald Nagl / Jakob Zeidler: Deutsch-Österreichische Literaturgeschichte. Band 2: 1750 - 1848. Wien [u.a.]: Fromme 1914, S. 796 ff.
  • Wilhelm Kosch: Das katholische Deutschland. Biographisch-bibliographisches Lexikon. Band 1. Augsburg: Haas & Grabherr 1933, S. 114 ff.
  • Adalbert Schmidt: Dichtung und Dichter Österreichs im 19. und 20. Jahrhundert. Band 1. Salzburg: Bergland-Buch 1964, S. 82 f.
  • Adalbert Schmidt: Dichtung und Dichter Österreichs im 19. und 20. Jahrhundert. Band 2. Salzburg: Bergland-Buch 1964, S. 370
  • Franz Hadamowsky: Wien – Theatergeschichte. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 821
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23)
  • Hans Lenz: Bauernfeld und die politischen und sozialen Probleme seiner Zeit. Diss. Univ. Wien. Wien 1935
  • Margaretha Burcik: Bauernfeind und Grillparzer, ihre persönlichen und dichterischen Beziehungen. Diss. Univ. Wien. Wien 1936
  • Herbert W. Himmelbaur: Eduard von Bauernfeld als Prosaiker. Diss. Univ. Wien. Wien 1950
  • Kurt Dieman-Dichtl: Musik in Wien. Wien [u.a.]: Molden 1970, Register
  • Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 189
  • Währing. Ein Heimatbuch des 18. Wiener Gemeindebezirks. Wien: Selbstverlag Währinger Heimatkunde 1923-1925, S. 573
  • Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, Register
  • Döblinger Heimatmuseum 11 (1967), S. 15
  • Eduard von Bauernfeld: Wiener Biedermeier. Begegnungen und Erlebnisse. Auswahl und Einführung von Karl Jordak. Wien: Bergland Verlag 1960 (Österreich-Reihe, 106/108)
  • Wilhelm Zentner: Studien zur Dramaturgie Eduard von Bauernfelds. Ein Beitrag zur Erforschung des neueren Lustspiels. Leipzig: Voß 1922 (Theatergeschichtliche Forschungen, 33)
  • Hans Mück: Quellen zur Geschichte des Bezirks Alsergrund. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1978 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 3), S. 20 f.
  • Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 19, 50,16
  • Felix Czeike: III. Landstraße. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1984 (Wiener Bezirkskulturführer, 3), S. 10
  • Felix Czeike: XI. Simmering. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 11), S. 60
  • Helmut Kretschmer: XIX. Döbling. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 19), S. 13
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 58
  • Josef Bergauer: Auf den Spuren berühmter Menschen in Wien. Wien: Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst 1949, S. 23, 84, 138 f., 148
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 17, 87, 283
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 75
  • György Sebestyén: Burgtheater-Galerie. 148 Künstlerporträts der "Ehrengalerie" des Wiener Burgtheaters nach Aufnahmen von Csaba Tarcsay. Mit einer historisch-biographischen Dokumentation von Konrad Schrögendorfer. Wien: Edition Tusch 1976, S. 150
  • Eduard von Bauernfeld: Gesammelte Schriften. 12 Bände. Wien: Braumüller 1871-1873
  • Eduard von Bauernfeld: Ausgewählte Werke. Mit einer biographisch-kritischen Einleitung hg. von Emil Horner. 4 Bände. Leipzig: Hesse & Becker 1905
  • Karl Glossy: Aus Bauernfelds Tagebüchern 1819-1879. In: Jahrbuch der Grillparzer Gesellschaft 1895/96
  • Eduard von Bauernfeld im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.