Alfred Grünfeld

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Alfred Grünfeld, 1922
Daten zur Person
Personenname Grünfeld, Alfred
Abweichende Namensform
Titel Prof., Kammervirtuose
Geschlecht männlich
PageID 28668
GND 116888652
Wikidata Q78657
Geburtsdatum 4. Juli 1852
Geburtsort Prag
Sterbedatum 4. Jänner 1924
Sterbeort Wien
Beruf Pianist, Komponist
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde, Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 18.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 7. Jänner 1924
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 32C, Nummer 2
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname Alfred Grünfeld.jpg
Bildunterschrift Alfred Grünfeld, 1922
  • 1., Getreidemarkt 10 (Sterbeadresse)
  • 1., Getreidemarkt 10 (Letzte Wohnadresse)
  • 19., Cobenzlgasse 42 (Wohnadresse)
  • 2., Praterstraße 49 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Bürger der Stadt Wien (Verleihung: 16. Juni 1922)
  • Ritterkreuz Franz-Joseph- Orden (Verleihung: 1. Oktober 1897)
  • Ritterkreuz II. Klasse des Herzoglich Sachsen Ernestinischen Hausordens (Verleihung: 7. Februar 1887)
  • Roter-Adler-Orden IV. Klasse (Verleihung: 20. Oktober 1896)
  • Orden Eiserne Krone III. Klasse (Verleihung: 30. November 1908)

Alfred Grünfeld, * 4. Juli 1852 Prag, † 4. Jänner 1924 Wien, Pianist, Komponist.

Biografie

Alfred Grünfeld war der Sohn von Regina und Moriz Grünfeld. Obwohl Moriz Grünfeld von Beruf Lederhändler war, wuchs Alfred in einem musikalischen Haushalt auf und erhielt mit sechs Jahren seinen ersten Klavierunterricht bei Julius Theodor Höger. Bereits mit zwölf Jahren, 1864, veröffentlichte Alfred Grünfeld sein erstes Klavierstück "Regina-Quadrille" im Selbstverlag. Am 12. April 1865 folgte sein Debüt im Prager Konviktsaal, gemeinsam mit Alois Neruda und Josef Rebiček. Nach seinem Unterricht bei Höger wurde er von Joseph Krejči in Kompositionslehre und Kontrapunkt und von Bedřich Smetana in Klavier ausgebildet. 1868 verlegte er seine Ausbildungsstätte nach Berlin, wo er bei Theodor Kullak Klavier und Richard Würst Komposition (1868–1870) studierte. 1869 und 1870 besuchte er Franz Liszt in Weimar.

Ab 1870 gab Grünfeld selbst Klavierunterricht und unterrichtete vereinzelte Stunden an der Akademie der Tonkunst in Berlin. Der Pianist baute sich in Berlin ein Netzwerk auf und fing an, regelmäßig Konzerte zu geben.

Nach einem Zwischenstopp in Brünn 1872 verlagerte Grünfeld seinen Lebensmittelpunkt 1873 nach Wien. In der Stadt schloss er Freundschaft mit dem Klavierfabrikanten Ludwig Bösendorfer. Dieser stellte ihm bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges seine Konzertflügel unentgeltlich zur Verfügung – auch für Reisen innerhalb der Habsburgmonarchie, indem sie Grünfeld in die Städte vorausgesandt wurden.

Ab Dezember 1874 unterrichtete Grünfeld Klavier an der "Musikschule Horak" in der Leopoldstadt. Tatsächlich dürfte der Pianist aber durch seine Konzerttätigkeit nur wenig Zeit zum Unterrichten gehabt haben. 1880 wurde ihm eine Professur am Moskauer Konservatorium angeboten, die er nicht annahm.

Grünfeld unternahm ab 1883 erfolgreiche Konzerttourneen nach Frankreich, England, Russland und Rumänien. Gemeinsam mit seinem Bruder Heinrich Grünfeld konzertierte er in Dänemark, Norwegen, Schweden, Serbien und Konstantinopel sowie 1891/1892 in Nordamerika. 1913 wirkte er im österreichischen Stummfilm "Johann Strauss. An der schönen blauen Donau" mit.

