Schwimmen

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Kupferstich aus "Carl Csillagh: Der philantropische (!) Schwimmmeister, oder: gründlicher theoretisch-praktischer Unterricht in der edlen Schwimmkunst" 1841 (Volltext).
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Datum von
Datum bis
Objektbezug Wasser, Sport, Eisschwimmen, Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 19.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Bildname Schwimmen-csillagh.jpg
Bildunterschrift Kupferstich aus "Carl Csillagh: Der philantropische (!) Schwimmmeister, oder: gründlicher theoretisch-praktischer Unterricht in der edlen Schwimmkunst" 1841 (Volltext).

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Floßbäder im Prater (um 1866).

In der Frühen Neuzeit war die Fähigkeit zu schwimmen noch sehr wenig verbreitet. Vom 17. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg reißen Donaubadeverbote, die teilweise mit Inhaftierung, Zucht- und Arbeitshaus geahndet wurden, nicht ab. Trotz der Verbote badeten und schwammen die Menschen in Donau, Donaukanal und Wienfluss. Erst im Zuge der Aufklärung änderte sich der Blick auf die Bedeutung des Schwimmens. Der Beginn der methodischen Schwimmausbildung für breitere Schichten der Bevölkerung setzte im ausgehenden 18. Jahrhundert ein. Die Schriften von John Locke, John Floyers und Jean-Jacques Rousseau förderten die weitere Entwicklung. In Österreich wurde die bürgerlich-aufgeklärte Leibeserziehung durch die pädagogische Bewegung der Philanthropie verbreitet.

Erste Militärschwimmschulen ab 1810

In Österreich, das 1797 das Erbe der Mittelmeergroßmacht Venedig angetreten hatte, fällt der Initialfunken für einen systematischen Schwimmunterricht in die Zeit der Napoleonischen Kriege. Damals stellte man mit Verblüffen fest, dass französische Soldaten bei der Belagerung Wiens 1809 mehrfach die Donau durchschwommen hatten.

Das Schwimmen wurde nun auch in Österreich zum festen Bestandteil der Rekrutenausbildung: Schon 1810 wurde die erste Militärschwimmschule in Prag errichtet. 1813 folgten die k. k. Militärschwimmschule im Prater sowie zahlreiche vergleichbare Institutionen in den Provinzhauptstädten. Auch an entsprechenden Publikationen zur Theorie des Schwimmunterrichts fehlte es keineswegs. Carl Csillagh (s. Foto) gibt beispielsweise in seinem Buch „Der philantropische (!) Schwimmmeister“ praktische Tipps für die richtige Vorbereitung, das Trockentraining, Dauer- und Intensität der Trainingseinheiten sowie Hinweise für Rettungsschwimmer. Kopfsprünge, Tauchen, Purzelbäume im Wasser werden ebenso behandelt wie das Schwimmen bei Strömung.

Schwimmen in der Freizeit

Vergleichsweise langsamer kam das Schwimmen als Freizeitvergnügung in Mode. Zentrum des frühen Schwimmsports war Großbritannien. Die Entwicklung des Schwimmens zum Breiten-, Massen-, Leistungs- und Spitzensport war von verschiedenen Faktoren abhängig (Schwimmbäder, öffentliches Interesse an Körperertüchtigung, Vereinsgründungen, Wettkämpfe, Einführung des Schwimmunterrichts an Schulen ab der Wende zum 20. Jahrhundert). Der 1861 gegründete "Erste Wiener Turnverein" besaß ab 1862 eine Schwimmschule am Kaiserwasser, die zum Vorbild für andere Vereine wurde.

Schwimmen als Sport

Nach der Donauregulierung eröffnete die Gemeinde Wien hart am neuen Donaubett oberhalb der damaligen Kronprinz-Rudolf-Brücke (Reichsbrücke) das "Erste Wiener Kommunalbad". Ab 1880/1881 fanden in Wien regelmäßig Wettschwimmen und -springen statt, die sich auf das Kommunalbad in Nußdorf, die Militärschwimmanstalt in der Krieau sowie die Donau und den Donaukanal konzentrierten. Am 5. Juli 1881 wurde erstmals eine allgemeine Meisterschaft für Männer ausgetragen und 1887 der "Erste Wiener Amateur Schwimmclub" gegründet, in dem 1894 erstmals eine Damensektion entstand und der regelmäßig Meisterschaften und Schwimmfeste veranstaltete.

Außerdem entstanden in Wien folgende Vereine:

  • Schwimmclub Austria (gegründet 1894)
  • Donau-Schwimmclub (1899)
  • Erster Wiener Damen-Schwimmclub (1899)
  • Erster Wiener Donau-Schwimmclub (1903)
  • Danubia-Damenschwimmclub (1904)
  • Wiener Arbeiterschwimmclub (1909)

Letzterer machte den Schwimmsport populär, errichtete Bäder, erteilte Unterricht, veranstaltete Wettkämpfe und gründete 1930 einen Wasserrettungsdienst. 1899 konstituierte sich der "Österreichische Schwimmsport-Ausschuss", die Vorläuferorganisation des "Verbands Österreichische Schwimmvereine" (VÖS), dem Mitte der 1890er Jahre 166 Vereine mit über 75.000 Mitgliedern angehörten.

Bei den Olympischen Spielen von 1896 errang Otto Herschmann die Bronzemedaille im Schwimmen über 100 Meter Freistil, außerdem wurden 200 Meter Hindernisschwimmen und 60 Meter Tauchen als olympische Disziplinen eingeführt; 1912 errangen österreichische Schwimmerinnen bei den Olympischen Spielen in Stockholm die Bronzemedaille in der 400-Meter-Kraulstaffel. Da vor dem Weltkrieg in einigen Vereinen ein "Arierparagraph" eingeführt wurde, kam es 1909 zur Gründung des jüdischen Allround-Sportclubs Hakoah, in dem beispielsweise dessen Mitglied Friedrich Torberg einen Meistertitel im Schwimmen errang.

Eine besondere Rolle spielte das Gänsehäufel (ursprünglich die Domäne einiger Sport- und Sonnenbegeisterter, die sich um Florian Berndl scharten, nach dem Ersten Weltkrieg ein von der sozialdemokratischen Gemeindeverwaltung ausgebautes Donaustrandbad, das großen Zuspruch fand). Seit 1926 ist der Schwimmunterricht für Pflichtschüler(innen) in Wien obligatorisch vorgeschrieben.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelten sich das Stadionbad (neu errichtet 1956/1957) und das Stadthallenbad (errichtet 1974) zu Austragungsorten für internationale Schwimm- und Springwettkämpfe.

Bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit (1896 in Athen) errang Otto Herschmann über 100 Meter Freistil die Bronzemedaille, Paul Neumann beim 500-Meter-Wettbewerb die erste Goldmedeille. Gunther Philipp war Europameister im Brustschwimmen. Am 27. März 2004 stellte der Wiener Markus Rogan (* 1982) in den Vereinigten Staaten von Amerika auf der Kurzbahn (200 Meter Rücken) mit 1:51,37 einen neuen Europarekord auf (Weltrekord bei 1:50,64). Bei der Weltmeisterschaft 2001 in Fukuoka errang er eine Silbermedaille, bei der Europameisterschaft 2004 in Madrid am 11. Mai die Silbermedaille über 100 Meter Rücken, am 12. Mai die Goldmedaille über 200 Meter Lagen (1:59,79) und am 15. Mai die Goldmedaille über 200 Meter Rücken (1:57,58) sowie bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen am 16. August die Silbermedaille über 100 Meter Rücken (54,35; neuer österreichischer Rekord) und am 19. August die Silbermedaille über 200 Meter Rücken (1:57,58).

Siehe auch

Videos

Wasser hat Balken (Filmdokument XI) (1958), Zitat: WStLA, Filmarchiv der media wien, 144A/B (Ausschnitt)
Lerne Schwimmen (1927), Zitat: WStLA, Filmarchiv der media wien, 056 (Ausschnitt)

Literatur

Weblinks