Alfred Grünfeld gehörte zu den berühmtesten Pianisten seiner Zeit und interpretierte Werke von Beethoven, Schubert, Schumann und Brahms. Bekannt wurde er aber auch durch seine Konzertparaphrasen Strauss'scher Walzer, die posthum im Druck erschienen. Der Pianist war mit Johann Strauss befreundet, dieser widmete ihm den "Frühlingsstimmen-Walzer".

Jährlich gab Grünfeld von 1882 bis 1923 im Großen Musikvereinssaal ein Konzert, das stets ausverkauft war. Davon abgesehen war Grünfeld auch als Pianist in diversen Salons und bei Gesellschaften der Aristokratie zu hören. 1876 spielte er sogar vor dem Kaiserpaar und erhielt 1881 den Titel "k. k. Kammervirtuose". 1913 bekam er den Titel "k. k. Professor" verliehen.

Der Pianist gehörte einigen Gesellschaften und Vereinigungen an, wie der Künstler- und Schriftstellervereinigung "Grüne Insel", bei der er 1882 aufgenommen wurde. Mitglieder dieser Vereinigung waren unter anderen Eduard Kremser, Hermann Graedener oder Joseph Hellmesberger sen. 1888 trat Alfred Grünfeld der Künstlervereinigung "Schlaraffia Vindobona" bei. Im selben Jahr wurde er als Freimaurer in der Loge "Zukunft" in Pressburg aufgenommen. Die Loge ehrte ihn bei mehreren Feierlichkeiten, etwa zu seinem 25-jährigen Künstlerjubiläum.

Anlässlich seines 60. Geburtstags erschien eine kurze Biografie des Pianisten, die seine Schwester Emma Grünfeld verfasste. Seine Schwester kümmerte sich jahrzehntelang um ihren Bruder und führte den Haushalt. Zudem kümmerte sie sich nach seinem Ableben um dessen Nachlass.

Neben einigen Liedern und mehreren Klavierstücken komponierte Grünfeld auch Kammermusikstücke (meist für ein Streichinstrument und Klavier). Die Operette "Der Lebemann" wurde 1903 uraufgeführt, die Titelrolle verkörperte Alexander Girardi. Seine Oper "Die Schönen von Fogaras" hingegen ist heute kaum mehr bekannt.

Schon in den Frühzeiten der Aufnahmetechniken interessierte sich Grünfeld für die Möglichkeiten, Musik einzuspielen. Von dem Pianisten gibt es somit bereits Aufnahmen aus dem Jahr 1889 auf Wachsrollen des Edison Phonographen sowie auf 7-Zoll-Schallplatten. Ab 1905 spielte er Musikstücke auf Notenrollen für Reproduktionsklaviere ein.

Grünfeld wohnte zuletzt von 1888 bis 1924 am Getreidemarkt im 1. Bezirk. Dort befindet sich auch eine Gedenktafel mit einem Porträtrelief von Florian Josephu. Eine weitere Gedenktafel befindet sich im Kurpark in Baden bei Wien. Trotz jüdischer Konfession entschied die Familie, dass Grünfeld im angebotenen Ehrengrab der Stadt Wien auf dem Zentralfriedhof beigesetzt werden sollte. Das Grabdenkmal wurde von Josef Müllner geschmückt.

Die Alfred-Grünfeld-Gasse im 9. Bezirk wurde nach dem Pianisten benannt, sein Nachlass befindet sich heute unter anderem in der Wienbibliothek im Rathaus.

Quellen

Literatur

  • Isabella Sommer: Alfred Grünfeld (1852–1924). Der "Pianist Wiens". Wien: Hollitzer 2022
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 81
  • Helmut Kretschmer: Wiener Musikergedenkstätten. Wien: Jugend & Volk ²1990
  • Hugo Riemann: Riemann Musiklexikon. Mainz: Schott 1959−1961
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815−1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien / Graz: Böhlau 1954−lfd.
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 108
  • Hermann Clemens Kosel: Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Band 1: Biographien der Wiener Künstler und Schriftsteller. Wien: Verlag der Gesellschaft für Graphische Industrie 1902


Alfred Grünfeld im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks